Unsichtbar und trotzdem da!, 5, Spur der Erpresser (German Edition)
hat recht“, sagte sie mit rauer Stimme. „Die Grü n e Lampe hat keinen Besitzer, sondern eine Besitzerin. Also kann er euch nicht sagen, wo der Besitzer ist.“
Addi grinste. „Cool! Und sind Sie das?“
„Nein“, sagte die junge Frau und beugte sich wieder über ihre Scheine.
Jenny sah ihr einen Moment zu. Dann fragte sie: „Spielen Sie wirklich alle diese Scheine?“
„Wer will das wissen?“, brummte die Frau.
„Die Lottofee“, knurrte Jenny.
Jetzt musste die Blondine doch lachen. „Sehr gut, Mädchen, sehr gut. Ja, ich spiele sie alle. Allerdings spiele ich sie nicht für mich, sondern für einen alten Bekannten, der im Rollstuhl sitzt und im Moment so krank ist, dass er sie nicht mehr selbst ausfüllen kann. Er hat mich beauftragt, jede Woche, in der er nicht gewinnt, einen Schein mehr auszufüllen. Und wenn er gewonnen hat, fängt das Spielchen wieder von vorne an.“
„Dann hat er aber lange nicht gewonnen“, meinte Ağan.
„Ja, lange nicht, wirklich lange nicht“, nickte die junge Frau. „Und richtig gewonnen hat er sowieso noch nie. Dabei würde er so gerne auch einmal im Geld baden wie Dagobert Duck.“ Sie hielt mit dem Ausfüllen inne und musterte die drei Unsichtbar-Affen ausführlich. „Aber ihr seht auch eher aus wie der arme Donald. Also was wollt ihr? Nur beim Lottospielen stören?“
„Nein“, antwortete Jenny. „Wir wollten die Besitzerin der Grünen Lampe etwas fragen.“
„Und was?“
„Es geht um Russen“, sagte Ağan.
„Dann weiß sie es!“, rief Herr Erdogan vom Tresen. „Sie ist nämlich Russin!“
„Und du bist ein Schwatzmaul“, fuhr ihm die große Blonde über den Mund. „Also, Kinder, was wollt ihr von den Russen?“
Ağan breitete die Hände aus. „Wir suchen eine traurige Gräfin, die ihre Lieblinge verloren hat.“
„Und die sucht ihr ausgerechnet in der Grünen Lampe ?“
„Ja, denn sie ist Russin.“
Die Frau legte die Stirn in Falten. „Eine traurige Russin. Aber Kinder, alle Russen sind traurig! Traurig oder auf der Suche nach Geld. Wie ich hier für meinen alten Freund. Eine traurige Russin zu finden, das ist so leicht, dass es schon wieder schwer wird.“
„Aber jemand hat die Lieblinge dieser Dame entführt“, beharrte Ağan. „Und dieser Jemand wird ihr demnächst in der Grünen Lampe eine Botschaft hinterlegen, wo sie ihn treffen soll, um sie freizukaufen.“
Die blonde Frau sah die Unsichtbar-Affen finster an. „Von all dem sollte ich ganz bestimmt nichts wissen, wenn eure traurige Gräfin es euch nicht selbst gesagt hat. Und das hat sie ja wohl offenbar nicht. Aber entführt, sagt ihr? Vielleicht hat die Dame ja bereits die Polizei eingeschaltet und die kümmert sich darum. Dann solltet ihr eure Nasen besser nicht da reinstecken. Das ist kein Kinderspiel.“
„Das wissen wir“, sagte Jenny. „Aber die Polizei weiß nichts davon. Das wissen wir auch.“
„Und was wollt ihr dann von der Gräfin?“
Jennys Elfenaugen blitzten. „Na, wissen, wer ihre Lieblinge sind! Denn vielleicht haben wir sie gesehen und können ihr helfen.“
Die blonde Frau nahm den nächsten Schein. „Ihre Lieblinge“, wiederholte sie. „Was soll das sein? Hat sie mehrere Männer? Sind es ihre Kinder? Wisst ihr nicht mehr?“
„Nein“, sagte Ağan kleinlaut. „Wir glauben nicht, dass es sich um Menschen handelt. Und trotzdem verliert die Dame vor Sorge fast den Verstand.“
„Jeder verliert den Verstand auf seine Weise, Kinder“, seufzte die blonde Frau. „So viel ist sicher. Darum lieben wir ja alle das Geld so. Es beruhigt den Verstand, denn man kann es immer wieder zählen. In Russland sagt man deswegen: Geld lässt sich gerne zählen.“ Sie lachte dunkel. „Und eure Gräfin vermisst also ihre Seelenruhe und soll die Grüne Lampe kennen?“
„Ja“, sagte Addi.
Die große Blonde schwieg. Dann sagte sie plötzlich: „Ich weiß, von wem ihr sprecht. Die Dame hat rote Haare und trägt immer einen alten Pelzmantel. Aber ich habe sie lange nicht mehr gesehen. Und ihre Lieblinge auch nicht. Sehr lange schon nicht. Ja,wenn ich es mir genau überlege, dann habe ich sie genauso lange nicht mehr gesehen, wie ich sie nicht mit ihren Lieblingen zusammen gesehen habe. Früher habe ich sie oft gesehen. Das ist wirklich merkwürdig.“
„Wer sind denn ihre Lieblinge?“, fragte Addi aufgeregt.
Die Frau beugte sich wieder über ihre Lottoscheine. „Das muss sie euch schon selbst sagen. Die Lieblinge anderer Menschen verrät man
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