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Unsortiertes

Unsortiertes

Titel: Unsortiertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darius von Benin
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trotzdem eine Art von Beziehung, er war fast
so was wie meine Muse. Ich hätte alles mit ihm gemacht, aber ihn einem anderen
aufdrängen? Im Leben nicht!“ Am liebsten wäre ich aufgesprungen und hätte mir
den Versicherungsvertreter zur Brust genommen.
     
    Der Robenträger lächelte milde. „Wie war denn ihr Verhältnis zum
Opfer?“
     
    „Sehr … privat und, man kann sagen, ich habe ihn vergöttert.“ Ich
blickte auf den Tisch, der vor mir stand. „Wenn sie so wollen, ich war in ihn
mehr als verschossen, fast verliebt!“
     
    „Da haben wir es doch!“ Kotelette grinste hämisch triumphierend. „Der
Zeuge war eifersüchtig und hat, nachdem das Opfer Enrico Jublinski ihn für
meinen Mandanten endgültig verlassen hatte, diesen aus Eifersucht umgebracht
und die Leiche dann am Ufer der Bevertalsperre vergraben.“
     
    „Sie ticken doch linksrum! Wann hätte ich das denn machen sollen?“ Ich hätte
ihn würgen können.
     
    Häuptling Silberlocke hob beschwichtigend die Arme. „Meine Herren!
Bitte keine Beleidigungen in meinem Gerichtssaal, das dulde ich nicht! Herr
Kleeve, dann frage ich sie jetzt direkt: Wo waren sie am Wochenende des 16./17.
Juni 2007?“
     
    „Das ist vier Jahre her!“ Ich atmete tief durch. „Ich müsste in meinen
Terminkalender schauen; aus dem Kopf kann ich ihnen das nicht sagen.“
     
    „Wie lange würden sie denn brauchen, um sie zu holen?“ Er verdrehte die
Augen.
     
    Ich grinste, griff in die linke Innentasche meines Sakkos. „Geben sie
mir zwei Minuten, mein alter Tungsten T5 ist zwar nicht mehr der schnellste
PDA, aber seit sechs Jahren mein treuer Begleiter.“ Es gibt heute andere
Möglichkeiten der Terminverwaltung, aber ich hänge an dem Teil. Zwar dauerte es
etwas, bis ich die entsprechende Seite gefunden hatte, aber auch ein alter
Wagen kommt ans Ziel. „Also, ich war vom 14. bis zum 19. Juni 2007 für ein
Shooting in Rio.“
     
    „Das kann ja jeder behaupten!“ Der gegelte Robenträger ging mir auf den
Keks.
     
    Ich griff erneut in mein Sakko, nur diesmal holte ich meinen Reispass
hervor. „Ich kann es sogar beweisen! Brasilien stempelt die Pässe auch bei der
Ausreise!“
     
    „Es reicht, wenn sie es mir zeigen.“ Häuptling Silberlocke winkte mich
mit deiner Goldrandbrille heran. Bevor ich mich auf den knapp sechs Meter
langen Weg zum Richtertisch machte, suchte ich noch die passende Seite und
drückte das amtliche Dokument dem Vorsitzenden in die Hand. Er lächelte, tat
noch einen Blick auf die Datenseite und reichte mir den bordeauxroten Pass
zurück. „Tja, Herr Verteidiger, Herr Kleeve scheidet als möglicher Täter aus!
Er ist tatsächlich am 19.06.07 aus Brasilien ausgereist.“ Er blickte mich an.
„Herr Kleeve, ich wäre ihnen dankbar, wenn Sie mir und dem Gericht erst einmal
erzählen könnte, wie sie das Opfer überhaupt kennengelernt haben.“
     
    „Gerne, aber …“ Ich atmete tief durch. „… aber dazu müsste ich etwas
weiter ausholen.“
     
    „Tuen sie sich keinen Zwang an, sie sind der einzige Zeuge an diesem
Vormittag, wir haben also alle Zeit der Welt, uns ihre Geschichte anzuhören.“
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
     
    Ich grübelte kurz: Wo sollte ich anfangen? „Getroffen habe ich Enrico
eher zufällig. 2005 wollte Jonas Schmitz, der damalige Vorsitzende von Looks,
eine neue Stricherbroschüre herauszubringen.“
     
    „Looks?“ Diesmal kam der Einwurf vom Staatsanwalt. „Sie meinen das
Projekt zur Verbesserung der Situation männlicher Prostituierter?“
     
    Ich nickte. „Genau! Jonas bat mich, die Bilder für diese Broschüre zu
schießen. Ich kam aber erst dazu, als die inhaltliche Arbeit schon gemacht war,
ich musste sie nur noch bildlich umsetzen. Die Mittel für das Projekt waren
ziemlich begrenzt, also keine professionellen Fotomodelle, sondern eine Gruppe
von fünf, sechs Strichern: Deutsche, Türken, Thais … eine ziemlich bunte
Mischung. Im Treber haben wir dann ein paar dieser Escorts angesprochen, ob sie
mitmachen wollten.“
     
    „Weiter.“ Der Vorsitzende winkte aufmunternd mit seiner Brille.
     
    Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. „Naja, der Wirt vom Treber war
auch mit im Boot, bei ihm sollten einige Bilder gemacht werden, wie zum
Beispiel ein Anbahnungsgespräch über die Bühne geht. Zu dem Fototermin brachte
Boris, das war einer der Callboys, die wir für das Projekt gewinnen konnten,
Enrico mit, angeblich sein Mitbewohner.“
     
    „Sie waren sofort hin und weg?“

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