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Unsere Claudia

Unsere Claudia

Titel: Unsere Claudia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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gemacht hast…“
    „Und das erlaubt meine strenge Tochter nicht“, lachte Mutti. „Alles in Ordnung, Claudia! Ich verstehe dich so gut! Übrigens magst du sogar recht haben, ich rede sicher hin und wieder Quatsch!“
    „Sicher“, lachte Onkel Peter. „Wer täte das nicht? Wolltest du nicht die Zuckerdose holen, Claudia? Wo ist sie? Wer ist hier im Hause augenblicklich der Quatschkopf? ‘raus, hol den Quatschkopf, kleine Zuckerdose – nein, ich meine natürlich…“
    So löste sich denn die ganze Angelegenheit in Lachen auf, und alles war gut und nett.
    Claudia saß mitten im Zimmer auf dem Fußboden, mit einem offenen Paket im Schoß.
    „Onkel Peter – ich glaube fast, bei dir ist eine Schraube los!“ Claudia holte einen blitzblanken Schlittschuhstiefel aus dem Karton. Ihre Augen glänzten, und ihre Hand strich über das weiche Leder des Stiefels.
     
     

     
     
    „Bei mir nicht“, sagte Onkel Peter. „Aber ich dachte mir, vielleicht bei einem deiner alten Schlittschuhe, die doch sicher zum Schrauben sind!“
    „ Du mußt Claudias Ausdrucksweise entschuldigen“, lachte Mutti. „Nimm es so, wie es gemeint ist…“
    „Ich fasse es selbstredend als einen herzlichen Dank auf“, lachte Onkel Peter. „Aber wie ist es eigentlich damit, Claudia, du magst doch gern Schlittschuh laufen?“ Claudia nickte, und ihre Augen strahlten.
    Sie stellte sich recht geschickt an beim Schlittschuhlaufen, aber mit ihren alten Schlittschuhen war es nicht mehr weit her. Tatsächlich war es so, daß sie oft die Absicht gehabt hatte, aufs Eis zu gehen, es aber hatte sein lassen, weil sie sich über die dummen Schlittschuhe ärgerte, die nur zu leicht von ihren Stiefeln abrutschten, weil die Schrauben ausgeleiert waren. Und so blieb sie denn oft lieber in der Sofaecke sitzen mit der Nase in einem Buch.
    Sie hatte ihrer Mutti nie etwas von ihrem heißen Wunsch gesagt, denn sie wußte ja, wie furchtbar teuer solche Schlittschuhstiefel waren.
    Aber nun – nun wollte sie schon gleich morgen auf die Eisbahn gehen!
    Claudia war von ihren Schlittschuhen so in Anspruch genommen, daß einige Minuten vergingen, ehe sie die merkwürdige Stille im Zimmer wahrnahm. Sie blickte auf. Mutti saß da und hielt ebenfalls ein offenes Päckchen in der Hand. Eine ganz kleine Schachtel. Sie hatte den Deckel abgenommen, und drinnen lag auf einem samtnen Polster ein feiner, alter, goldener Halsschmuck.
    Im Zimmer war es ganz still. Lange. Onkel Peters Augen ruhten auf Mutti.
    Und dann sprach Mutti gedämpft, beinahe flüsternd, während sie auf den Schmuck schaute: „Wie ist das schön, Peter. Es ist nur viel zu…“
    „Magst du es wirklich? Das freut mich.“ Er legte seine Hand auf Muttis Hand. Und auch er blickte jetzt auf den Schmuck nieder. Nach einer Weile sagte er leise: „Er hat meiner Mutter gehört.“
    Claudia packte mit zitternden Händen alle ihre Geschenke zusammen. Die Schlittschuhe – die Bücher – den Faltenrock und die prachtvolle Jacke, die Mutti ihr zum Schlittschuhlaufen geschenkt hatte – die zehn Mark von Großmama, zwei und eine halbe Rate vom Photoapparat – das Strumpftäschchen von Elsa – die Fausthandschuhe von Tante Helga. Sie packte alles zusammen, sie knibberte alle die roten Schleifen auf, mit denen die Pakete zusammengehalten waren, sie strich das benutzte Weihnachtspapier glatt und faltete es säuberlich zusammen. Und die ganze Zeit über zitterten ihre Hände.
    Mutti blies die Weihnachtskerzen aus, sie waren fast heruntergebrannt. Nun war der Raum nur noch von der kleinen Lampe in der Ecke erhellt.
    Mutti und Onkel Peter sprachen nicht. Onkel Peter hatte Mutti den Schmuck um den Hals gelegt, und sie hatte seine Hand ergriffen, sie fest gedrückt und ihn dabei angesehen.
    Claudia warf noch einmal einen Blick auf die beiden, ehe sie mit dem Einwickelpapier in die Küche ging.
    Und jetzt war sie nicht mehr erregt, nicht mehr nervös, so, wie in den ganzen letzten Tagen.
    Nun brauchte man nicht mehr gespannt zu sein. Man brauchte vor nichts mehr Angst zu haben. Da gab es nichts mehr, worüber man sich immer von neuem den Kopf zerbrechen mußte.
    Jetzt lag alles offen zutage. Jetzt wußte Claudia Bescheid. Und in ihrem Innern breitete sich eine große, dumpfe Stille aus. Eine große, traurige Ruhe.
    „Mutti, weißt du was, ich bin müde. Hast du etwas dagegen, wenn ich schlafen gehe?“
    „Aber liebes Kleines, natürlich nicht – geh du nur schlafen, es ist ja auch wirklich kein Wunder, daß du müde

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