Unsichtbare Spuren
dieses Unpersönliche ist vollkommen fehl am Platz. Natürlich nur, wenn Sie damit einverstanden sind. «
» Natürlich bin ich damit einverstanden, Carina, du wunderbare Köchin «, sagte er lachend und hob sein Glas. » Auf dein Wohl. «
» Nein, auf unser Wohl «, entgegnete sie. » Weißt du, ich habe so selten Besuch, und wenn, dann schaut entweder mal eine Arbeitskollegin vorbei, oder meine Mutter kommt für ein paar Tage. Ansonsten lebe ich im wahrsten Sinn des Wortes allein mit Jule. «
» Und was ist mit Männern? «, wollte Butcher alias Werner wissen und ließ seinen Zeigefinger über den Glasrand gleiten.
» Es gab einige seit dem spurlosen Verschwinden meines lieben Gatten, aber die wollten entweder nur das Eine oder haben sich sofort wieder verzogen, sobald sie erfahren haben, dass ich eine Tochter habe. Fazit: Keine Männer, nicht mal einen. Andererseits habe ich mich damit abgefunden, auch wenn ich noch recht jung bin. «
» Darf ich fragen, wie alt du bist? «
» Siebenundzwanzig. Und du? «
» Vierunddreißig. «
» Du siehst jünger aus. Ich habe gedacht, du bist höchstens dreißig. Was für Musik hörst du gerne? «
» Eigentlich alles, was gut ist. Außer Techno und Volksmusik hör ich so ziemlich alles. Wenn ’ s sein muss, auch mal deutsche Schlager, aber nur, wenn ich dazu gezwungen werde «, sagte er lachend. » Und du? «
» Ich mag Celine Dion wahnsinnig gern, aber auch Shania Twain oder U2, kommt ganz auf meine Stimmung an. Manchmal hör ich auch klassische Musik, am liebsten Beethoven und Tschaikowsky. Und was liest du so? «
» Auch alles, was gut ist. Sobald ich merke, dass ich in ein Buch nicht reinkomme, leg ich ’ s weg. Ob du ’ s glaubst oder nicht, ich hab die ganzen Klassiker durch, aber es gibt ein Buch, das mich besonders fasziniert hat, Das Parfum. Ich finde es einfach traumhaft geschrieben … «
» Ist auch mein Lieblingsbuch, ganz ehrlich. Wie Süskind schon am Anfang diese Gerüche beschreibt, man meint, mitten im Paris des 18. Jahrhunderts zu sein. Die Geschichte an sich ist genial, wenn auch ziemlich brutal, aber so war die Welt damals, und so ist sie wohl auch heute noch «, sagte Carina und lehnte sich zurück, den Kopf in den Nacken gelegt, die Beine übereinander geschlagen, das Glas Wein in der Hand .
» Ich lese gerade Geschichte einer ungeheuerlichen Liebe, ist fast so gut wie Das Parfum. « Sie wandte ihren Kopf in sein e R ichtung und fuhr fort: » Und was ist mit Krimis? Ich meine, solche, die in der heutigen Zeit spielen. Liest man als Polizist überhaupt so was, oder sagt man sich, Krimiautoren schreiben doch nur meilenweit an der Realität vorbei? «
» Klar, solange es gut ist. Aber die meisten Autoren geben sich herzlich wenig Mühe bei der Recherche. Was da manchmal für ein Blödsinn verzapft wird, das geht auf keine Kuhhaut .
Vor allem, wenn die Kommissare so ganz allein losziehen wie die einsamen Wölfe und die Fälle so mir nichts, dir nichts knacken. Bei uns ist das Team das Ein und Alles. Wir bringen Ideen ein und sprechen drüber. Na ja, der Polizeialltag ist auf jeden Fall nicht so, wie er in den meisten Filmen oder Büchern dargestellt wird. Ausnahmen bestätigen die Regel. Und zur Waffe wird nur ganz, ganz selten gegriffen, ich hab ’ s nie machen müssen. Unser Job ist nicht so gefährlich, wie immer behauptet wird. « Butcher steigerte sich in seine Geschichte hinein und erzählte von seiner Arbeit im Allgemeinen, als wäre er tatsächlich ein Polizist. Nun, er kannte genügend von ihnen, hatte oft mit ihnen zu tun, wenn die Feuerwehr zu Einsätzen gerufen wurde. Aber er war noch nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten, wenigstens nicht offiziell. Er lebte und arbeitete unauffällig, war freundlich zu allen im Ort, die Kaiser vielleicht ausgenommen, auch wenn er sich bemühte, und seine Familie galt als ein Musterbeispiel für Harmonie .
» Du hast noch nie auf jemanden geschossen? «
» Wenn ich ’ s doch sage. Die Waffe gezogen schon, aber nicht davon Gebrauch gemacht. Meist reicht schon eine gezielte Ansprache. Erzähl mir von dir. «
» Da gibt es nicht viel. Morgens um sechs oder sieben aufstehen, erst mich und dann Jule fertig machen, frühstücken und zur Arbeit fahren. Es ist eigentlich immer dieselbe Leier, tagein, tagaus. Irgendwie ätzend. Manchmal frag ich mich, wozu das alles gut ist. «
» Du bist eine gute Mutter. «
» Woher willst du das wissen? Du kennst mich doch kaum. «
» Ich sehe das einfach.
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