Unsichtbar und trotzdem da!, 4, Jagd in den Straßen (German Edition)
ihn.“
„Goffi?!“, schrie Addi. „Du hast Goffi auf das Dach dieses Verrückten gesetzt?“
„Nein“, sagte Ağan. „Er ist von alleine draufgesprungen. Er wusste, dass wir den Typen fangen wollen! Er hilft uns!“
Addi biss die Zähne zusammen. Dann nickte er. „Das ist typisch für ihn! Er erkennt Verbrecher und verteidigt sein Revier gegen sie! Hast du ihm gesagt, dass er zu uns zurückkommen muss?“
Ağan nickte. „Na klar.“
Addi stieß die Luft aus. „Puh! Dann tut er das auch! Goffi kommt immer wieder! Er ist noch nie weggelaufen. Selbst damals nicht, als wir die Diebe in der U-Bahn gejagt haben. Er weiß genau, was er tut, denn er ist ein verdammt kluger Affe. Trotzdem: Wenn Goffi etwas passiert, werde ich nie wieder froh.“
„So wie ich, wenn wir den Typen nicht erwischen“, sagte Jenny leise.
Zu dritt fuhren die Unsichtbar-Affen auf dem Bürgersteig weiter. Sie hielten sich dicht an den Häusern. Niemand sollte sie sehen. Kein Autofahrer, kein Polizist, kein BVG-Beamter in einem Nachtbus. Die Dunkelheit schützte sie vor den Blicken aus den wenigen Autos, die vorbeifuhren.
So legten sie bestimmt drei Kilometer zurück. Sie passierten mehrere Querstraßen und riefen abwechselnd nach Goffi.
„Goffi! Wo bist du? Goffi, komm her, wenn du mich hörst!“ Addi fuhr vor und kam dann in langsamen Kreisen zurück.
„Goffi!“ Jennys helle Stimme drang durch die Nacht wie ein Elfenruf.
„Goffi!“, rief Ağan mit seiner etwas raueren Stimme. „Goffi, komm her zu uns, wir warten auf dich!“
Immer wieder hallten die Rufe durch die nächtlichen Straßen, stiegen an den Fassaden der Häuser empor und verloren sich im Dunkel. Und endlich kam Goffi auch zurück.
Der kleine Affe tauchte auf wie aus dem Nichts. Er saß auf einer Balkonbrüstung im ersten Stock eines Hauses, und als die Unsichtbar-Affen vorbeirollten, ließ er sich von dort mit einem leichten Sprung auf Addis Schulter fallen.
„Goffi!“, rief Addi fast erschrocken. „Da bist du ja wieder. Ist alles in Ordnung? Bist du heil und gesund?“ Zärtlich strich er dem Äffchen durchs Fell.
Goffi schmiegte sich an Addis Hals und knurrte leise.
„Hast du den Raser verfolgt?“, fragte Ağan.
Diesmal fauchte Goffi.
Jenny streckte die Hand aus. „Zeig uns, wo der Raser wohnt! Zeig uns, wo er sich versteckt! Zeig uns, wie er heißt!“
Goffi zögerte nicht. Er sprang auf den Bürgersteig und huschte den Unsichtbar-Affen voran.
Der Weg war nicht mehr weit, aber er war verschlungen und kein Mensch hätte ihn gefunden, ohne ihn zu kennen. Doch Goffi lief mit der Sicherheit eines Affendiebs um ein paar Straßenecken, sprang über einen großen Parkplatz und dann weiter durch ein kleines Gebüsch auf eines der kahlen Mietshäuser zu.
Direkt vor diesem parkte der gelbe Wagen. Er stand in einer Lücke zwischen anderen Autos. Sein warmer Motor tickte noch.
„Das ist er“, sagte Jenny ruhig. „Goffi, du hast es geschafft.“
Goffi sprang auf Jennys Schulter und knurrte.
Ağan betrachtete die Fassaden der umstehenden Häuser. Hinter keinem der Fenster brannte mehr Licht. „Wir wissen jetzt, wo dieser Rowdy sein Auto parkt, aber nicht, wo er genau wohnt und wie er heißt“, meinte er.
„Aber er hat alles zugegeben“, rief Jenny. „Dass er alte Omas umzufahren droht und so gemein, wie er kann, durch die Stadt brettert, um für die Rennen zu üben! Wir müssen doch nur noch den Dreck von seinem Nummernschild kratzen und das Kennzeichen an deine Schwester weitergeben. Dann kann sie bestimmt was machen!“
Ağan schüttelte den Kopf. „Nein, das kann sie nicht. Der fiese Matze würde ja vor der Polizei nie gestehen, was er tut. Dazu ist erzu feige. Er fährt zwar wie ein besengtes Wildschwein, um zu gewinnen, und er ist auch stolz darauf. Aber in Wirklichkeit sitzt er doch in seiner Wohnung und träumt davon, ein toller Rennfahrer zu sein. Und ohne Führerschein kann er diesen Traum nicht mehr träumen. Deswegen wird er das niemals zugeben! Er ist so einsam, dass er nicht mehr an andere Menschen denkt.“
„Genau“, sagte Addi. „Er setzt das Leben anderer Menschen aufs Spiel. Und es kümmert ihn nicht, was er anrichtet und welches Leid er hinter sich zurücklässt. Andere Menschen sind für ihn nur wie Figuren in einem Videospiel. Er hat kein Herz!“
„Und deswegen gehört er bestraft!“, sagte Ağan ruhig. „Er muss aus dem Verkehr gezogen werden.“
Jenny sah ihre Freunde ratlos an. „Aber wie, wenn selbst deine
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