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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Ebene. Nur kurz darauf hielt ein dunkelblauer Audi. Sie öffnete die Tür und fragte den Mann, den sie auf Mitte dreißig schätzte und der ein offenes, sympathisches Gesicht hatte, ob er zufällig nach Flensburg fahre. Er trug einen grauen Anzug, ein blaues Hemd und eine rote Krawatte und lächelte Sabine an .
    » Nein, leider nur bis Schleswig, aber von dort ist es ja nur noch ein Katzensprung bis Flensburg. Steig ein. Ich heiße übrigens Georg. Und du? «
    » Sabine. «
    Sie verstaute ihre Sachen auf dem Rücksitz, schnallte sich an und legte den Kopf an die Nackenstütze. Sabine war müde und erschöpft und froh, so schnell wieder jemanden gefunden zu haben, der sie mitnahm.
    » Was machst du um diese Zeit hier? «, fragte er .
    » Ich bin schon seit ein paar Stunden unterwegs. «
    » Wohnst du in Flensburg? «
    » Nee, ich will nur ’ ne Freundin besuchen. «
    » Und warum fährst du nicht tagsüber? «
    » Einfach so «, antwortete sie schulterzuckend .
    » Bist du abgehauen? «
    » Warum interessiert Sie das? «
    » Du kannst mich ruhig duzen. Na ja, Erfahrung. Ich nehm öfter Anhalter mit, und wenn jemand in deinem Alter nachts unterwegs ist, hat ’ s meist zu Hause gekracht. «
    » Hm. «
    » Wie alt bist du? «
    » Achtzehn «, log sie.
    » Verstehe «, antwortete er nur und gab Gas. » Ich muss aber vorher noch kurz nach Eckernförde, hab dort einen Termin, der aber nicht lange dauert. Dann bring ich dich nach Schleswig. «
    » Was machst du beruflich? «
    » Ich warte und repariere Maschinen in Großbetrieben. « Immer wieder beobachtete er Sabine aus dem Augenwinkel, was sie jedoch nicht bemerkte.
    Kurz hinter der hohen und langgezogenen Brücke über den Nord-Ostsee-Kanal fuhren sie bei der Ausfahrt Rendsburg/Büdelsdorf von der Autobahn und passierten nach weiteren zwanzig Minuten das Ortsschild von Eckernförde und bogen direkt danach rechts ab. An einem großen weißen Gebäude hielten sie. Georg sagte, bevor er ausstieg: » Das ist mein erster Kunde heute. Ich muss nur ein Ersatzteil wechseln. Halbe, höchstens Dreiviertelstunde.«
    Er holte eine große schwarze Tasche aus dem Kofferraum und betrat das Gebäude. Noch war es dunkel, der Regen hatte wieder eingesetzt und hämmerte aufs Dach. Sabine war müde und schloss die Augen. Sie hörte ihren Herzschlag bis in den Kopf , alles in ihr vibrierte. Sie fragte sich, ob es richtig war, einfach abzuhauen, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Wenn sie merken, dass ich weg bin, werden sie sich Sorgen machen, zumindest Mama und Thomas. Aber das geschieht ihnen recht .
    Und wenn alles schief geht, fahr ich eben wieder heim .
    Sie stellte die Musik lauter, um nicht einzuschlafen, gähnte herzhaft, klappte die Sonnenblende herunter und betrachtete sich im Spiegel. Sie legte etwas Make-up auf und bürstete sich das inzwischen trockene Haar.
    Georg kam nach vierzig Minuten wieder und startete den Motor. Es war kurz nach sieben .
    » Was ist das für eine Firma? «, fragte sie .
    » Fleischgroßhandel. Davon gibt ’ s hier ’ ne ganze Menge. Mein nächster Kunde sitzt in Böklund. Du kennst doch sicher die berühmten Böklunder Würstchen. «
    » Klar. «
    Der Morgenverkehr war dichter geworden. An einer Baustelle mussten sie fast zehn Minuten warten, bis sie endlich durchgewunken wurden. Am Ortsausgang von Eckernförde stand linker Hand ein Schild » Schleswig 19 km «.
    » Hast du eigentlich genug Geld dabei? «, fragte Georg wie beiläufig.
    » Geht so. Nicht gerade umwerfend viel, aber für eine Weile wird ’ s schon reichen. «
    » Pass auf, du brauchst nur ja oder nein zu sagen, aber ich geb dir zweihundert Mark für ’ ne kleine Gegenleistung. « Er sagte es, ohne Sabine dabei anzuschauen.
    » Was für ’ ne Gegenleistung? «, fragte sie, obwohl sie ahnte, was er damit meinte.
    » Nur ’ ne kleine Gefälligkeit. Du kannst doch bestimmt jeden Pfennig gebrauchen. Ich steh nun mal auf Frauen wie dich. «
    Sabine sah Georg von der Seite an und antwortete: » Ich bin nicht so eine. «
    » Das weiß ich selbst. Aber zweihundert Mark für höchstens eine halbe Stunde? Und ich tu dir auch bestimmt nicht weh, Ehrenwort. «
    » Und was ist mit Kondomen? «
    » Ich hab nicht damit gerechnet, dass jemand wie du in mein Auto steigt. Aber ich hab mich erst vor zwei Wochen von meinem Arzt durchchecken lassen, ich bin sauber. Und außerdem bin ich ein eher treuer Typ. Ich find dich nur unheimlich sexy, und dumm bist du auch nicht. Das gefällt mir an Frauen

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