Unsichtbar und trotzdem da!, 4, Jagd in den Straßen (German Edition)
Schiff zum Sinken“, brummte Ağan. „Mein Vater hat völlig recht, wenn er das immer sagt!“
„Aber das ist ein Drängler!“, rief Knopik wieder. „Da, jetzt hat er uns fast berührt!“
„Mensch, Bernd!“, fauchte Yildiz. „Vielleicht ist der Mann mit dem falschen Fuß guerst aufgestanden. Vielleicht sucht er seit einer Stunde einen Parkplatz und findet keinen. Vielleicht …“
In diesem Moment übertönte ein lautes und lang anhaltendes Hupen Yildiz’ Worte. Die Unsichtbar-Affen rissen die Augen auf und hielten ihre Ohren noch näher an das Telefon.
Wieder war das laute Hupen zu hören. Und dann brüllte eine Stimme, bei der es sich eindeutig um die des fiesen Matze handelte: „Erst mich herausfordern und dann nicht zur Sache kommen! Das könnte euch so passen, ihr Schlappschwänze! Aber ich bleibe euch auf den Fersen! Ihr Saftköppe! Ihr Bremsspuren, ihr Schneckenkriecher!“
„Ganz ruhig, gaaaanz ruhig!“, rief Yildiz, die ihr Telefon offenbar vollkommen vergessen hatte.
„Ich bin ja ruhig!“, brüllte Knopik.
„Einfach zur Arbeit fahren und nichts weiter tun. Lass ihn sich beruhigen, Bernd. Das ist immer der erste Schritt bei so was. Den Menschen sich beruhigen lassen. Dann kommt er auch wieder zu sich!“
Durch das Telefon ertönte ein Schrei aus der Ferne.
„Mannomann!“, brüllte es. „So eine Spießerschüssel will mich zum Rennen herausfordern. Und dann so was! Ihr fahrt ja noch schlimmer als die Scheißbullen! Ihr seid ja ein richtig lahmes und dusseliges Blödbullenpaar, hahaha!“
„Das war eine Beleidigung, Yildiz“, keuchte Knopik.
„Oh ja“, knurrte Yildiz. Und auf einmal klang ihre Stimme gar nicht mehr besonnen und ruhig. „Das geht zu weit. Niemand darf uns als Bullen beschimpfen, das ist verboten. Mach das Blaulicht an!“
„Aber Yildiz, wir haben kein Blaulicht, wir sind nur in meinem Privatwagen unterwegs.“
„Mist!“, kam es von Yildiz zurück. „Guck mal, und jetzt überholtder uns auch noch! Der fährt ja locker 100 km/h! Los, den schnappen wir uns! Ich halte unsere Polizeiausweise ans Fenster, dann muss er anhalten! Hast du gesehen, dass sein Nummernschild total dreckig ist? Das ist auch verboten!“
Die Unsichtbar-Affen hörten, wie Gas gegeben wurde. Jenny wurde ganz blass.
Ağan klickte das Gespräch weg. „Keine Sorge! Sie kriegen ihn mit unserer Hilfe!“, sagte er. „Gleich ist es so weit!“
„Ja“, rief Addi. „Ich wette, die sind jeden Augenblick hier, denn jetzt will der fiese Matze bestimmt den Ampeltrick machen. Aber diesmal wird er sein blitzendes Wunder erleben!“
Mit angehaltenem Atem sahen sie die Straße hinauf. Und plötzlich hörten sie es. Ein lautes Motorenjaulen, das sich vom Platz der Luftbrücke näherte. Dann schoss auch schon etwas Gelbes, Schnelles den steilen Mehringdamm herunter. Eine Hupe ertönte, Reifen quietschten und im nächsten Moment röhrte der fiese Matze auf die Blitzampel zu.
„Der durchbricht gleich die Schallmauer!“, brüllte Ağan und duckte sich noch tiefer.
Jennys Gesicht war ganz rot und sie sah dem Raser aus ihrem Versteck ängstlich entgegen. „Genauso schnell ist der auf mich zugekommen“, stieß sie hervor. „Könnt ihr euch das vorstellen?“
„Nee!“, sagte Ağan mit offenem Mund. „Das ist echt finster!“
In diesem Moment tauchte auch der graue Kleinwagen von Knopik auf.
„Endlich!“, brüllte Ağan.
„Vorsicht!“, mahnte Addi. „Wenn sie uns hören oder sehen, sind wir entlarvt!“
Ağan schlug sich die Hände vor den Mund.
Der Vorsprung des Rasers betrug über fünfzig Meter, als die kaputte Blitzampel vor ihm in Sicht kam. Plötzlich ging er ein wenig vom Gas.
„Er will tatsächlich seinen alten Trick anwenden!“, sagte Ağan. „Das habe ich doch geahnt!“
Kurz bevor der fiese Matze die Blitzampel erreichte, sprang sie von Grün auf Gelb.
„Gleich wird sie rot! Hast du den Auslöser bereit?“, fragte Jenny.
„Ja!“ Addi hielt das Gerät bereits in der Hand.
Die Ampel schaltete auf Rot. Und der Straßenrowdy gab Gas. Hinter ihm hielt Knopik verblüfft an. Die Schnauze des gelben Wagens überfuhr die weiße Linie vor der Ampel. Addi drückte auf den Auslöser.
Ein greller Blitz leuchtete in der kaputten Blitzampel auf.
Der Raser rollte weiter. Addi drückte nochmals und ein zweiter Blitz erhellte den dunkler werdenden Nachmittag.
Der gelbe Wagen bremste.
„Er hält wirklich an!“, rief Jenny.
„Ja, genau so, wie ich es mir vorgestellt
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