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Unsere Claudia

Unsere Claudia

Titel: Unsere Claudia
Autoren: Berte Bratt
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Katastrophe, und jetzt hab’ ich ihm andere Höschen angezogen und die schmutzigen gleich gewaschen.“
    „Mein Sohn macht mir aber auch wirklich nur Schande!“ lachte die Tante.
    „Du unterstehst dich und sagst auch nur ein einziges herabsetzendes Wort über Brüderchen!“ widersprach Claudia lächelnd. „Er ist der süßeste kleine Kerl, der jemals in einer Sportkarre gesessen hat. Wenn Mutti mich mal überkriegen sollte, dann komme ich nach Schweden zurück und suche mir bei dir eine Stellung als Kindermädchen.“
    „Ich finde, das bist du doch schon“, sagte Tante Helga. „Du bist eine kleine Perle, Claudia!“
    „Hier werden wohl feine Zeugnisse verteilt“, murmelte Karin ein wenig verdrossen und stellte einen Stiefel ziemlich hart auf.
    „Ja, nicht wahr?“ sagte Tante Helga. „Claudia kann es im Skilaufen und Schlittschuhlaufen nicht entfernt mit dir aufnehmen, aber du stehst dafür im Kinderhüten hinter ihr zurück.“
    „Ja, und in Schulzeugnissen und Preisausschreiben und Hosenwaschen und Vorzüglichkeit ebenfalls“, murmelte Karin. Sie nahm ihre Stiefel und verschwand in ihrem Zimmer. Claudia blickte ihr gedankenverloren nach, sagte aber nichts. Sie spülte.das Kinderzeug, wrang es aus und hängte es auf den Wäschetrockner.
    Was in aller Welt fiel bloß der Karin ein?
    „Wollen wir nicht gehen und Onkel Bo abholen?“ fragte Claudia. Es war schon zur Gewohnheit geworden, daß sie und Karin ihm samstags auf seinem Nachhauseweg vom Büro entgegengingen.
    Es hatte den Anschein, als wolle Karin eine abweisende Antwort geben, aber sie besann sich. „Meinetwegen“, sagte sie nur.
    So trabten sie denn durch die scharfe Märzsonne, die verkündete, daß der Frühling nun nicht mehr weit sei, wenn auch hier und dort noch immer Schnee lag.
    Wie schweigsam Karin war. Claudia verstand es nicht. Sie hatte die Kusine doch nicht beleidigt? Sie forschte in ihrem Gedächtnis. Nein, im Gegenteil – sie hatte ihr getreulich bei ihren Schulaufgaben geholfen, sowohl im Rechnen wie in Englisch, und Karin war tatsächlich in der letzten Zeit in der Schule besser mitgekommen. Warum war Karin nur so unfreundlich.
    Claudia wollte so gern etwas Nettes sagen, um Karins Stimmung aufzubessern! Aber wovon sollte sie reden? Vom Sport – von Tieren – ja, von Tieren, natürlich!
    „Du Karin, weißt du, worauf ich mich freue? Auf Skansen; als wir in Eulenstedt waren, zeigte deine Mutter mir ein Bild von dir mit einem Eichhörnchen auf der Schulter, und sie erzählte mir so viel von Skansen.“
    Tatsächlich. Jetzt hellte sich Karins Gesicht auf.
    „Da gibt es auch einen jungen Eisbärenl“ sagte sie. „Der ist so süß, sieht aus wie ein lebendiger Teddy. Wir können ja Papa mal fragen, ob wir morgen hingehen können.“
    „Du hast aber auch ein unerhörtes Glück, Karin“, sagte Claudia, „daß du so einen famosen und guten Vater hast.“
    „Ja, den habe ich!“ sagte Karin, und in ihrer Stimme lag fast ein Triumph. „Aber hast du nicht auch einen – jetzt?“ fügte sie hinzu.
    Claudia schüttelte den Kopf.
    „Mein Vater ist ja tot“, sagte sie. „Aber natürlich habe ich Onkel Peter. Doch, doch, er ist riesig nett und gut…“ Plötzlich lächelte Claudia und erzählte Karin die Geschichte vom letzten Dezember, von dem vergessenen Schlüssel und dem zerstörten Photoapparat, und wie hilfsbereit Onkel Peter gewesen war.
    „Das war aber riesig anständig von ihm“, sagte Karin. „Glaubst du, daß du Onkel Peter nun immer Onkel nennst? Da er doch jetzt dein Stiefvater geworden ist?“
    „Wenn ich an ihn denke, nenne ich ihn immer Onkel Peter“, antwortete Claudia. „Und wenn ich ,Vater’ denke, dann denke ich an meinen richtigen Vater – wenn ich ihn auch nie gesehen habe…“
    „Dann kannst du ihn doch eigentlich gar nicht vermissen?“ sagte Karin.
    „Nein, vermißt habe ich ihn nie“, gestand Claudia. Dann lächelte sie. Dort, ein Stück vor ihnen, kam Onkel Bo gegangen.
    „Bis jetzt“, fügte Claudia hinzu.
    „Es ist wahrhaftig ein Segen, daß man eine Oma hat“, sagte Claudia.
    Wieder hatte die Oma sich erboten, Bertil zu warten, während der Rest der Familie nach Skansen ging.
    „Es ist viel zu anstrengend für so einen kleinen Kerl“, sagte die Oma. „Und ihr seid freier, wenn ihr nicht immer auf den Bengel Rücksicht zu nehmen braucht. Brüderchen und ich werden es uns schon gemütlich machen!“
    Nun gingen sie also durch den Zählapparat auf Skansen und rollten mit der
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