Unsichtbar und trotzdem da!, 4, Jagd in den Straßen (German Edition)
verlieren können.“
„Irre“, sagte Jenny. „Was die Leute so machen, um Geld zu sparen.“
„Die wollten nicht sparen“, meinte Henry Hämpel. „Die wollten ihren Spaß haben! Und für den sogenannten Spaß machen die Leute heutzutage auch jeden Irrsinn! Ein andermal hat mir einKoch fünfhundert Schnecken in einer Kiste auf den Rücksitz gestellt. Und die sind alle aus der Kiste gekrochen und klebten im ganzen Auto. Die ganze Karre war voller Schleimspuren.“
Addi, Jenny und Ağan lachten laut. Sie schnappten gerade nach Luft, als sich das Garagentor öffnete und der blaue Sportwagen seine Schnauze ins Freie schob.
„Das ist er“, verkündete Jenny. „Dem müssen wir nach.“
„Mann, ist das eine Rennflunder!“, stöhnte Henry Hämpel. „Ob ich dem hinterherkomme?“
„Das müssen Sie“, sagte Jenny. „Sie sind unsere einzige Chance.“
„Ich gebe mir alle Mühe! Aber wenn die Karre da aufdreht, dann ist mein oller Diesel dagegen ein Trecker.“
„Hauptsache, der rote Herbie fährt nicht wie der gelbe Raser“, flüsterte Jenny ihren Freunden zu. „Dann haben wir nämlich wirklich keine Chance.“
Aber die Unsichtbar-Affen hatten Glück. Der rothaarige Automechaniker fuhr nicht so wild und rücksichtslos wie der Fahrer des gelben Wagens. Und das Taxi folgte ihm in sicherer Entfernung.
„Nicht zu dicht auffahren“, murmelte Henry Hämpel immer wieder vor sich hin. „Sonst fällt det auf! Immer schön ein paar Wagen Abstand halten.“
„Das machen Sie echt gut, Herr Hämpel!“, lobte ihn Jenny.
„Ja, echt!“, bestätigte auch Ağan. „Sie sind ein Meister der Verfolgung.“
Henry Hämpel lächelte geschmeichelt. „Na ja, für die Gerechtigkeit tut man ja sein Bestes.“
Die Fahrt führte schnurgerade nach Osten, immer weiter auf den großen Ausfallstraßen hinaus aus der Stadt. Nach etwa dreißig Minuten erreichten die Unsichtbar-Affen mit ihrem Chauffeur ein Industriegebiet. Überraschenderweise war dort ziemlich viel Verkehr.
„Hier ist ja mehr los als mitten auf dem Ku’damm“, staunte Addi.
„Ja“, nickte der Taxifahrer. „Ist eigentlich ’ne tote Gegend, aberjetzt fahren die hier alle von der Arbeit nach Hause. Das ist der Aufbruch der arbeitenden Bevölkerung ins Wochenende. Die nächste Stunde ist hier Highlife.“
„Haileif, was ist das denn?“, fragte Ağan.
„Na, voll was los auf Englisch“, erwiderte Jenny.
„Wundert mich nur, was dein Erzeuger hier will“, meinte Henry Hämpel. „Alle andern hauen hier ab und der kommt her? Ist ja merkwürdig so was.“
„Aber das ist doch klar“, sagte Jenny. „Der arbeitet hier als Nachtwächter. Das hat er schon immer gemacht. Mit seinem Auto kurvt er um die Fabrikgebäude und steht dann die ganze Nacht da und sieht zu, dass keine Diebe kommen und so.“
„Mit so einer Rennflunder?!“ Henry Hämpel trommelte wieder auf sein Lenkrad. „Wie kann der sich bei dem Job denn so eine flotte Gurke leisten?“
„Mein Vater ist größenwahnsinnig“, sagte Jenny ungerührt. „War er schon immer. Der hat immer alles für sein Auto ausgegeben und nie was für meine Mutter und mich.“
Die Unsichtbar-Affen beobachteten, wie der Fahrer des blauen Wagens auf einem großen Parkplatz vor einer Fabrik anhielt.
„Hier sind wir genau richtig, hier können Sie uns rauslassen“, erklärte Jenny.
Herr Hämpel sah auf sein Taxameter. „Vierunddreißig Euround sechzig Cent sind das dann. Tut mir ja leid, dass ich euch das Geld abknöpfen muss. Aber Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps. Aber selbst wenn er hier arbeitet, Mädchen, hier kann dein Vater doch nicht wohnen … und die Freundin wohl auch kaum …“
„Stimmt!“, sagte Jenny ungerührt. „Aber wir verfolgen ihn trotzdem weiter. „Und ich bekomme noch fünfzehn Euro von Ihnen zurück.“
„Klar doch!“ Henry Hämpel zückte seine Geldbörse.
Jenny nahm das Wechselgeld entgegen und die Unsichtbar-Affen kletterten aus dem Wagen. Henry Hämpel lud noch die beiden Räder aus, ehe er sich ächzend wieder hinter das Steuer fallen ließ. „Tschüss dann auch!“, brummte er.
Die Freunde blieben stehen und warteten, bis er gewendet hatte und abgefahren war. Goffi kuschelte sich an Ağans Hals. Jenny lächelte ihn an.
„Er wird deinem Vater ganz bestimmt nichts sagen, Ağan. Er schämt sich, dass er das Geld von uns genommen hat, obwohl du der Sohn seines Freundes bist.“
„Das ist eben viel Geld“, erwiderte Ağan. „Über so eine lange Tour
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