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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Minuten zu der Hütte gelangte, die vom Weg aus durch die vielen Bäume und Büsche nur schwer zu erkennen war .
    Es war eine alte Hütte, die er von einem alten Mann gekauft hatte, der längst nicht mehr lebte. Butcher hatte sie auch mehr zufällig auf einem seiner zahlreichen Ausflüge ausfindig gemacht, so wie vieles in seinem Leben zufällig geschehen war und immer noch geschah. Es war nicht lange nach seinem Umzug nach Norddeutschland, als er die Gegend erkundet hatte und dabei auf dieses fast unberührte Stück Natur stieß, das von der Außenwelt fast unbemerkt vor sich hin döste wie Dornröschen in ihrem hundertjährigen Schlaf. Er war des Öfteren auch bei Tag hier gewesen, selten in der Hütte, die von einem Zaun umgeben war, einfach nur in der Gegend, und nie hatte er jemanden angetroffen. Aber keiner wusste, dass ihm diese Hütte gehörte. Hierher verirrten sich nicht einmal abenteuerlustige Kinder oder Jugendliche, und falls doch, so würden sie in der Hütte selbst nichts finden, höchstens darunter, aber sowohl das Gartentor als auch die Tür waren stets verschlossen und die Fensterläden zugeklappt. Und bis heute war niemand auf die Idee gekommen, hier rumzuschnüffeln .
    Und sollte es doch mal jemanden geben und der- oder diejenige sein kleines Versteck entdecken, so würde keiner die Spur zu ihm zurückverfolgen können, denn er hatte keine Spuren hinterlassen. Sie waren so unsichtbar wie die Luft, die er einatmete.
    An der Hütte angelangt, schloss er die Tür auf und schleifte die allmählich zu sich kommende Frau Kaiser hinein. Das Innere bestand aus einem Sofa, einem Tisch und einem Schrank, in dem sich eine Angelausrüstung und etliches Angelzubehör befanden, das er jedoch noch nie benutzt hatte. Nach dem Kauf hatte er die Hütte umgebaut, bis sie seinen Vorstellungen entsprach.
    Er hatte alles dabei, Klebeband, Kabelbinder, ein Messer, die Digital- und die Infrarotkamera und eine winzige Taschenlampe, mit der er die Kaiser anleuchtete, die auf einer Plastikplane lag.
    » Was … « Sie war kaum fähig zu sprechen .
    » Halt ’ s Maul, du alte Schnepfe! «, zischte er und trat ihr ins Gesicht, woraufhin sie wieder in Bewusstlosigkeit fiel. Butcher fesselte ihre Arme und Beine mit Kabelbinder, wobei er in die Hocke gehen musste, und wartete zwei, drei Minuten, bis sie wieder zu sich kam. Blut lief aus ihrem Mund und der Nase, in ihren Augen stand die nackte Angst .
    » Na, wie fühlen Sie sich, Frau Kaiser? «, flüsterte er. » Beschissen, was? Würd ich auch an Ihrer Stelle. War es nicht so, dass Sie morgen wieder abreisen wollten? Wohin gleich noch mal? Hamburg oder Mallorca ? Mallorca, ich meine mich zu erinnern, dass Sie Mallorca gesagt haben, als ich unter der Motorhaube ihrer elenden Karre gesteckt habe. Tja, daraus wird nichts. Sie sind jetzt hier, und Sie werden auch hier bleiben .
    Für immer und ewig. Ihre letzte Ruhestätte. Schön, nicht? So mitten im Wald, die Vögel zwitschern am Tag, die Blätter rascheln, vor allem jetzt im Frühling und im Sommer, und im Herbst fällt das Laub sanft auf das Dach und den Boden. Sie sehen, Sie sind nicht allein. «
    » Was haben Sie vor? «, brachte sie mühsam heraus. Drei Zähne hatte sie durch den Tritt verloren, das Sprechen fiel ihr schwer .
    » Sie töten. Ich finde, jemand wie Sie hat es nicht verdient, der Menschheit länger auf die Nerven zu gehen. Aber ich denke, wir sollten zum Du wechseln, schließlich sind wir Nachbarn, und ich habe dir doch schon so oft geholfen … Angst? Doch nicht eine toughe Frau wie du. Wie alt bist du eigentlich? Sechzig oder älter? «
    » Siebenundvierzig «, antwortete sie noch, bevor Butcher ihr den Mund mit Klebeband verschloss.
    » Du siehst älter aus «, sagte er kalt und sardonisch lächelnd .
    » Liegt wahrscheinlich daran, dass du so eine gehässige, geizige alte Fotze bist. Nichts kann man dir recht machen, du bist immer nur am Nörgeln, wie meine werte Frau Mama und meine über alles geliebte Ehefrau. Wie vorhin, da hab ich schon mal gedacht, dass ich dich eigentlich am liebsten killen würde. Und eigentlich wollte ich gar nicht den Umweg über den Holm machen, aber irgendwas hat mich dorthin getrieben. Vielleicht meine innere Stimme, die mir sagte, dass du dort auf mich warten würdest. Hast du nicht auch so ein komisches Gefühl gehabt, dass da gleich jemand kommen würde, den du kennst? … Oh, du hast ja solche Angst, aber das ganze Rumgestrampel bringt dir gar nichts, das haben schon

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