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Unsere Claudia

Unsere Claudia

Titel: Unsere Claudia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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zurückgeschickt!“
    Ja, Onkel Peter scherzte und lachte bis zum allerletzten Augenblick.
    Aber Mutti flüsterte ihr noch ganz zuletzt ins Ohr:
    „Claudia, mein Kleines – wenn du Heimweh hast, dann kommst du gleich wieder, verstehst du? Sowie du schreibst, du möchtest am liebsten nach Hause, dann schicken wir dir die Fahrkarte. Und versprich mir eins, Kleines: Wenn du irgendwelche Schwierigkeiten oder Probleme hast, dann schreibst du uns sofort, auf der Stelle. Versprichst du mir das?“
    „Ja, Muttel.“ Claudia hatte aber trotz allem ein gutes und zuversichtliches Gefühl. Tante Helga war so freundlich, und es würde sicher schön werden in Stockholm. Aber es tat dennoch gut zu wissen, daß die sichere, liebevolle Mutterhand sie mit festem Griff hielt, quer über Land und Meer und alle Grenzen!
    „Höre mal, Claudia, wenn du glaubst, ich will dich mit einer Lungenentzündung nach Stockholm bringen, dann irrst du dich! Und eine Lungenentzündung holst du dir, wenn du noch länger da draußen in der Kälte stehst! Also hinein mit dir ins Warme!“
    Claudia lächelte und folgte gehorsam Tante Helga in den gemütlichen Schreibsalon auf der Fähre. Hier war es warm und schön, und Claudia mußte den Mantel ausziehen.
    „Gleich kannst du hingehen und Schokolade kaufen“, sagte Tante Helga. „Hier auf der Fähre gibt es Schokolade und Zigaretten und Parfüm ohne Zoll, weißt du, und ich will Mitbringsel für meine Familie besorgen. Her mit deiner Fahrkarte, wir bekommen nämlich auf jede Fahrkarte nur eine bestimmte Menge. Das heißt, Schokolade möchtest du wohl für dich selbst kaufen, aber Zigaretten brauchst du doch wohl kaum?“
    Nein, die brauchte Claudia nicht. Kurz darauf standen sie draußen in der hellen kleinen Halle, wo die Reisenden vor kleinen Läden Schlange standen, um ihre Einkäufe zu machen. Und Claudia riß die Augen groß auf, als sie die prächtigen Schachteln mit Konfekt zu Gesicht bekam und die Seifen und Parfüms, die nur einen Bruchteil von dem kosteten, was man zu Hause in den Geschäften bezahlen mußte.
    „Aha, jetzt verstehe ich, wieso du so phantastische Geschenke für uns mithattest!“ lachte sie. „Dies Parfüm da hast du Mutti mitgebracht – und da ist die Seife, die du für Großmama mithattest und das Konfekt auch – und die Schokolade da für mich.“
    „Klar!“ sagte Tante Helga. „Geschenke sollte man immer außerhalb der Dreimeilenzone kaufen! Aber den Schal für Großmama, den habe ich wahrhaftig selbst gestrickt, aus schwedischer Wolle, die auf ehrliche Art und Weise in Stockholm erworben wurde!“
    „Du kannst wunderbar stricken, Tante Helga“, sagte Claudia in ehrlicher Überzeugung.
    „Nun ja, so was lernt man, wenn man einen Mann und zwei Kinder hat, die darin wetteifern, Strümpfe und Pullover zu zerreißen“, lachte Tante Helga.
    „Daß du aber Zeit dafür findest…“, sagte Claudia.
    „Klar finde ich Zeit dafür! Ich habe doch nur meine Familie und meinen Haushalt, nicht wahr?“
    Claudia sann nach. Bald würde Mutti das gleiche sagen. Ob Mutti dann wohl auch zum Stricken kam? Ob sie dann wohl auch diese heitere Ruhe hatte wie Tante Helga? Ob sie dann abends nie mehr so todmüde war?
    Laut sagte Claudia von all dem nichts. Sie kehrte zu dem Schal und der Großmutter zurück.
    „Der Geburtstag war doch furchtbar gemütlich“, sagte sie.
    „Natürlich war er das! Und du hast wirklich so lieb geholfen! Ich verstehe nicht, daß du sagen kannst, du seiest im Haushalt nicht tüchtig, Claudia!“
    „Es ist aber wahr, Tante Helga. Doch, du mußt verstehen, ich kann natürlich Staubwischen und Kartoffeln schälen und Besorgungen machen, aber bis ich so einen Pudding kochen könnte, wie du ihn mir nichts dir nichts zusammengerührt hattest, bis dahin müßte ich…“
    „- etwas älter werden“, ergänzte Tante Helga den Satz. „Mein Kind, du bist dreizehneinhalb und ich bin vierzig, das ist ein kleiner Unterschied! Wenn ich siebzig bin, werde ich dich als Köchin bei mir anstellen, ohne mit der Wimper zu zucken!“
    „Versprich nicht zuviel“, lachte Claudia und steckte ein Stück billige „Dreimeilen-Schokolade“ in den Mund.
    Ein paar Stunden später rollte der Zug von der Fähre an Land, und sie waren auf dänischem Boden. Claudia war riesig beeindruckt von dem Zugführer und den Paß- und den Zollbeamten – sie gingen leicht und mühelos von einer Sprache zur andern über und wechselten unaufhörlich zwischen Deutsch, Dänisch und

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