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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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etwa um die von Ihnen genannte Zeit das Haus verlassen. Wissen Sie, wo er hingegangen ist? «
    » Wahrscheinlich hat er sich mit Freunden getroffen, von denen wir aber die wenigsten kennen. Ich weiß nur, dass die im mer so Kneipentouren gemacht haben. Manchmal in Gettorf, aber auch in Eckernförde oder Kiel. Bloß gestern war er mit keinem von den Kumpels unterwegs, die wir kennen. Wir verstehen das auch nicht. An sein Handy geht er nicht, da springt immer nur die Mailbox an. «
    » Wo arbeitet Ihr Sohn? «
    Göden zögerte mit der Antwort und verzog den Mund, sofern dieser durch den dichten Bart überhaupt zu sehen war .
    » Markus ist arbeitslos. Er hat noch nie eine feste Arbeit gehabt. «
    » Und warum nicht, wenn ich fragen darf? «
    » Er ist Epileptiker und stark kurzsichtig. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum er keine Arbeit findet. Ich habe ihm jahrelang geholfen, doch er hat jedes Angebot entweder abgelehnt oder hat sich nach ein paar Tagen wieder feuern lassen. Er hat vor Jahren eine Ausbildung als Koch begonnen, ist aber nach einem Jahr rausgeflogen. Seitdem reden wir uns den Mund fusselig, dass er endlich mal in die Pötte kommt, aber wir reden gegen Wände. Ich frag mich nur, wie das weitergehen soll. Er wird immer älter, und irgendwann ist der Zug abgefahren. Schauen Sie sich doch nur mal um, wie es auf dem Arbeitsmarkt aussieht «, sagte Göden mit Resignation in der Stimme. » Siebenundzwanzig und verhält sich, als würde er die Pest kriegen, wenn er mal was Sinnvolles in seinem Leben machen würde. Ich hab ’ s inzwischen aufgegeben, ihm Vorhaltungen zu machen. Ich hab einfach keine Kraft mehr, mein Herz macht das nicht mehr mit. Einen Infarkt hab ich schon hinter mir, aber glauben Sie, das kümmert ihn? Das ist ihm so was von egal. Ich krieg höchstens von ihm zu hören, wie schlecht ’ s ihm geht. Allerdings hab ich ihm ein Ultimatum gestellt. Sollte er nicht bis zum 1. Oktober eine Arbeit gefunden haben, schmeiß ich ihn raus, und wenn ’ s sein muss, lass ich ihn von der Polizei abführen. Er ist siebenundzwanzig, und ic h h abe das Recht, ihn des Hauses zu verweisen. Ich hab mich da schlau gemacht. Wissen Sie, wie er reagiert hat? Er hat mich ausgelacht und gemeint, ich soll das ruhig probieren, ich würde schon sehen, was ich davon habe. Danach ist er mit seinen Freunden mal wieder auf Tour gegangen. Saufen und qualmen kann er, trotz seiner angeblichen Krankheit … « Und nach einer kurzen Pause: » Finden Sie unsern Sohn, und blasen Sie ihm mal ordentlich den Marsch, auf uns hört er ja schon lange nicht mehr. Ich bin ’ s einfach leid. «
    » Haben Sie ein Foto von ihm? «, fragte Santos .
    » Ja, aber kein neues. Warten Sie, ich hol ’ s. « Er wollte aufstehen, doch seine Frau sagte: » Bleib sitzen, ich mach das schon. «
    » Wie ist Ihr Verhältnis sonst zwischen Ihnen und Ihrem Sohn? «
    » Bis vor ein paar Jahren ganz passabel, aber in letzter Zeit ist es immer schlechter geworden. Ich hab keine Ahnung, was mit ihm los ist, er redet auch kaum noch mit uns. Aber wenn ’ s um die Kohle geht, da kriegt er ’ s Maul auf. «
    » Hat er ein Auto? «
    » Nein, das nicht, er hat auch keinen Führerschein. Er darf ihn nicht machen, aber nicht wegen seiner Krankheit, sondern weil er schon mehrfach ohne Lappen erwischt wurde. Doch er hat ja genug Freunde, die mobil sind. «
    » Wenn er Epileptiker ist, darf er doch sowieso keinen machen «, warf Santos ein .
    » Er dürfte schon, er hat ja nicht die schwere Form. Aber ich will mich nicht länger drüber auslassen. «
    » Und was ist mit einer Freundin? «, wollte Santos wissen .
    Göden schüttelte den Kopf. » Er hatte hin und wieder mal eine, aber das hat nie lange gehalten. Und außerdem … Nein, das ist nicht relevant. «
    » Was ist nicht relevant? Wenn wir Ihren Sohn finden sollen, müssen wir alles wissen. «
    » Seine letzte Freundin hat sich von ihm getrennt, weil er sie zusammengeschlagen hat. Danach haben wir erfahren, dass er das auch mit seinen andern Freundinnen gemacht hat. Ein Zug, den ich nicht gutheißen kann. Ich hab ihn darauf angesprochen, aber er hat nur gemeint, das wäre alles gelogen, und außerdem würde mich das nichts angehen. «
    Ilse Göden kam mit einem Foto zurück und reichte es Santos .
    » Das ist vor etwa einem Jahr an seinem Geburtstag gemacht worden. Ich habe leider kein besseres gefunden. «
    » Danke, das reicht schon «, sagte Santos und betrachtete den jungen Mann, der seinem Vater

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