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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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den Angeklagten eingeschossen, in mehreren Überschriften wurde er als die » Bestie aus Pinneberg « betitelt. Sein gesamtes Umfeld war durchleuchtet worden, in einem Interview mit einem Journalisten eines Boulevardblattes hatte seine Frau gesagt, niemals auch nur im Geringsten vermutet zu haben, dass ihr Mann zu einer solch grausamen Tat fähig sein könnte. » Doch der Teufel lässt sich eben nicht hinter die Stirn blicken «, waren einige ihrer markantesten Worte, die ebenfalls für eine Schlagzeile gut waren.
    Zwei Gutachter waren überdies zu dem Schluss gekommen, dass Nissen über ein gesteigertes Aggressionspotential verfüge und vor allem Probleme im Umgang mit Frauen habe.
    Die von Sören Henning vorgelegte Indizienkette und insbesondere die sie stützenden Gutachten waren laut Staatsanwaltschaft derart erdrückend, dass sie den Antrag stellte, den Angeklagten zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung zu verurteilen. Außerdem werde geprüft, ob Nissen auch mit zwei weiteren Morden vo n jungen Frauen, die zwischen 1996 und 1998 im westlichen Mecklenburg-Vorpommern bei Rostock und in der Nähe von Elmshorn getötet worden waren, in Verbindung gebracht werden könne, da sie eine ähnliche Handschrift aufwiesen wie der Mord an Sabine Körner, denn man konnte nachweisen, dass Nissen an den Tagen des Verschwindens der Frauen sowohl in Rostock als auch in Elmshorn zu tun hatte .
    Er selbst hatte keine Erklärung für diese Zufälle. Alles, was er tun konnte, war, immer und immer wieder zu beteuern, mit den Morden nichts zu tun zu haben. Doch es gab niemanden, der ihm glaubte. Lediglich Lisa Santos hegte nach wie vor Zweifel an seiner Schuld.
    Noch vor Prozessbeginn hatte Helga Nissen die Scheidung eingereicht und betont, mit ihrem Mann, einem kaltblütigen Mörder, nichts mehr zu tun haben zu wollen. Dennoch war sie während des gesamten Prozesses anwesend, und als ihr Georg nach dem Urteilsspruch einen hilfesuchenden Blick zuwarf und sie noch einmal umarmen wollte, hatte sie nur verächtlich den Mund verzogen und ihm zugeflüstert : » Teufel! «
    Nissen hatte eine Einzelzelle, isoliert von den andern Gefangenen, die ihn bereits während seiner Untersuchungshaft einmal zusammengeschlagen und vergewaltigt hatten. Er ging jeden Tag allein für eine Stunde auf den Hof, um frische Luft zu schnappen, aber es gab auch unter den Wärtern nicht einen, der ihm einigermaßen respektvoll begegnete. Nur fünf Tage nach dem Urteil verfasste Nissen einen Brief an seine Frau.
    » Liebe Helga , ich möchte dir nur ein paar Zeilen schreiben und dir sagen, dass ich dich über alles liebe. Ich kann verstehen, dass du mit einem Mörder nichts mehr zu tun haben willst, ich kann auch verstehen, dass du die Scheidung eingereicht hast. Aber ich bitte dich mir zu glauben, dass ich niemals einem Menschen etwas angetan habe .
    Auch die Sache mit der Vergewaltigung, weswegen ich vorbestraft bin, hat sich nicht so abgespielt, wie es immer behauptet wurde. Ich habe Carola damals nicht vergewaltigt, sie hat sich nur an mir rächen wollen. Sie hat sich immer wieder an mich rangemacht, doch ich habe nichts für sie empfunden. Aber in dieser einen Nacht war ich angetrunken und dachte, ich könnte ja wenigstens mal mit ihr ins Bett gehen, vielleicht hätte ich dann meine Ruhe vor ihr.
    Schon am nächsten Morgen stand die Polizei vor meiner Tür und hat mich verhaftet. Die Verletzungen, die sie hatte, muss sie sich selbst beigebracht haben, denn ich habe noch nie in meinem Leben eine Frau geschlagen, das müsstest du am besten wissen. Aber auch damals sprach alles gegen mich, und ich frage mich, was ich der Welt getan habe, dass man mich immer wieder für Dinge verantwortlich macht, die ich nicht begangen habe .
    Es scheint, dass sich alles gegen mich verschworen hat .
    Das Schicksal hat es eben nicht gut mit mir gemeint. Ich bin kein Mörder! Und ich war auch noch nie gewalttätig einem andern gegenüber, das musst du mir glauben .
    Ich weiß, ich werde den Rest meines Lebens hinter Gittern verbringen, aber dieser Rest wird nicht mehr lange dauern. Ich kann nur immer wieder betonen, wer Sabine auch umgebracht hat, ich war es nicht, Gott weiß das! Vielleicht kommst du ja ab und zu mal an mein Grab , und wenn nicht, dann ist das auch nicht so schlimm .
    Pass gut auf dich auf und sei den Kindern eine gute Mutter. Ich gehe mit reinem Gewissen, aber ich halte es hier drin nicht aus. Es wären vielleicht dreißig

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