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Unsichtbare Blicke

Unsichtbare Blicke

Titel: Unsichtbare Blicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Maria Reifenberg
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Küchentür erblickte.
    «Miki!», schnaufte Stella. «Wie zum Teufel bist du …»
    «Wer sämtliche Türen sperrangelweit offen lässt, muss sich nicht wundern …», grinste ihr Kollege, Zeit für eine patzige Antwort gab er Stella nicht. «Ich habe sicherheitshalber alles mitgebracht, dachte, das wäre nicht schlecht, wenn wir frühstücken wollen.» Er deutete auf die Brötchentüte, eine Packung Eier, Obst, verschiedene Marmeladen, etwas Verpacktes, das wie Käse und Wurst aussah, ein Netz Orangen. «Hast du eine Presse?», fragte er. «Frischer O-Saft, ja?»
    In Windeseile – und mit einigem Geschick, wie Stella bemerkte – säbelte er zwei Tomaten in absolut gleich dicke Scheiben, richtete sie mit Basilikum und Mozzarella an, als sei es völlig normal, dass er samstags das Frühstück für sich und seine Chefin bereitete.
    Nachdem Stella geduscht hatte, erwartete sie der mehr als reich gedeckte Tisch. Ein Luxushotel hätte nicht mehr zu bieten gehabt.
    «Ein paar Kleinigkeiten gibt es», eröffnete Miki Saito ihr wenig später zwischen der zweiten Portion Rührei mit Speck und einem Müsli mit Obst und Joghurt. Stella wunderte sich, was in den eher drahtigen Japaner alles reinpasste. «Aber der richtige Burner ist nicht dabei.»
    Die Anrufe aus der Bevölkerung blockierten weiterhin wichtige Ressourcen und führten zu nichts. Auch das Durchforsten der anderen beiden Fälle hatte keine neuen Hinweise geliefert.
    Nur in Dornbusch glimmte ein schwacher Hoffnungsschimmer, weil gleich zwei Zeugen einen dunkelblauen Kombi beobachtet hatten, der am Abend des mutmaßlichen Verschwindens von Josie und Sarah unweit des Hauses der Sonnleitners auf einem Feldweg parkte und einmal später an der Tankstelle ein paar Kilometer weiter gesehen wurde. Weder der Fahrer des Linienbusses konnte sich an den Wagentyp erinnern noch der Tankwart, dessen Konzentration hauptsächlich der Übertragung eines Spiels der Frauen- WM gegolten hatte. Ein Aufkleber auf der Heckscheibe war ihm aufgefallen, das Vereinswappen von Werder Bremen.
    «Er hat sich nichts von dem Auto gemerkt, außer einem Aufkleber?», fragte Stella.
    «Der Mann hat halt andere Prioritäten.»
    «Beschreib mir dieses Wappen», forderte sie Saito auf.
    «Grüne Raute mit einem W drin.»
    Stella schlug auf den Tisch. Der Orangensaft, den sie noch nicht angerührt hatte, schwappte über.
    Sie holte die Akte aus dem Nebenzimmer und legte sie auf den Tisch. Die Rückkehr der Sonnleitners und Felix Diusos plötzliches Auftauchen hatten sie davon abgelenkt, aber sie war immer noch der Überzeugung gewesen, dass die Akte von Lena Zusak sie der Lösung näher bringen musste.
    «Lena Zusak ist vor zwei Jahren von einem Pharmakongress in Gera nicht zurückgekommen. Mit allem Drum und Dran und samt PKW verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt.»
    Zuletzt hatte die erfolgreiche Managerin mit ein paar Kollegen an einer Hotelbar gesessen, zwei Stunden später in der Nähe von Hannover an der Raststätte Lehrter See getankt und mit einer Freundin in Berlin telefoniert. Danach verlor sich ihre Spur. Lena Zusak war, wie die Einschätzung der Ermittler damals ergeben hatte, nicht unbedingt ein Sympathieträger, eher geachtet als beliebt, aber Feinde hatte sie nicht mehr als jeder, der eine erfolgreiche Karriere in einem internationalen Konzern macht.
    Ihr Mann war in Verdacht geraten, weil er sich zum Zeitpunkt des Verschwindens alleine auf einer Segeltour befunden hatte und weil nur ein gutes Jahr zuvor eine Lebensversicherung in einer nicht unbeträchtlichen Höhe abgeschlossen worden war; Begünstigte waren jeweils die Ehegatten. Für ihn sprach allerdings, dass er sich bis jetzt nach wie vor weigerte, seine Frau für tot erklären zu lassen, sogar einen erheblichen Verlust an Lebensqualität in Kauf genommen hatte.
    «Hat sie das Geld nach Hause gebracht?», fragte Saito.
    «Ja, er war Hausmann und Segler und hat den damals zweijährigen Sohn versorgt», bestätigte Stella. «Einmal hat es eine Spur des Autos gegeben, ein halbes Jahr nach dem Verschwinden, und jetzt kommt es: in der Nähe von Oberpöllnitz.»
    «Celine Morgenthau.»
    «Jepp, ihre Familie wohnt ein paar Kilometer weiter. Lena Zusaks Wagen ist in eine Geschwindigkeitskontrolle geraten, eine Baustelle auf der A 9 kurz vor der Ausfahrt Triptis. Die …» Nach einem Blick in die Akte fuhr Stella fort. «Die auf die Bundesstraße nach Oberpöllnitz führt. Ein Knöllchen, das irgendwann bei Zusak landete, diverse

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