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Unsere Claudia

Unsere Claudia

Titel: Unsere Claudia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Tante Helga.
    „Karin ist ein frisches Mädel, Claudia, aber ich kann nicht gerade behaupten, daß sie häuslich wäre. Auf dem Sportplatz ist sie ein Phänomen, aber in der Schule schon weit weniger, und im Hause – nun ja, ich gebe zu, ich bin selber schuld daran, ich habe wohl immer viel zuwenig von ihr gefordert!“ Tante Helga wusch ab, und Claudia trocknete ab. „Hast du Bilder mitgebracht, Tante Helga? Von Karin und dem Kleinen und Onkel Bo…?“
    „Bilder? Du liebe Zeit, eine ganze Photoausstellung habe ich bei mir! Du kannst dir doch denken, daß ich meine Familie herumzeigen muß! Komm, wir wollen fix machen, dann kommst du schnell mit ‘rauf, ich zeige dir den ganzen Stapel!“
    Tante Helga war in der Mansarde untergebracht. Und dort hinauf nahm sie Claudia mit, nachdem der letzte Teller abgetrocknet und weggestellt war.
    „Hier, das ist Karin auf Skiern – forsches Mädel, nicht wahr? Sie hat Weihnachten den ersten Preis im Slalomlauf gemacht… hier hast du Onkel Bo und unseren kleinen Bertil – hier Karin auf dem Sprungbrett, das war im letzten Sommer – sie hat auch Preise im Schwimmen gewonnen. Hier Karin mit Nystan – “ Claudia bekam ein neues Bild in die Hand gedrückt, es zeigte Karin mit einer graugestreiften Katze auf dem Arm. „Nystan?“ wiederholte sie fragend. „Ja, ganz recht, so heißt die Katze, Nystan bedeutet ,Knäuel’. Sie war so ein rundes und strubbliges kleines Dingelchen, als wir sie bekamen – sie sah aus wie ein Angoraknäuel, und darum haben wir sie Nystan getauft.“
    „So ein kleines Kätzchen zu haben, das muß wirklich schön sein. Oder einen Hund, so wie Anka.“
    „O ja. Könnt ihr euch nicht so was zulegen? Das müßtest du doch können?“
    „Ja, aber weißt du, da Mutti und ich den ganzen Vormittag weg sind, geht es doch nicht gut – wer soll denn…“ Claudia schwieg plötzlich.
    „Nun, das wird ja jetzt anders! Von jetzt ab wird deine Mutter den ganzen Tag zu Hause sein. Gott sei Dank! Deine Mutter hat sich in diesen Jahren gehörig abschuften müssen, Claudia.“
    „Ja“, sagte Claudia.
    Tante Helga wollte noch mehr sagen, besann sich aber. Statt dessen holte sie noch mehr Bilder hervor.
    „Dies hier hat Onkel Bo im letzten Sommer auf Skansen aufgenommen. Du weißt doch, was Skansen ist? Ein großer, wunderschöner Park, der auf einer felsigen Anhöhe liegt – dort gibt es ein Volkskundemuseum und auch so was Ähnliches wie einen kleinen Zoo – und prächtige Restaurants – und sieh nur, wie zahm die Eichhörnchen sind…“
    Das Bild stellte Tante Helga und ihre ganze Familie dar, an einem kleinen Tisch in einem Gartenlokal. Claudia machte große Augen. Denn mitten auf dem Tisch, zwischen Tassen und Tellern, saß ein lebendiges Eichhörnchen, und ein zweites saß zutraulich und vergnügt auf Karins Schulter.
    „Ach du, daß möchte ich aber gern mal sehen!“ entfuhr es Claudia.
    „Ja, dann komm doch“, lachte Tante Helga. „Es ist eigentlich eine Schande, daß du uns noch nie besucht hast in Stockholm. Du kennst ja deine eigene Verwandtschaft so gut wie gar nicht!“
    Claudia seufzte. „Ach, wie gern würde ich kommen, Tante Helga. Es ist bloß…“
    „Du meinst die Schule?“
    „Nein, aber das Geld. Die lange Reise ist so teuer! Ware sie nicht so teuer, dann hätten Mutti und ich euch schon längst mal besucht. Nein, an die Schule denke ich gar nicht – uff-“
    „Was muß ich hören? Sagst du ,uff’ von der Schule? Du, wo du doch in der Schule der Glanz der Familie bist, so daß unsereins sich ganz minderwertig vorkommt, mit einer Tochter, die nur eben – eben mitkommt -!“
    „Ja, ich sage ,uff’, weil ich in eine verkehrte Klasse gehe – sie wollten, daß ich eine Klasse überspringe, und dazu hatte ich keine Lust – und jetzt habe ich fast ein schlechtes Gewissen. Und ich gebe zu, ich hätte es auch vielleicht geschafft, wenn ich eine Klasse höher gekommen wäre, aber-“ Claudia saß und schwatzte und erzählte von Fräulein Röder und den Freundinnen, und daß Mutti sie gar nicht gedrängt habe, aber gerade deswegen habe sie ein schlechtes Gewissen.
    Tante Helga war so geradeheraus und munter, und es war leicht, mit ihr zu reden. Und – Tante Helga war Mutter. Sie begriff vielleicht von Claudias Nöten mehr, als das Mädchen wußte. Tante Helga hörte aufmerksam zu, und mit einemmal lachte sie vom einen Ohr zum andern.
    „Claudia, ich habe die großartigste Idee von der Welt! Komm mit mir nach Stockholm, wenn

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