Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
Sie ist eine einsame Frau, dachte er, einsam und allein. Dabei könnte sie an jedem Finger mindestens zehn Männer haben .
    » Ich bin nicht verheiratet, wer will schon einen Polizisten?! «, log Butcher blitzschnell, ohne zu wissen, warum er es tat .
    » Aber der Ring … «
    » Ach der «, Butcher seufzte auf und machte ein trauriges Gesicht. » Ich war verheiratet, meine Frau ist leider vor vier Jahren gestorben. Viel zu jung, sie war gerade mal achtundzwanzig. «
    » Das tut mir leid. Ich weiß, ich bin neugierig, aber was … «
    » Krebs. Als man ihn entdeckt hat, hatte er schon Metastasen in der Leber und der Lunge gestreut. Es hat nur drei Monate gedauert, bis ihr Leiden beendet war. Es war trotzdem eine schreckliche Zeit. Wir hatten noch so viele Pläne, und das Schlimmste war, dass sie unser erstes Kind erwartete. Nun ja, das Leben hat eben seine eigenen Gesetze, die wir nicht beeinflussen können. Trotzdem kann ich sagen, dass die zehn Jahre mit ihr die schönsten meines Lebens waren. «
    » Und Sie haben nicht vor, wieder zu heiraten? «
    » Nein, das heißt, eigentlich würde ich schon, aber es ist nicht leicht, jemanden zu finden. Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich den Tod meiner Frau bis heute nicht verwunden. Sie ist immer noch allgegenwärtig. Wenn ich durch die Wohnung gehe, habe ich das Gefühl, als wäre sie immer genau dort, w o i ch bin. « Er lachte kurz auf und fuhr fort: » Das hört sich bestimmt albern an, und ich will Sie auch gar nicht damit langweilen. «
    » Sie langweilen mich nicht, ganz im Gegenteil. Ich bin eigentlich froh, dass überhaupt mal jemand hier ist. Es ist gar nicht so einfach, Freunde zu finden, wenn man nicht von hier stammt. «
    » Und wo kommen Sie her, wenn ich fragen darf? «
    » Aus Lüneburg. Ich wohne zwar schon seit fünf Jahren in Flensburg, aber bis jetzt habe ich keine Freunde gefunden, und die, die wir hatten, haben sich nicht mehr blicken lassen, seit mein Mann das Weite gesucht hat. Und ganz ehrlich, wer will schon was mit einer alleinstehenden Frau zu tun haben, die eine kleine Tochter hat? Ich kann ’ s den Leuten irgendwie auch nicht verdenken. Ich bin eben nicht so flexibel, und einen Babysitter kann ich mir bei meinem Gehalt nicht leisten. Und so verbringe ich die meiste Zeit hier im Haus. Ich meine, wenn Sie Lust und Zeit haben, würde ich Sie gerne mal zum Abendessen einladen. Ich glaube, ich kann ganz gut kochen. Aber wirklich nur, wenn Sie Lust und Zeit haben. «
    » Ich nehme das Angebot gerne an, bin aber in den nächsten Tagen ziemlich beschäftigt, das heißt, ich bin ganz sicher nicht vor acht mit dem Dienst fertig. Geben Sie mir doch Ihre Telefonnummer, dann rufe ich Sie an. «
    Carina Niehus ’ Gesicht war vor Aufregung gerötet, als sie sowohl ihre Festnetz- als auch Handynummer auf einen Zettel schrieb und ihn Butcher gab. » Ich bin bis Freitag ab halb vier zu erreichen und am Wochenende sowieso den ganzen Tag, außer, wenn ich mal kurz einkaufen gehe. Wenn Sie es also doch irgendwie einrichten können, melden Sie sich einfach. Ich würde mich freuen.«
    Butcher steckte den Zettel ein und sagte: »Das mach ich bestimmt. Jetzt muss ich aber wirklich los, ich hab meiner Mut ter versprochen, dass ich heute noch vorbeikomme. Seit mein Vater tot ist, ist mit ihr nicht mehr viel anzufangen. Sie leidet an Muskelschwund und verbringt zwangsläufig den ganzen Tag im Rollstuhl und wartet darauf, auch endlich sterben zu dürfen. Dabei ist sie erst sechsundfünfzig. Aber das erzähl ich Ihnen ein andermal. « Nach diesem letzten Satz erhellte sich Carinas Miene, entnahm sie doch seinen Worten, sie würde Werner wiedersehen, sonst hätte er nicht gesagt, das erzähl ich Ihnen ein andermal. » Es hat mich sehr gefreut, Sie kennen gelernt zu haben, und ich melde mich ganz bestimmt. Und passen Sie gut auf sich und Jule auf. «
    Butcher reichte ihr die Hand. Ihre Augen strahlten, als sie ihn anschaute. Es war ein erwartungsvoller Blick. Am liebsten hätte er sie in den Arm genommen, doch Butcher wäre nicht Butcher gewesen, hätte er es getan.
    » Rufen Sie mich an, und wenn es nur ist, dass Sie sagen, dass Sie nicht kommen können. Und nochmals vielen Dank, dass Sie sich so rührend um Jule gekümmert haben. «
    » Das ist mein Job. Und außerdem sind Kinder das Wertvollste, was es gibt. Tschüs. «
    Butcher machte sich auf den Weg nach Hause. Er hatte die Musik auf volle Lautstärke gestellt und blickte stur geradeaus .
    Alles in ihm war blankes

Weitere Kostenlose Bücher