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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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dem noch Licht brannte, nicht einmal eine Katze, die die Straße überquerte .
    Nachher kommt der Horch, dachte er mit Blick auf seine Werkstatt. Er atmete einmal tief durch. Die Außenbeleuchtung ging in dem Moment an, als er den Sensor passierte. Er zog die Schuhe aus, fuhr mit dem Lappen kurz darüber und begab sich in den Keller. Er fragte sich, ob Carina wohl schon schlief. Am liebsten hätte er sie angerufen, um ihr zu sagen, dass er am Abend wiederkommen würde. Nur ein kurzes Hallo. Aber er wollte sie nicht wecken. Die Fotos von der Kaiser würde er in den nächsten Tagen entwickeln, sie waren sowieso nur für seine Sammlung bestimmt. Vielleicht würde Henning sie irgendwann bekommen. Er nahm noch einen Schluck Wasser, legte sich hin und schlief sofort ein, doch kaum eine Stunde später wachte er aus einem seltsamen, beängstigenden Traum auf. Er wusste nicht, was er zu bedeuten hatte, doch er sah Carina für einen kurzen Moment darin, ihr Gesicht, ihre traurigen Augen und wie sie immer mehr zu einem schemenhaften Wesen wurde, das schließlich völlig verschwand, bis nur noch eine dunkle Wolke zurückblieb.
     

DIENSTAG, 8.30 UHR
     
    S ören Henning war schon seit fünf Uhr wach. Er hatte aufgeräumt und gefrühstückt und noch einmal den gestrigen Tag Revue passieren lassen, bevor er sich aufs Fahrrad schwang und zum Präsidium fuhr. Harms und Santos waren bereits da und empfingen ihn mit einem gutgelaunten » Moin «.
    » Alles ruhig geblieben letzte Nacht? «, fragte Henning, der Lisa einen kurzen, aber vielsagenden Blick zuwarf, den sie mit einem Lächeln erwiderte.
    » Bis jetzt ist keine entsprechende Meldung eingegangen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden «, antwortete Harms .
    » Deine Laune scheint nicht besonders zu sein. Was ist los? «
    Henning setzte sich und sagte: » Ich hab mir noch mal alles durch den Kopf gehen lassen, und eigentlich wollte ich es euch nicht sagen, bevor ich nicht mit Kieper gesprochen habe, aber der ist zur Zeit nur ganz schwer zu erreichen. Es gibt für mich nur eine Möglichkeit, den Fall zu lösen, und das ist, wenn ich allein arbeite … «
    » Moment, das ist nicht dein Ernst «, wurde er von Harms unterbrochen, der ungläubig den Kopf schüttelte. » Das ist unmöglich. Wir sind ein Team, und jeder hat seine Aufgabenbereiche … «
    Jetzt unterbrach Henning ihn mit einer Handbewegung .
    » Lass mich dir erklären, was ich meine. Dass wir ein Team sind, weiß ich selbst. Aber ich möchte mich an seine Fersen heften, das heißt, ich möchte ihn herausfordern, ich muss ihn praktisch herausfordern. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass ich ihm sehr nahe bin, aber noch ist eine Wand zwischen uns. «
    Er verzog den Mund. » Mir ist klar, dass das schwer zu verstehen ist. Die Soko wird wie besprochen gebildet, ich werde aber zusammen mit Lisa an vorderster Front arbeiten. Ich werde ein paar Entscheidungen treffen müssen, von denen ich nur Lisa in Kenntnis setzen werde, und ich bitte dich, mir dafür den Rücken zu stärken … «
    » Nein, unmöglich «, sagte Harms entschieden. » Es wird keinen Alleingang geben. Entweder ziehen alle an einem Strang, oder wir können die ganze Aktion vergessen. «
    » Ich habe doch deutlich genug gesagt, dass die Soko wie geplant gebildet wird. Lisa und ich werden uns lediglich hie r u nd da ausklinken. Nenn es von mir aus Alleingang. Aber Volker, wir haben es mit einer derartigen Häufung von Zufällen zu tun, dass ich der Meinung bin, dass es kein Zufall ist, dass ausgerechnet ich diese Zufälle erkannt habe. Warum ist nicht schon vor Jahren jemand darauf gekommen? Hast du dafür eine Erklärung? «
    Für einen Augenblick herrschte Schweigen, bis Harms sagte : » Wie stellst du dir diesen Alleingang vor? «
    » Das ist das Problem, ich weiß es nicht. Noch nicht. Ich bin die ganze Zeit am Überlegen, was er will. Spielen, das ist klar. Aber es ist kein Gesellschaftsspiel wie Monopoly, hier geht es um Menschenleben. Das Team soll alle Fakten sammeln, deren es habhaft werden kann. Sie sollen noch mal mit den Angehörigen der Opfer und der Vermissten sprechen, was sicher eine Schweinearbeit wird. Am besten wäre es, wenn diese Gespräche aufgezeichnet würden, damit wir uns ein genaueres Bild von den Familien und Angehörigen machen können. Außerdem schlage ich vor, dass bei jedem dieser Gespräche ein Psychologe anwesend ist, wobei ich in allererster Linie an Jan denke, der sich allerdings mit noch drei oder vier Kollegen

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