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Unsichtbare Blicke

Unsichtbare Blicke

Titel: Unsichtbare Blicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Maria Reifenberg
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Gedanken.»
    Machte sie aber! Sie war wieder auf dem alten Level angelangt. Tunnelblick. Die Ermittlungen und Punkt. Mortens Abreise zu zwei Wochen Ballermann mit Sangria aus Eimern hatte sie vergessen, dass sie ihn in dieser Herrgottsfrühe zum Flieger bringen wollte, auch. Es waren nur vierzehn Tage Mallorca, keine Expedition durch die Sahara, aber trotzdem.
    «Kannst du mir verzeihen?»
    «Ich weiß nicht, wie viel Kredit in unserem Eltern-Kind-Vertrag ausgehandelt wurde», scherzte er.
    Es war nicht nur ein Scherz, das wusste Stella.
    «Pass auf dich auf», quittierte er ihr Schweigen. «Ich meine das ernst. Du weißt, wenn am Anfang des Films ’ne Knarre gezeigt wird, benutzt sie auch jemand.»
    «Es gibt keine Knarren in dem Fall.»
    «Na, da bin ich ja beruhigt.»
    Die Ironie triefte aus dem Handy. Als sie das Gespräch beendet hatte, ergriff Lorenz Muthaus das Wort ohne Umschweife.
    «Vielleicht sollten wir es einfach aussprechen», schlug er vor. «Face the monster, oder wie sagt man noch?»
    Am liebsten hätte Stella sich wie ein kleines Mädchen die Hände auf die Ohren gelegt, aber sie ließ den Kollegen weitersprechen.
    «Es gibt drei Möglichkeiten: Sie ist längst tot, und er hat alles beseitigt, womit man ihm an den Kragen könnte. Oder sie lebt und ist jetzt alleine irgendwo. Er kann nicht hin, solange wir an ihm kleben. Nummer drei: Er hat einen Komplizen.»
    «Ich glaube nicht an einen Komplizen», sagte Petra Kronen. «Für was? Wenn Stellas Theorie stimmt und Wester seine verlorene Tochter gesucht hat, welche Rolle sollte dann ein Dritter in dem Spiel haben? Keinerlei Zeichen für ein gemeinschaftliches Sexualdelikt, bei keinem der beiden ersten Mädchen, und bei Sarah Trautmann ist die Sache mit dem Sperma gefaked, da sind wir doch einig!»
    «Snuffvideos?», fragte Saito.
    Stella hatte auch das in Erwägung gezogen: perverse Typen, die echte Morde filmten.
    «Nein, nein, nein. Das geht fast immer mit Mengen von Blut ab, die Opfer werden möglichst unauffällig weggeschafft, meistens findet man sie nicht wieder. Er hat drei Mädchen geholt, die seine Töchter sein könnten, und er hat die Mutter dazu auch auf dem Gewissen. Das war der Anfang. Guckt euch die ganze Geschichte an,
seine
Geschichte. Das ist der Lebenslauf eines Soziopathen, wie er im Lehrbuch steht.»
    «Nicht jeder, der in einem Heim war, entwickelt sich zum Soziopathen.»
    «Das waren keine normalen Heime.»
    «Trotzdem. Er ist nie zuvor auffällig geworden, keinerlei Gewaltdelikte, Stella.»
    «Keine, von denen wir wissen.»
    Muthaus pulte mit der Klinge seines Taschenmessers unter den Fingernägeln. Der Daumen schien besonders ertragreich zu sein. Stella ekelte sich, es war jedoch seine Methode der Denkhilfe.
    «Der Tierfriedhof», knurrte Muthaus zwischen Ring- und Mittelfinger der linken Hand. «Die hat da kein Füchslein hingetragen. Irgendwer hat die Viecher hübsch nebeneinander aufgereiht.» Er öffnete einen Aktendeckel mit der Spitze des Taschenmessers. Winzige braune Bröckchen verteilten sich darauf. «Sechsundvierzig Stück in sechs Gräberreihen übereinander angeordnet und alle komplett, allerdings alle schon skelettiert. Vielleicht hat er sie ausgeweidet, das werden aber auch die Techniker nicht mehr herausfinden. Normal wäre aber, wenn sie zerstückelt wären, ein Haufen Knochen oder so.»
    «Normal», seufzte Stella.
    «Na, Sie wissen, was ich meine. Normal für einen sadistischen Serienmörder.»
    «Und das ist er nicht, und damit stehen wir wieder am Anfang.»
    «Stimmt nicht. Sadistisch ist er vielleicht nicht. Ein Serienmörder schon, aber mit anderen Beweggründen. Er hat ein konkretes Ziel.»
    Muthaus klappte das Messer ein und verstaute es in der Hosentasche. Bei der Bestimmtheit, mit der er die Worte hervorbrachte, horchten alle auf.
    «Deine Theorie, Stella, stimmte von Anfang an. Er hat sich seine Familie wieder zusammengesucht. Tania und Celine waren nicht die Richtigen. Sie mussten sterben, aber in gewisser Weise hat er sie zurückgegeben. Sarah war ein Störfall, vielleicht hat sie ihn auch gereizt, sie war ein schlechter Umgang in seinen Augen, sie wurde fast weggeworfen. Und beschmutzt – mit Felix Diusos Sperma. Der war ein Strizzi und kann von Glück reden, dass er ihm nur einen Mord andrehen wollte und dass er nicht selbst dran glauben musste.»
    Muthaus schaute einen nach dem anderen an. Na? Und?, forderten seine hochgezogenen Augenbrauen die anderen auf.
    «Dann lebt sie noch», sagte

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