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Unsichtbare Kräfte

Titel: Unsichtbare Kräfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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der »Saragossa«, die auf der Fahrt von Santander nach Rio de Janeiro eben den Azorennebel hinter sich gelassen hatte. Der Wachoffizier nahm das Glas zur Hand, rief durchs Mikrophon zur Kabine des Kapitäns Madero.
    »U-Boot voraus! Zeigt keine Flagge, gibt Signal zum Halten.«
    Der Kapitän stieg eilig nach oben, trat zu dem Offizier.
    »Eigenartiges Kriegsfahrzeug! Zeigt keine Nationalität. Was mag der wollen?« Er nahm das Glas vor die Augen. »»Venezuela libre< steht an seinem Bug. Merkwürdiger Name!«
    Er gab das Kommando: Stoppen. Die »Saragossa« verlangsamte ihre Fahrt. Eine halbe Seemeile von dem U-Boot entfernt lag sie still. Eine Pinasse stieß von dem U-Boot ab, legte an der »Saragossa« an. Der Kapitän erwartete den Ankömmling am Fallreep.
    »Ich bin Robert Wildrake.«
    Der Kapitän trat erstaunt einen Schritt zurück. »Ah! Kapitän Robert Wildrake? Welche Ehre, Sie an Bord meines Schiffes begrüßen zu können!«
    »Ich hoffe, Herr Kapitän, daß Sie meine kleine Bitte erfüllen werden, diesen Brief bei Ihrer Ankunft in Rio de Janeiro an die angegebene Adresse weiterzuleiten.«
    Madero ließ einen Blick über die Aufschrift gleiten. »O gewiß! Sehr gern!«
    »So seien Sie im voraus bedankt, mein Herr!« Wildrake reichte ihm grüßend die Hand, stieg das Fallreep hinunter.
    *
    Noch ganz benommen von dem Erlebten, war Madero in seine Kajüte gegangen. Erst nach geraumer Zeit fiel ihm die Sendestation ein. Er rief den Funkoffizier an: »Es werden keine Telegramme abgegeben, die unsere Begegnung mit Kapitän Wildrake behandeln.«
    Der antwortete zurück: »Ein Telegramm nach Spanien ist schon abgegangen.«
    Madero stampfte ärgerlich auf den Boden. »Na! Dann ist’s eben nicht mehr zu ändern! In Zukunft ist die Station für alles, was auf Wildrake Bezug hat, gesperrt. Sehen Sie zu, wie Sie fertig werden!«
    Der Außenminister Señor Torno war im Begriff, zu einer Konferenz mit dem Präsidenten zu fahren. Ein Sekretär trat ein.
    »Dieser Brief wurde eben abgegeben. Da darauf vermerkt ist: >An seine Exzellenz persönliche, bringe ich ihn. Zugleich möchte ich bemerken, daß ein Schwarm von Reportern das Pressebüro im Hause belagert.«
    Torno zögerte einen Augenblick. »Bitte, lesen Sie das Schreiben vor!«
    Der andere tat, wie ihm geheißen. Torno verzog keine Miene. Sagte nur kurz: »Bringen Sie das Schreiben irgendwo unter! Der Absender scheint wahnsinnig geworden zu sein.«
    Enttäuscht ging der Sekretär zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um. »Die Pressevertreter, Euer Exzellenz!«
    »Ah so? Die Herren möchten gern ... Nun, so tragen Sie den Brief zum Pressebüro! Sie mögen dort ihren Mummenschanz damit treiben!«
    Eine Viertelstunde später brachten die Mittagsausgaben unter dicksten Schlagzeilen den Inhalt des Briefes.
    Kriegserklärung Robert Wildrakes an die Regierung der Vereinigten Staaten von Brasilien! Darunter spaltenlange Berichte, aus denen einzelne Schlagworte in Fettdruck ins Gesicht sprangen: Völkerrechtswidrige Vergewaltigung Venezuelas. - Nicht das brasilianische Volk, sondern eine Gruppe machthungriger Herrscher hat den Krieg gemacht. Annexion des venezolanischen Gebietes bis zum Ventuari-Fluß gegen den Willen der Bewohner. Bruch der Waffenstillstandsbedingungen. Überfall auf Aruba. Unmoralischer Zwang auf die Regierung Venezuelas. Das venezolanische Volk steht nicht mehr hinter dieser Regierung - ich erkenne die gegenwärtige venezolanische Regierung nicht als die vom Volke gewollte an - verweigerte auch ihren Abmachungen die Anerkennung - forderte Zurücknahme der brasilianischen Besatzungstruppen, Zusammentritt einer neuen Friedenskonferenz in einem neutralen Land - werde nicht eher die Waffen niederlegen, bis Venezuelas Boden wieder frei. Ich werde vierundzwanzig Stunden nach Überreichung dieser Erklärung die Feindseligkeiten beginnen, falls nicht bis dahin eine befriedigende Antwort der brasilianischen Regierung mich erreicht hat .. ...<
    Am Spätnachmittag verkündete eine offizielle Radionachricht aus Caracas, daß die venezolanische Regierung Wildrake und seine Gefährten, soweit sie venezolanischer Nationalität seien, als für außerhalb des Gesetzes stehend erklärt habe.
    Bei der strengen Zensur, die über Venezuela verhängt war, war es der Regierung bisher gelungen, die Nachricht der Bevölkerung vorzuenthalten. In der übrigen Welt brachte Wildrakes Manifest die verschiedensten Wirkungen hervor. Kopfschütteln, Lachen, Neugierde,

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