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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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    » Ach ja? Und woran? «
    » An den beiden Fotos dort. Das Lachen ist echt, und Jule fühlt sich bei dir geborgen. Was kann es Schöneres geben? «
    Carina lachte samten auf und antwortete: » Sicher, ich bin froh, dass ich die Kleine habe, ich würde sie auch nie weggeben wollen. Und trotzdem fehlt etwas in meinem Leben, du kannst dir sicher denken, was. Aber das kann man sich nicht basteln. Schau dich um, das ist ein kleines nettes Haus mit einem kleinen netten Garten in einer kleinen netten Wohnsiedlung. Seit über vier Jahren wohne ich hier, aber glaubst du, ich hätte auch nur zu einem der Nachbarn Kontakt? Die meisten kennen sich schon seit Jahrzehnten, für eine Zugezogene wie mich ist hier kein Platz. Kaum dass mich mal einer grüßt. Es ist eisig, selbst im Sommer. «
    » Gehört das Haus dir? «
    » Peter, mein Ex, hat ’ s gekauft, als wir geheiratet haben. Es war ein Schnäppchen. Er hat das Geld bar auf den Tisch gelegt, er hatte es ja. Er ist oder war Vermögensberater. Und ich glaub, der hat auch Geschäfte gemacht, die nicht ganz astrein waren .
    Aber als Jule geboren wurde, ist er auf und davon. Ich hab mich gewundert, dass er mich und Jule nach der Geburt nicht besucht hat, er hat sich auch auf meine Anrufe hin nicht gemeldet. Das hat mich schon ein bisschen stutzig gemacht .
    Und als ich mit Jule nach Hause kam, war fast alles so wie vorher, nur dass er nicht mehr da war. Er hat mir nur einen Brief hinterlassen, in dem er mich um Verzeihung bittet, aber es gäbe da eine andere Frau, die er schon länger kennen würde und mit der er ein neues Leben beginnen möchte. Wo, das hat er natürlich nicht geschrieben. Ich hab ihn suchen lassen, ohne Erfolg. Er hat mal irgendwas gefaselt, dass er am liebsten nac h N euseeland oder Südamerika ziehen würde, gefunden wurde er bis heute nicht. « Sie zuckte mit den Schultern und sah Butcher an. » Was soll ’ s, ich habe mich vor einem Jahr scheiden lassen, um endgültig mit ihm abzuschließen. Und ich habe meinen Mädchennamen wieder angenommen. Das ist in Kurzfassung meine Geschichte. «
    » Und wie stellst du dir die Zukunft vor? «
    » Ich stelle mir gar nichts vor, ich denke nur von einem Tag zum nächsten. Ich kann keine Pläne machen, solange Jule noch so klein ist. Und du? «
    Butcher hob die Schultern und verzog den Mund. » Ich kann auch keine Pläne machen, allein schon wegen meiner Mutter. Ich leb eigentlich auch nur von einem Tag zum nächsten.« Es entstand eine Pause, in der man nichts hörte als das Knistern der Kerzen. Carina hatte die Beine angezogen und schaute in das Glas, in dem noch ein wenig Wein war. Butcher, der normalerweise sehr schüchtern war, stand auf und setzte sich neben sie. Und er tat etwas, was er sich vorher nie getraut hätte. Er sagte mit leiser und doch fester Stimme, obgleich er unsicher war: » Darf ich dich in den Arm nehmen? Einfach so. «
    Sie antwortete nichts darauf, sondern ließ es einfach zu – er hatte das Gefühl, dass sie nur darauf gewartet hatte – und legte ihren Kopf an seine Schulter. Er roch den Duft ihres Haares und dachte: So hat Monika nie gerochen, ich hasse ihren Geruch. Sie stinkt! Warum hab ich Carina nicht schon viel früher getroffen? Warum nur ist sie erst siebenundzwanzig ? Egal, auch wenn ich sie früher getroffen hätte, Mutter hätte sofort auf der Matte gestanden und alles kaputtgemacht. Dabei verbindet Carina und mich so viel, wir lieben Bücher, Musik und gepflegte Unterhaltung. Und ihre Augen, manchmal strahlen sie, manchmal sind sie traurig. Aber sie sind nie kalt oder gar eisig, das können sie gar nicht sein, ich würde es sofort mer ken. Und sie hat wirklich schöne Hände. Ich möchte zu gerne wissen, wie es ist, wenn sie einen streichelt .
    » Es ist schön, dass du hier bist «, sagte sie.
    » Ich danke dir für die Einladung. Vielleicht können wir das mal wiederholen. Ich kann dich auch zum Essen ausführen oder ins Theater. «
    » Das wäre schön, nur, es gibt da ein kleines Problem, und das liegt nebenan. Ich bräuchte einen Babysitter. «
    » Hab ich vergessen. Und wenn wir einen suchen? Ich bezahl ihn auch «, sagte Butcher.
    » Ich fände es schon toll, wenn ich mal hier rauskäme. Aber darüber reden wir ein andermal. Ruf mich einfach an, ich bin fast immer zu erreichen, außer, wenn ich im Dienst bin. Rufst du mich wieder an?« Sie sah ihn beinahe flehend an, als könnte er wie ein Geist wieder verschwinden oder als wäre er nur ein Traum, der bald wie eine

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