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Unsere Claudia

Unsere Claudia

Titel: Unsere Claudia
Autoren: Berte Bratt
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für dich wäre es viel schöner, wenn Claudia deine Tochter wäre!“
    Nach Karins Worten entstand eine winzig kleine Pause. Onkel Bo brach als erster das Schweigen.
    „Nein, denk mal, ich glaube, wir haben uns immerhin so an dich gewöhnt, daß wir ungern tauschen möchten“, lächelte er. „Jeder hat die Seinen am liebsten, weißt du, ich denke also, wir lassen es, wie es ist. Aber jetzt möchte ich frühstücken – was meint ihr?“
    Alles war wieder eitel Sonnenschein und Freude, und keiner widmete der kleinen Wolke, die Karins Worte für einen kurzen Augenblick vor die Sonne gezogen hatten, noch einen Gedanken.

Luftschlösser um ein Preisrätsel
     
     
    … und Du kannst glauben, alles war so festlich, Mutti. Das Einkaufen mit Onkel Bo zusammen, die Torte backen und den Geburtstagstisch decken. Das Allerneueste war, daß wir alles gemeinsam gemacht haben. Daß wir sozusagen mit Onkel Bo zusammen ein Geheimnis hatten. Du, Mutti, wenn Onkel Peter Geburtstag hat, dann backen Du und ich zusammen eine Torte und kaufen Geschenke, ja? Und wenn wir bis dahin doch auch eine Miezekatze hätten, dann müßten wir was kaufen, damit sie Onkel Peter auch ein Geschenk machen könnte!
    Der übrige Tag war auch himmlisch. Onkel Bo sagte beim Morgenkaffee, heute solle Tante Helga nicht kochen müssen, er lade uns alle miteinander zum Mittagessen ein. Du kannst Dir denken, daß wir in großer Spannung waren. Karin und ich zogen die Sonntagskleider an, Oma kam und paßte auf Bertil auf, und wir zogen alle vier zur Gamla Stan – ach so, ich vergesse ganz, daß Du ja kein Schwedisch kannst! Man stelle sich bloß vor, was für eine unwissende Mutter ich habe. Also, „Gamla Stan“ heißt auf deutsch „Die alte Stadt“. Und nun ahnte ich schon, wohin wir gingen: in den „Goldenen Frieden“.
    Dort kamen wir in ein Kellergewölbe mit einem Büfett und mit Holztischen und Holzstühlen. Und von da gingen wir durch einen Gewölbebogen noch ein paar Stufen weiter hinunter und kamen in einen langgestreckten Kellerraum mit festen Bänken an den beiden Längswänden, und kleinen Tischen davor.
    Wir bekamen einen riesig gemütlichen Ecktisch, und ich saß so, daß ich den ganzen Raum überblicken konnte – und es lohnte sich auch wahrhaftig. In fast der gleichen Länge des Raumes war ein Smörgastisch gedeckt, nein Muttilein, Du hättest Deinen eigenen Augen nicht getraut! Ich starrte und starrte und versuchte, mir alles zu merken, was es da gab, denn ich wollte Dir doch davon erzählen. Aber ich fürchte, ich habe mindestens dreiviertel vergessen. Da gab es kalte Gans und Hühnerpastete und Hering in mindestens zehn verschiedenen Arten, und Fliegenpilze, die aus Eiern und Tomaten gemacht waren, und dann waren da Schinken und Rollwurst und unzählige Sorten Wurst und Leberpastete, und klitzerkleine Frikadellen und kalter Hecht in Gelee (Tante Helga erklärte mir, was es alles war, denn ich hatte ja keine Ahnung, ich sah nur, daß es so fein aussah). Und dann waren da kalte Roastbeefs und Krabben und Hummern und Taschenkrebse und allerhand Komisches in Mayonnaise, und dann Salate in allen Regenbogenfarben. Und dunkles Brot und weißes Brot und Knäckebrot und Brezeln und Pumpernickel und alle Käsesorten, die Du Dir nur wünschen kannst.
    Und dann sagte Onkel Bo, jetzt sollten wir nur ‘reinhauen, soviel wir Lust hätten. Ich fragte, wie wir es denn machen wollten, uns alles zu merken, was wir aßen, wegen der Bezahlung. Aber da erfuhr ich, daß es gleich viel kostet, ob wir Butterbrote mit zwanzig verschiedenen Arten Aufschnitt äßen oder nur ein kleines Stückchen Hering.
    Wir aßen und aßen, besonders ich, bis Tante Helga sagte, ich solle aufhören, denn ich dürfte nicht vergessen, daß das eigentliche Essen doch noch käme!!
    Ja, denk Dir, nach diesem Smörgas bekamen wir etwas ganz Wunderbares, es hieß Jägerfilet. Und hinterher eine herrliche Fruchtcreme. Ich bin noch nie in meinem ganzen Leben so nudelsatt gewesen. Ich komme nach Hause gekullert wie eine Kugel!
    Die Kellnerinnen trugen reizende Nationaltrachten, und alle Tische waren besetzt, und beste Stimmung überall und ein Gesumm ohnegleichen!
    Onkel Bo erzählte, der „Goldene Frieden“ sei eigentlich der Sammelpunkt bekannter Künstler – früher jedenfalls. Da konnte man es erleben, daß der eine oder andere von den Gästen sich auf die Treppe am Ende des langen Raumes setzte und eines der Lieder von dem berühmten Dichter Bellman sang oder sonst was typisch
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