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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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was er nicht wusste, war, wie Lisa Matuschek bezwungen hatte, weil er sich mit Elisabeth hinter dem Auto in Sicherheit gebracht hatte .
    » Wie hast du ’ s gemacht? «, wollte Harms wissen .
    » So, wie ich ’ s gelernt habe. Erst die Augen, dann die andern empfindlichen Stellen. Aber das ist doch unwichtig. Ist er vernehmungsfähig? «
    » Schon, aber das hat Zeit. Außerdem sagen die Ärzte, dass er eventuell sein Augenlicht verliert. «
    » Meinst du, dass mich das interessiert? «, entgegnete sie lakonisch.
    » Du siehst besorgt aus. Ist es wegen dieser Carina Niehus und ihrer Tochter? «
    Lisa blickte zu Boden und strich sich eine Strähne aus der Stirn. » Hätte dieses gottverdammte Arschloch uns nur ihren Namen gegeben, wir hätten sie retten können. Wir waren doch so kurz davor. Mein Gott, wir hatten ihre Telefonnummer, Sören hat angerufen, aber da war es schon zu spät. Vielleicht fünf, höchstens zehn Minuten haben uns gefehlt. Sollte irgendeiner von euch glauben, dass wir einen Erfolg zu verbuchen hätten, dann täuscht er sich. Erfolge sehen anders aus. Das war ein Pyrrhussieg par excellence …«
    »Aber ihr habt einen Serienkiller der übelsten Art unschädlich gemacht, wie es ihn in Deutschland meines Wissens nach bisher nicht gegeben hat, das solltest du sehen. Das mit der Niehus tut mir auch leid, aber … «
    » Hören wir auf damit. Wir haben Matuschek, wir werden ihn vernehmen und irgendwann wieder zur Tagesordnung übergehen. Trotzdem ist es Scheiße. Gibt es ein Foto von Carina Niehus und der Kleinen? «
    Harms ging zu seinem Schreibtisch und holte es. » Das haben die Kollegen von der Feuerwehr gefunden. «
    Lisa seufzte auf, ein paar Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie die junge Frau sah. Keine überwältigende Schönheit, aber sie hatte Ausstrahlung, etwas Liebenswertes, Zartes. » Wie heißt die Kleine? «
    » Jule. «
    » Jule und Carina. Zwei hübsche Namen. «
    » Warum hat er sie mit einer Bombe getötet? «, wollte Harms wissen.
    » Frag ihn. Aber ich kann ’ s mir schon denken. Er wollte wohl mit ihr zusammen sein, für immer und ewig. Keine Ahnung, was in diesem kranken Hirn vor sich geht. «
    » Krank ist der richtige Ausdruck «, sagte Friedrichsen. » Der Mann ist krank im klinischen Sinn. Es wird mir eine Freude sein, mich mit ihm zu unterhalten. «
    Lisa sah ihn giftig an und erwiderte: » Ob du wohl so reden würdest, wenn du gestern dabei gewesen wärst? O nein, der ist nicht krank, der hat genau gewusst, was er getan hat. Und bitte schön, wenn es dir Freude macht, mit einem Monster wie ihm ein Pläuschchen zu halten, es sei dir gegönnt. Aber komm mir um Himmels willen nicht mit seiner gestörten Kindheit, seiner dominanten Mutter und seiner ebenso dominanten Frau, das hat er uns gestern schon die ganze Zeit vorgejammert. Weißt du, wie viele Jungs und Mädchen in diesem Augenblick auf der Welt missbraucht werden? Tausende und Abertausende, und sie werden nicht zu Bestien. Und unzählige Menschen leiden unter einem dominanten Vater oder einer Übermutter. Aber das ist noch lange kein Grund, andere brutal und grausam zu ermorden. Menschen, die er nicht einmal gekannt hat, die ihm einfach so über den Weg gelaufe n s ind. Jeder kann für sich selbst entscheiden, was er tut, und Matuschek wusste es. Er ist nicht schizophren oder eine multiple Persönlichkeit, er ist kein von der Gesellschaft Ausgegrenzter, er ist nicht behindert, ganz im Gegenteil, er ist hochintelligent. Er hat sich eine Polizeiuniform angezogen und hat einen auf netten Bullen gemacht. Ich hatte gestern für einen Augenblick den Gedanken, ihn umzubringen, es wäre ein Leichtes für mich gewesen, aber ich hab ’ s nicht getan. Und weißt du auch, warum? Weil mein Ehrgefühl es mir verbietet .
    Der soll im Knast verrotten und möglichst lange leben, damit er Tag für Tag und Nacht für Nacht die Bilder seiner Opfer vor Augen hat. Denn die werden kommen, ganz unweigerlich. Das wird für ihn die Hölle auf Erden sein. Und die wünsch ich ihm von ganzem Herzen. «
    » Lisa, ein solcher Mensch muss krank sein «, verteidigte sich Friedrichsen. » Kein normal gepolter Mensch begeht solche Taten … «
    » Aber ja doch «, entgegnete sie ironisch. » Wenn ihr Psychologen nur tief genug bohrt, findet ihr schon einen Grund für was auch immer. Frag doch mal die Eltern und Angehörigen der Opfer, was sie darüber denken. « Sie wandte sich an Harms und fragte: » Sind schon Kollegen in seinem Haus? «
    »

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