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Unsichtbare Kräfte

Titel: Unsichtbare Kräfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Wildrake. »Seine Rachsucht wird nie ruhen.«
    »Nehmen wir ihn mit ins Schloß!« unterbrach ihn Droste. »In irgendeiner Weise müssen wir versuchen, ihn auszuschalten.«
    Arvelin schüttelte den Kopf. »Nein, Medardus! Der Mann ist frei. Er kann gehen, wohin er will.«
    »Unmöglich!« Wildrake drängte sich erregt zwischen Arvelin und Tejo. »Das hieße mit dem Leben spielen, ließen wir ihn frei.«
    »Es bleibt bei meinen Worten, Kapitän Wildrake! Glauben Sie mir: Wer, wie ich selbst, am Rande des Grabes steht und die Nichtigkeit allen Lebens erkannt hat, weiß zu verstehen - zu verzeihen. - Gehen Sie, Major Tejo!«
    *
    Wochen waren vergangen. Tolmänen schritt zur Werft. Der U- Boot-Bau war in Tagund Nachtschichten so gefördert worden, daß demnächst die Probefahrten beginnen konnten. Am Wasser angekommen, betrachtete er kopfschüttelnd den Bau.
    Ein merkwürdiges Schiff! Flugzeug und U-Boot zugleich. All das, was diese beiden Fremden ihm erzählt hatten, erschien ihm, je weiter der Bau fortschritt, immer zweifelhafter. Das letzte große Rätsel für ihn war, daß sie die beiden Ölvorräte von auswärts holten. In mehreren Fahrten hatten sie den nötigen Treibstoff herbeigebracht, um die Tanks des U-Bootes zu füllen.
    Tolmänens Blick hing an dem Deck des Schiffes. Die leeren Schraubenbolzen, die mannigfachen Verstrebungen, die sonderbare Anordnung übermächtig dimensionierter Motoren - das alles ließ keinen Zweifel, daß das Schiff irgendwo anders noch mit besonderen, ihm unerklärlichen Vorrichtungen versehen werden würde.
    Von der Werftuhr schlug die Feierabendstunde. Ein paar Arbeiter entstiegen dem Schiffsbauch. Gleich darauf kamen auch Wildrake und Droste aus der Luke geklettert. Als sie Tolmänen gewahrten, gingen sie zu ihm an Land.
    »So wäre denn alles fertig, Herr Tolmänen!« redete ihn Wildrake an. »Wir können Ihnen unsere Anerkennung nicht versagen. Es war ein tüchtiges Stück Arbeit, das Sie da geleistet haben.«
    »Loben Sie es nicht zu früh! Warten wir die Probefahrten ab! Und nun wäre es wohl angebracht, Ihr Schiff zu taufen, meine Herren. So manches Schiff habe ich gebaut, doch keins ist in das Taufbecken geglitten, ohne daß der Patron ihm einen Namen gegeben.«
    »Der Name?« Wildrake sah Droste lachend an. »Ja der Name! Ich glaube, er wird Ihnen später noch häufig in den Ohren klingen, Herr Tolmänen. Das Schiff wird heißen: >Venezuela libre<.«
    Tolmänen nahm Wildrakes Rechte, preßte sie mit kräftigem Druck. »Möchte, das Wort würde wahr werden, meine Herren!«
    Dann wandte er sich um, schritt zu den Helligen. »Eine nette Überraschung das!« murmelte er vor sich hin. »Bin gespannt, was sich daraus entwickelt!«
    Die Überraschung, die der nächste Morgen brachte, war nicht geringer. Das Schiff war von seinem Ankerplatz verschwunden. Ein kurzes Billett wurde an Tolmänen abgegeben.
    »... Probefahrt diese Nacht glänzend verlaufen. Weitere Ausdehnung beschlossen. Sie werden von uns hören.«
    Tolmänen zerriß das Papier in kleine Stückchen, nickte dabei zufrieden.
    Gegen Abend des nächsten Tages sichtete die Luxusjacht Lord Truxtons östlich der Doggerbank im Schein der sinkenden Sonne einen dunklen, glatten Schiffsrumpf, der mit äußerster Schnelligkeit auf sie zuhielt.
    »Bei Gott, sie sind’s, Wildrake!« rief der Lord.
    Ein paar Augenblicke später legte das U-Boot sich an die Leeseite der Jacht. Gleichzeitig wuchs aus seinem Deck ein Kran. Ein paar Trossen fielen vor Truxton und James Wildrake nieder. Die machten sie eigenhändig fest.
    Es war eine freudige Begrüßung. James Wildrake ruhte nicht, bis sie alle vier in der Kajüte saßen und etlichen Flaschen alten Rheinweins den Hals brachen. Doch den Lord litt es nicht lange.
    »Kommen Sie, Mr. Droste! Sie sollen sehen, daß wir auch nicht untätig waren!«
    Er zog ihn durch ein paar Gänge hindurch in den Schiffsbauch. Wies mit stolzer Gebärde auf ein Arsenal von Waffen und Geschossen aller Art. »Wird ein tüchtiges Stück Arbeit geben, das alles ‘rüberzunehmen. Fangen wir hier bei diesen 15-Zentimeter-Geschützen an! Sie werden bald Gelegenheit haben, sie zu erproben.«
    Eine Stunde später schlossen sich die Luken auf den zwei Fahrzeugen. Der Kran verschwand. Wildrake sprang mit einem letzten Lebewohl auf das U-Boot hinab. Die hellen Scheinwerfer erloschen. Die Maschine dröhnte. Ein paar Minuten später umhüllte dunkle Nacht beide Schiffe.
    *
    »U-Boot voraus!« rief der Ausguck vom Fockmast

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