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Unsere Claudia

Unsere Claudia

Titel: Unsere Claudia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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denken, Kleines! Onkel Peter hat eine wirklich schöne Dreizimmerwohnung. Zwei Schlafzimmer und eine große Wohnstube. Du bekommst dein eigenes hübsches Zimmerchen, Claudia. Freust du dich nicht darüber?“
    „Ja, gewiß“, sagte Claudia.
    Wieder eine Pause. Dann fragte Mutti tastend:
    „Glaubst du nicht, daß du jetzt schlafen kannst? Es ist so spät…“
    „Doch. Gute Nadit, Mutteichen.“
    „Gute Nacht, mein kleines Mädchen.“

Eifersüchtig, Claudia?
     
     
    Der kleine rote Zweisitzer fraß die Kilometer. Er sauste sicher und gleichmäßig auf den hartgefrorenen Straßen dahin, und der Motor brummte fleißig und zuverlässig.
    Am Steuer saß Onkel Peter, neben ihm Anita Keller. Hinten hatte der Wagen eine kleine Erhöhung für die Koffer. Hier hatte Onkel Peter mit Hilfe von Schaumgummikissen einen bequemen Sitz zurechtgemacht, und Claudia saß ausgezeichnet.
    „Ein Jahr geht es noch“, lachte Onkel Peter. „Wenn du aber erst fünf Zentimeter länger geworden bist, dann stößt du mit dem Kopf ans Verdeck. Dann werde ich ein neues Auto kaufen müssen!“
    Onkel Peter war genauso munter und natürlich und nett wie immer. Claudia war so unendlich dankbar, daß er keine Rührszene veranstaltet hatte, als sie sich nach dem Heiligabend zum ersten Male wiedersahen. Er hatte ihre Hand fest gedrückt, das war alles. Und als Claudia ihm den Rest ihrer Schulden abbezahlte, hatte er nicht widersprochen. Zwar hatte er ihr ein üppiges Geschenk zu Weihnachten machen können, aber Schulden waren Schulden, und die mußten bezahlt werden. Das hatte Claudia gern an ihm.
    Überhaupt, es war nicht zu leugnen, daß sie Onkel Peter gut leiden mochte. Und eben deshalb war alles so schwierig! Ware Onkel Peter aufdringlich und prahlerisch gewesen, oder wäre er selbstsüchtig und beanspruchte Mutti ganz für sich allein, hätte er gezeigt, daß er Claudia dahin wünschte, wo der Pfeffer wächst, dann wäre alles gewissermaßen viel einfacher gewesen. Dann hätte Claudia toben und schimpfen und weinen und ihrer Eifersucht frei die Zügel schießen lassen können. Aber so gab es keinen Grund dafür. Man kann nicht toben und mit Menschen schimpfen, die einem nur Gutes erweisen!
    Und so mußte Claudia denn mit sich allein ringen und mit dieser sinnlosen Eifersucht, die sich ihrer zerquälten kleinen Seele bemächtigt hatte. Sie hatte keinen Menschen, mit dem sie reden konnte. Mutti – das war ausgeschlossen. Onkel Peter – noch unmöglicher. Elsa – nein, nie im Leben! Elsa würde auch nicht das kleinste bißchen verstehen. Vielleicht würde Claudia mit Fräulein Röder sprechen können. Aber mit Fräulein Röder war sie ja nie unter vier Augen allein.
    Über eins war sie jedenfalls froh: Mutti hatte mit dem Direktor gesprochen, und es war vereinbart worden, daß Claudia in ihrer alten Klasse bleiben dürfe. Gerade jetzt, dachte Mutti, ist es gut für Claudia, daß sie Fräulein Röder und die guten Freundinnen um sich hat. Außerdem -Claudia war noch immer bleichsüchtig, es hatte keinen Sinn, sie über Gebühr anzustrengen, was in einer höheren Klasse sicher notwendig sein würde.
    Wart nur, dachte Mutti, bald werde ich selbst ein Auge darauf haben, daß du in die frische Luft hinauskommst! Bald wird deine Mutter sich deiner richtig annehmen können, du kleines vernachlässigtes Schlüsselkind!
    Damit beschäftigten sich Anita Kellers Gedanken, während sie im Auto saß. Und dieselben Dinge gingen auch Claudia im Kopfe herum. Übrigens war sie seit Weihnachten ziemlich viel in die frische Luft hinausgekommen. Das Wetter war schön gewesen, und Claudia war täglich eine Stunde auf die Eisbahn gegangen. Ihre Freundinnen beneideten sie laut und vernehmlich um ihre feinen Schlittschuhe, und Claudia merkte, sie würde im Schlittschuhlaufen sehr viel weiterkommen, wenn sie jeden Tag eine Stunde übte. Sie war so schlank und leicht und hatte so lange Beine – und dies alles kam ihr zustatten, sobald sie die Geschwindigkeit hinaufsetzen wollte oder wenn sie sich im Kunstlauf versuchte.
    Wenn Claudia Schlittschuh lief, dann vergaß sie ab und zu, was sie bedrückte: Daß sie bald ihre gemütliche Häuslichkeit auflösen, bald von Nummer achtzehn wegziehen, und die Abteilungsleiterin Anita Keller bald die Frau des Herrn Direktors Brodersen werden sollte.
    Claudia grauste es vor dem Hochzeitstag. Es nützte nichts, daß sie sich selber gut zuredete, sie müsse vernünftig sein – es grauste ihr ganz unsinnig davor!
    Aber gegen

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