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Unsere Claudia

Unsere Claudia

Titel: Unsere Claudia
Autoren: Berte Bratt
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Schwedisches – und sich selber fröhlich auf der Laute begleitete.
    Ich kann es gut verstehen, wenn Onkel Bo sagt, man darf nicht von Stockholm wegfahren, ohne den „Goldenen Frieden“ erlebt zu haben.
    Dies schreibe ich frühmorgens. Karin hat ihren monatlichen schulfreien Tag, und wir wollen auf die Eisbahn, aber Onkel Bo hat verlangt, daß Karin erst ihre Schulaufgaben für morgen fertigmacht.
    Ich freue mich auf die Eisbahn. Ich bin jetzt ziemlich sicher auf den Schlittschuhen, nach meinem ersten Pech. Zum Glück kann ich jetzt selbst darüber lachen. Als eins von den Mädels mich später fragte, ob ich denn auf meinem zerbeulten Hintern sitzen und liegen könne, gab ich zur Antwort, nein, natürlich nicht, ich hinge nachts an einer Wäscheleine. Da lachte sie, und ich auch, und wir alle miteinander, und sie lachten auch, weil ich so falsch Schwedisch spreche, aber das macht nichts, sie mögen ruhig lachen. Ein andermal kann ich über sie lachen!
    Da klingelt es. Es wird Ulla sein, und nun gehen wir wohl. Also tausend liebe Grüße, auch an Onkel Peter natürlich,
    von Deiner Claudia
     
    Claudia legte den Kugelschreiber aus der Hand. Es stimmte, Ulla war gekommen.
    „Ich bin sofort fertig“, sagte Karin. Sie warf einen schnellen Blick aus dem Fenster. „Du liebe Zeit, es schneit ja!“
    „Nur ein bißchen“, meinte Ulla. „Es hört sicher bald wieder auf.“
    Aber ehe Karin noch fertig war und ihre Bücher zuklappen konnte, schneite es so dicht, wie es an einem Februartag in Stockholm nur schneien kann.
    „Also nichts mit Schlittschuhlaufen heute“, seufzte Karin. Ulla hörte nicht zu. Sie hatte auf Karins Nachttisch eine illustrierte Zeitschrift gefunden.
    „Hast du das Preisausschreiben gesehen, Karin? Junge, das sind ja phantastische Preise! Erster Preis eine Flugreise nach Paris für zwei Personen – vierzehn Tage Aufenthalt – und dann eine Flugreise nach Kopenhagen – und eine nach Oslo – eine Autobusfahrt nach Lappland – nein, Karin, im Ernst, hast du dir das schon angesehen?“
    „Nein“, sagte Karin, „ich hab’ kein Talent für solche Preisausschreiben – wenn’s ein sportlicher ‘Wettbewerb wäre, dann wäre ich dabei! Was soll man denn da alles raten?“
    Ulla war schon in die Aufgabe vertieft. Die war ziemlich knifflig. Es sah so aus, als brauchte man hier allerlei geographische wie auch geschichtliche Kenntnisse.
    „Nein, so was von Frage – “ murmelte Ulla mit gerunzelter Stirn. „Hört doch bloß mal: Ein Franzose und eine Engländerin wohnen in einer deutschen Stadt. Stellen Sie die Buchstaben in seinem Namen um, dann finden Sie den ihren. Stellen Sie sie noch einmal um, und Sie haben den Namen der Stadt.“
    „Das würde ich doch nie ‘rauskriegen“, sagte Karin, „und wenn ich studierte, bis ich neunzig bin.“
    Claudia bat Karin, es ihr zu übersetzen. Sie war nicht ganz sicher, ob sie den Text verstanden hatte. Und dann grübelte sie darüber nach, daß es in ihren Gehirnfugen knackte, während Ulla die Aufgabe weiterlas.
    „Ich hab’s!“ rief Claudia. „Das muß so sein: Er heißt Jean – sie heißt Jane – die Stadt heißt Jena!“
    „Ich muß schon sagen, Grips hast du!“ rief Ulla.
    „Das fehlte ja nun noch, daß Claudia die Städte in ihrem eigenen Land nicht kennte“, murmelte Karin.
    „Laß doch mal hören, wie gut du die schwedischen kannst!“ lachte Ulla. „Aber guck mal, Claudia – hier ist die gleiche Aufgabe noch mal, diesmal ist die Frau Nordländerin und der Mann Israelit und die Stadt liegt in Afrika.“
    „O je“, sagte Claudia. Diese Nuß war nicht so einfach zu knacken. Sie überlegte sich biblische Männernamen, und sie holte den Atlas herbei und forschte in Afrika, aber es dauerte lange, bis ihr eine Erleuchtung kam.
    „Kann der Frauenname Nora sein?“ fragte sie. „Daraus kann man dann nämlich Aron bilden – und in Nordafrika gibt es eine Stadt, die heißt Oran!“
    Diesmal konnte Karin Claudias Pfiffigkeit im Denken nicht verringern. Nun saßen Ulla und Claudia über die Zeitschrift gebeugt, und Ulla las Schlüsselwort und Erklärungen so langsam vor, daß Claudia folgen konnte.
    „Steppe“, sagte Ulla. „Das ist doch auch ein Schlüsselwort. Steppe – wie heißt die ungarische Steppe – Pußta?“
    „Es könnte auch die sibirische sein“, meinte Claudia. „Tundra!“
    „Tundra – ja, halt mal – doch – da haben wir ein T – wir müssen die Anfangsbuchstaben herauskriegen, schau – hier kann ein T
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