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Unser Spiel

Unser Spiel

Titel: Unser Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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wartet auf Sie. Ist das nicht erfreulich? Sie ist total in Sie vernarrt. Ihre Sklavin. Ich war stolz auf Sie.«
    »Den Wortlaut«, sagte ich.
    »›Ich warte auf ihn, egal, wie lange es dauert‹, sagt sie mit ganz wunderbarer Gewißheit. › Ich bin seine Penelope, und wenn es Jahre dauern sollte. Tagsüber webe ich, und nachts trenne ich’s wieder auf, bis er mich endlich holen kommt.‹ «
    Den Revolver in der Hand, die Aktentasche segelte hinter mir her, rannte ich zu meinem Wagen. Ich fuhr nach Süden, bis zu den Außenbezirken von Bournemouth; dort ging ich in ein Bungalow-Motel mit Krematoriumsmusik auf den Fluren und mattvioletten Nachtlichtern über den Notausgängen. Ich komme dich holen, sagte ich ihr. Warte. Um Himmels willen, warte auf mich.
    * **
    Sie ist erfroren, zittert aber noch. Als hätte ich sie aus dem eiskalten Meer gerettet. Sie klammert sich an mich, ihre feuchte Haut ist ganz klebrig. Sie preßt ihr Gesicht so fest an meins, daß ich nicht widerstehen kann.
    » Tim, Tim, wach auf.«
    Sie ist nackt in mein Zimmer gestürzt. Sie hat mir das Federbett weggerissen und ihren eiskalten Leib um mich geschlungen, sie flüstert »Tim, Tim«, meint aber doch nur »Larry, Larry«. Sie zittert und drängt sich sinnlos an mich, aber ich bin nicht ihr Geliebter, nur ein Körper, an dem sie sich festhält, kurz vorm Ertrinken, nur die zweite Wahl nach Larry.
    »Du liebst ihn auch«, sagt sie. »Du mußt.«
    Sie schleicht auf ihr Zimmer zurück.
    * **
    Paris , hatte Merriman gesagt. Hat eine Telefonzelle in der Gare du Nord benutzt . Sie haben sie gut ausgebildet .
    Paris, dachte ich. Um noch mal von vorne anzufangen.
    Bei Dee , sagt sie: wo ich wieder zum Leben erweckt wurde .
    Wer ist Dee? frage ich.
    Dee ist eine Heilige . Dee hat mich gerettet , als ich völlig am Ende war .
    Ich fange noch mal von vorne an , zitiert Merriman sie mit seiner parfümierten Stimme. Ich gehe dorthin zurück , wo ich herkomme .
    * **
    Ein grauer Morgen ohne Sonne. Eine lange Auffahrt, am oberen Ende das Haus; Gekreisch von Möwen und Pfauen bei meiner Ankunft. Ich nannte meinen Namen, die Eisentore schwangen auf, als hätte ich »Sesam öffne dich« gesagt; die Villa im Pseudo-Tudor-Stil erhob sich vor mir aus nebligen Rasenflächen, daneben der Tennisplatz, der niemals benutzt wurde, und der Swimmingpool, in dem niemand schwamm. Ein schlaffer Union Jack hing müde um seinen hohen weißen Mast. Hinter dem Haus ein Golfplatz und Dünen. In der Ferne ein gespenstisches altes Schlachtschiff, auf halbem Weg zum Himmel steckengeblieben. Es war schon dagewesen, als ich mich vor fünfzehn Jahren zum erstenmal auf diesen Hügel gewagt und Ockie Hedges zaghaft vorgeschlagen hatte, ob er nicht vielleicht ein wenig zurückstecken und uns bei gewissen Angelegenheiten helfen wolle, die mit Waffenhandel nicht unverwandt seien.
    »Helfen? Wie soll das aussehen, junger Mann?« fragt Ockie hinter seinem napoleonischen Schreibtisch. Offiziell ist noch immer die Isle of Wight sein Geschäftssitz, aber mit zunehmendem Alter wickelt er seine Transaktionen lieber hier auf dem Hügel bei Bournemouth ab.
    »Nun ja, Sir«, sage ich verlegen, »wir wissen, daß Sie mit dem Verteidigungsminister sprechen, aber wir dachten, daß Sie auch mit uns sprechen könnten.«
    »Worüber denn, junger Mann?« – jetzt noch gereizter – »Reden Sie Klartext. Worum geht es?«
    »Die Russen lassen sich von westlichen Händlern heimlich mit Waffen beliefern«, sage ich.
    »Versteht sich.«
    »Einige dieser Händler sind Geschäftsfreunde von Ihnen«, sage ich und enthalte mich hinzuzufügen, daß sie auch seine Partner sind. »Wir würden Sie gern als Horchposten gewinnen, wir möchten Ihnen Fragen stellen und regelmäßig Kontakt mit Ihnen haben.«
    Folgt ein langes Schweigen.
    » Und? « sagt er.
    »Und was?«
    »Was haben Sie mir anzubieten , junger Mann? Was soll mir die Sache versüßen?«
    »Nichts. Sie tun es für Ihr Land.«
    »Nur über meine Leiche«, sagt Ockie Hedges mit Inbrunst.
    Dennoch, nachdem wir mehrere Spaziergänge durch den gepflegten Garten gemacht haben, hält Ockie Hedges, Witwer, trauernder Vater und einer der größten Gauner im illegalen Waffenhandel, es trotz allem für an der Zeit, ins Heer der Rechtschaffenen einzutreten.
    ***
    Ein großer junger Mann im Blazer führte mich durch die Vorhalle. Er hatte breite Schultern und kurzes Haar, so hatte Ockie seine großen jungen Männer gern. Zwei Bronzekrieger mit Pfeil und Bogen bewachten

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