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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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du noch jemanden auf, auch wenn ich kaum glaube, dass im Umkreis von fünfhundert Metern auch nur ein Mensch zu finden ist. Nicht gerade viel, fünfhundert Meter, aber genug, um nicht gehört zu werden. Hast du noch irgendwas zu sagen, bevor du deinen Ahnen begegnest?«
    »He, Alter, mach keinen Scheiß! Ich bin doch noch viel zu jung … «
    » Halt ’ s Maul. Weißt du, ich hatte einen beschissenen Tag, ich habe eine beschissene Familie, alles ist beschissen. Und bei dir ist es nicht anders. Du würdest mir doch jetzt alles versprechen, was ich hören will, aber es nützt nichts. Außerdem ist es mir schnurz, ob du Epileptiker oder was immer bist. Sorry, aber ich hab nun mal beschlossen, dass deine Lebensuhr abgelaufen ist. «
    Er betäubte Markus ein viertes Mal und holte das Messer und die Infrarotkamera aus dem Auto. Mit einem geübten Schnitt durchtrennte er seine Kehle so, dass kein Blut an Butchers Kleidung spritzte. Er zog Markus den linken Schuh und die Socke aus und steckte diese in seine Jackentasche. Er überlegte ein paar Sekunden und beschloss, den Toten einfach so liegen zu lassen. Die werden schon merken, dass ich es war, dachte er.
    » Mal sehen, wie lange es diesmal dauert, bis man dich findet «, murmelte er vor sich hin, machte mit der Infrarotkamera drei Bilder und fuhr nach Hause, wo er kurz nach Mitternacht ankam. Leise schloss er die Haustür auf und machte sie genauso geräuschlos hinter sich zu. Auf Zehenspitzen schlich er die Treppe nach oben in den ersten Stock, warf einen Blick in die Zimmer von Laura und Sophie, die beide tief und fest schliefen, entkleidete sich im Bad, nahm seine Hose und das Sweatshirt und machte vorsichtig die Schlafzimmertür auf. Es war dunkel. Er ging zum Bett und hielt in der Bewegung inne, als er nach der Decke tastete. Langsam ließ er seine Hände über die Matratze gleiten. Weder seine Bettdecke noch das Kopfkissen waren da. Er stieß die Luft hörbar aus. Monika schnarchte leise, sie schien ihn nicht bemerkt zu haben .
    Er fand sein Bettzeug im Keller vor seiner Tür. Keine Notiz, nichts. Er gab den Code ein, klemmte alles unter einen Arm, drückte die Tür auf und kickte sie mit dem Absatz zu. Auch gut, dachte er und warf die Sachen auf die Couch. Er war müde und erschöpft und kam doch nicht umhin, noch einmal den PC zu starten und ein Gedicht abzutippen .
    Eigentlich war dieser Tag gar nicht so schlecht gewesen. Eigentlich. Im Prinzip war es sogar ein guter und erfolgreicher Tag gewesen. Und die nächsten würden vielleicht noch besser werden, viel, viel besser.
     

 
     
    MONTAG, 10.20 UHR
     
    » Herr und Frau Göden? «, fragte Henning am Gartentor und zeigte seinen Ausweis. » Kriminalpolizei Kiel, Hauptkommissar Henning, das ist meine Kollegin Frau Santos.«
    Der Hüne kam an das Tor und machte auf. Er hatte riesige Hände, fast Pranken . » Moin. Kommen Sie rein «, sagte er mit tiefer, brummiger Stimme, während seine Frau, die fast zwei Köpfe kleiner war, die Beamten nur stumm ansah. Henning schätzte ihn auf Anfang bis Mitte sechzig und sie bei näherem Hinschauen auch auf etwa sechzig. Bei ihm waren wegen des Vollbarts nur die tiefen Falten auf der braungebrannten Stirn zu erkennen, ihre hingegen zogen sich über das ganze Gesicht und den Hals, auf ihren Händen waren Altersflecken, ihre Augen waren so grau wie die Haare. Im Haus schlug ihnen kalter Rauch entgegen, und Henning stellte fest, dass er seit gestern keine Zigarette mehr angerührt hatte .
    » Hier, bitte «, sagte Göden und führte die Beamten ins Wohnzimmer, das unauffällig und sehr durchschnittlich eingerichtet war. Sie nahmen Platz. Frau Göden setzte sich eng zu ihrem Mann, als würde sie Schutz bei ihm suchen, während Henning und Santos sich in die beiden Sessel niederließen .
    » Sie haben Ihren Sohn Markus als vermisst gemeldet. Seit wann genau vermissen Sie ihn? «, wollte Henning wissen .
    » Seit heute Morgen. Es hat jemand für ihn angerufen, meine Frau wollte ihm das Telefon bringen, aber er war nicht in seinem Zimmer. Sein Bett war nicht angerührt, das heißt, er hat heute Nacht nicht hier geschlafen. Wir haben dann bei ein paar Bekannten durchtelefoniert, aber von denen konnte uns auch keiner sagen, wo Markus sein könnte. «
    » Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen? «
    » Gestern so gegen vier, halb fünf, genau kann ich ’ s nicht sagen. Ilse? «
    » Ja, wie mein Mann sagt «, antwortete sie zurückhaltend .
    » Ich nehme an «, meinte Santos, » er hat in

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