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Unsichtbare Kräfte

Titel: Unsichtbare Kräfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Schadenfreude.
    Die englischen Zeitungen als einzige betrachteten die Drohung Wildrakes mit starker Besorgnis. Aus Schiffahrtskreisen wurden ernste Befürchtungen laut. Dem Ablauf der von Wildrake gesetzten vierundzwanzig Stunden sah die ganze Welt mit Spannung entgegen.
    *
    Santa Maria lag in strahlendem Sonnenschein. Ihre Bewohner atmeten auf, die Regenzeit schien endlich überstanden.
    Die drei Männer hatten in diesen Wochen, allen klimatischen Unbilden zum Trotz, unverdrossen gearbeitet An diesem ersten Sonnentag sollte die Arbeit ruhen. Maria Anunziata hatte es gefordert. Wohlig streckten die Männer ihre Glieder in dem warmen, trockenen Dünensand. Barradas hatte sich aufgerichtet, starrte über die weite Wasserfläche. Da hinten ein heller Punkt. Ein Segel? Er hielt schützend die Hand über die Augen. Nein, ein Vogel nur, dessen Gefieder im Sonnenschein glänzte.
    Von der Hütte her kam Maria Anunziata. Mit dem instinktiven Ortsgefühl der Blinden ging sie geradewegs auf die Männer zu. Am Arm ein Körbchen mit Früchten. Sie reichte jedem ein paar.
    »Wagen Sie es wirklich, Santa Maria, vom Morseticker fortzugehen?« fragte Barradas scherzend.
    Maria lachte, drohte mit dem Finger. »Oh! Captain Roberto hat jetzt an anderes zu denken als an mich. Doch immerhin habe ich Pablo an den Empfänger gesetzt.«
    »In einer Stunde läuft die Frist unseres Captains ab«, sagte Alvarez. »Ich bin fest überzeugt, er schlägt auf die Minute los. Wen wird sein erster Streich treffen?«
    »Diese großspurigen, höhnischen Brasilianer«, rief Calleja, »werden die Augen aufreißen!«
    »Gedulde dich, Calleja!« warf Barradas ein. »Es wird noch genug für uns übrigbleiben. Hoffentlich kommt Kapitän Wildrake bald. Unsere Anlage ist ja Gott sei Dank fertig.« Er drehte den Kopf nach Osten, von wo das Rauschen des über die Barre stürzenden Wassers klang. »Will mal wieder nachsehen, wie der Akkumulator sich füllt.«
    Maria ergriff seinen Arm. »Nehmen Sie mich mit, Señor Barradas! Verstehe ich auch nicht viel, etwas werden Sie mir schon sagen können von dieser wunderbaren Sache!« —
    Sie waren aus dem Maschinenraum in den Laderaum getreten. Barradas beschrieb Maria die Apparate. Sie strich mit den Händen über die Teile, wie sie Barradas ihr erklärte. Nickte zum Zeichen des Verstehens, stellte auch hier und da eine Frage.
    Als Barradas geendet hatte, sagte sie lächelnd: »Nun, so prüfen Sie mich, ob ich’s recht begriffen habe! Also da drüben steht die große Turbine, die mit tausend Pferden arbeitet. Sie treibt die elektrische Dynamomaschine, die einen Strom von 750 Kilowatt durch die Drähte hierher in diesen Raum schickt.«
    »Soweit ist’s richtig. Doch jetzt kommt die Hauptsache!«
    »Hier steht ein großer Stahltrog, der mit gewöhnlichem Treibstoff gefüllt ist. Da hinein ragen zwei Elektroden, durch die in den Treibstoff Energie hineingepumpt werden soll. Das geht aber nur, wenn das Elixier des alten Freiherrn hinzugetan wird.«
    »Sie nennen’s Elixier, Santa Maria! Der Ausdruck ist gut. Der Erfinder sprach von einem >atomisierten Hydroaeromaten<, aber wie ein Elixier wirkt es in der Tat. Es mobilisiert die ganze Flüssigkeitsmenge. Ohne das Elixier tot, wird sie mit ihm lebendig. Dann nimmt sie diesen Strom von tausend Pferden viele Tage hindurch auf. Ohne Zersetzung, ohne Erwärmung binden Elixier und Flüssigkeit die Energie. Weit über eine Million Pferdekraftstunden kann dieser Bottich hier schlucken, ehe er gesättigt ist. Nach Tagen erst zeigen aufsteigende Gasbläschen, daß die Ladung ihrem Ende entgegengeht.«
    »Ein wunderbarer Vorgang!«
    »Und wunderbarer Erfolg! Die mitgenommene Treibstoffmenge reicht eben zwanzigmal länger als bisher.«
    Lautes Rufen von draußen ließ Barradas aus dem Gebäude eilen. Er sah Alvarez lebhaft winken. Barradas nahm Marias Arm, ging mit ihr zu den Freunden hin.
    »Der Kapitän funkt!« rief Alvarez.
    »Ah, Roberto ruft!« Maria hatte sich fester in Barradas Arm gehängt, zog ihn laufend mit sich fort.
    Und dann stand sie am Empfänger. Hörte mit geröteten Wangen, was Wildrake zu ihr sprach.
    Nun schien das Gespräch zu Ende. Sie trat zurück. »Ein Gruß von Roberto!« sagte sie mit ernstem Gesicht. »Ein letzter Gruß vielleicht. Gleich wird die Frist abgelaufen sein.«
    Die Uhr in der Hand, stand Wildrake, das Auge an das Okular des Periskops gepreßt. Droste hinter ihm an der Automatentafel.
    Brütende Hitze lag über dem Atlantik. Zwei

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