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Unsichtbare Kräfte

Titel: Unsichtbare Kräfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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oberen Stock des Hauses gegenüber. Die herabgelassenen Jalousien hinderten ihn, ihre Gesichter genau zu erkennen. Was er sah, genügte aber, um sein Vertrauen in das neue Unternehmen zu festigen.
    Das war also dieser gefürchtete Kapitän Wildrake!
    Der neben ihm, Medardus Droste - eine gewisse Enttäuschung. So ganz anders hatte er sich den Mann vorgestellt, der mehr zum Privatvergnügen die gefährlichen Konterbandefahrten des Luftriesen geführt hatte. Dieser ruhige, bescheidene Mensch mit dem so gar nicht heldenmäßigen Auftreten erinnerte ihn eher an seinen guten Housemaster in Eton.
    Wie änderte er seine Meinung aber jetzt, als Wildrake schwieg und Droste das Wort ergriff! Mit aller Gewalt mußte sich Mr. Gorman zusammenreißen, um die in bestimmtem Ton gestellten Fragen präzis zu beantworten.
    »Leider erlauben es mir meine Pläne nicht, Mr. Gorman, meiner Schwester hier eine längere Erholung zu gönnen«, schaltete sich Wildrake wieder ein. »Ich muß schon in zwei Stunden mit ihr weiterfliegen. Ich hoffe doch, daß die von England gekommene Flugjacht startbereit ist?«
    »Selbstverständlich, Kapitän Wildrake!« versicherte Gorman. »Ein hervorragendes Schiff! Nur verstehe ich nicht, weshalb diese überstarken Motoren eingebaut sind. Man erzielt damit eine außerordentliche Geschwindigkeit, doch ist der Verbrauch von Treibstoff derart hoch, daß der Aktionsradius der Jacht nur sehr klein sein dürfte.«
    Wildrake wandte sich zur Seite, verbarg ein Lächeln. —
    »Hoffentlich verläuft Ihre Expedition ohne Störung, Mr. Droste«, sagte Wildrake zu Medardus, der ihn und Edna zum Flughafen geleitete. »Hält das Schiff, was Gorman versprach, hoffe ich, in sechs Stunden mit Edna in San Fernando zu sein. Wie gut war’s, daß Sie von dem >Elixier< Ihres Onkels Winterloo genügend mitnahmen! Ich denke, den Flug nach Europa glatt hinter mich zu bringen. Habe ich Edna und Maria in Schottland, dann bin ich aller Sorgen ledig - und der Tanz kann lieber heute als morgen beginnen! Wenn nur da drüben alles so klappt und ungestört verläuft, wie wir’s hoffen! Versäumen Sie nicht unnötige Zeit auf der Insel, Droste! Besser als alle Mahnungen von Truxton & Co. wird Ihre Gegenwart in Europa sein. Der Bau in Finnland liegt mir schwer auf dem Herzen.«
    Droste legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm. »Ich habe zu dem finnischen Reeder volles Vertrauen, Wildrake, und muß nur immer wieder sagen, Truxton & Co. hatten recht, wenn sie von dem Bau unseres Schiffes auf englischem Boden abrieten. - Hoffentlich werden Sie in Venezuela keine Schwierigkeiten haben?«
    Wildrake machte eine wegwerfende Handbewegung. »Was schere ich mich um die Verordnung dieser jämmerlichen Regierung! Möchte die venezolanischen Offiziere sehen, die es wagten, Kapitän Wildrake zu verhaften!«
    Ein Schimmer von Röte flog über Ednas Gesicht, als sie Medardus die Hand zum Abschied reichte. »Der Himmel gebe es, daß wir uns wiedersehen, Mr. Droste!«
    Droste nahm ihre Rechte mit festem Druck. »Wir werden uns wiedersehen, Miß Edna! Ich werde Ihren Bruder nicht verlassen!«
    *
    »In Ordnung, Mr. Gorman!« sagte Droste und stieg hinter jenem die Treppe aus der Luke empor auf das Deck der »Susanna«. »Alles an Bord! Nichts fehlt! Für das übrige, was Mr. James Wildrake privatim dazugetan hat, sagen Sie ihm unseren verbindlichsten Dank! Das wird unsere Bequemlichkeit auf der Insel angenehm erhöhen.«
    Und dann stand Droste neben Barradas auf der Kommandobrücke. Die »Susanna« war ein Motorschiff, mit den neuesten automatischen Einrichtungen versehen.
    Noch ein Gruß an das Boot des an Land zurückkehrenden Gorman. Ein paar Bewegungen an den Hebeln auf der Brücke. Die Schrauben begannen zu arbeiten, die »Susanna« strebte der offenen See zu. —
    In Venezuela hatte man das neueste, tollkühne Stück des »Captain«, wie Wildrake kurz genannt wurde, mit lauten Freudenausbrüchen begrüßt. In England aber nahm man wieder einmal Wildrake ganz als Engländer in Beschlag und überbot fast noch die Begeisterung Venezuelas. Auch sonst in der Welt konnte man eine gewisse Genugtuung darüber nicht unterdrükken, daß das üble Spiel, das die venezolanische Regierung mit der Union abgekartet hatte, doch zuletzt mißlungen war.
    Der Ton der brasilianischen Friedensunterhändler nahm an Schärfe zu. Die Situation spitzte sich so zu, daß beinahe mit einem Abbruch der Verhandlungen zu rechnen war. Doch gelang es den venezolanischen Vertretern,

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