Unsortiertes
Versteifung meines Logiergastes wegmassieren, ehe er wieder auf
eigenen Beinen stehen konnte. Das Frühstück nahmen wir nackt ein und, nach
einer neuerlichen Erkundungstour durch die italienische Grotte, ging jeder so
ab kurz nach elf seiner Tagesaufgabe nach: ich in der Küche, Angelo im Garten.
Auf die ihm angebotene Einweisung verzichtete er lapidar, er meinte nur, als
ausgelernter Mechaniker könnte er mit allem, was irgendwie fährt, auch umgehen.
Während ich die Zutaten für die Biskuitrolle, die es geben sollte, noch
zusammensuchte, hörte ich auch schon das dröhnende Rattern des Aufsitzmähers
und ab und an kleine Freudenschreie; mein italienischer Engel hatte
augenscheinlich Spaß bei dem, was er tat. Allerdings musste ich dann doch die
Rührarbeit einmal kurz unterbrechen und ihm zeigen, wie und vor allem wo er den
Fangkorb entleeren konnte. Papas Spielzeug hatte den Vorteil, dass, wenn der
Korb voll ist, sich das Mähwerk von alleine abstellt, allerdings fiel das dem
Schrauber erst nach einer halben Stunde auf. Männer!
Ich hatte die fertige Zitronenrolle gerade in den Kühlschrank gestellt,
als sich jemand hinter meinem Rücken laut räusperte. Erschrocken fuhr ich
zusammen, drehte mich um und blickte auf die Person, die in der Tür zum Flur
stand. Meine Mutter lachte mich an. „Hallo Schatz!“
„Mama? Was macht ihr denn schon hier?“ Ich war mehr als verwundert, sie
jetzt schon zu sehen.
Sie kam strahlend auf mich zu und umarmte mich. „Deine Begrüßungen
waren auch schon mal freundlicher, mein Sohn. Freust du dich denn gar nicht,
mich wieder zu sehen?“
„Doch, natürlich! Aber ich …“ Ich schaute auf die Küchenuhr, es war
kurz nach eins. „… so früh habe ich mit euch nicht gerechnet. Hast du nicht was
von vier oder fünf Uhr gesagt?“
„Wenn dein Vater gefahren wäre, wären wir jetzt noch nicht einmal in
Kassel, aber die Strecke ist ja keine 620 Kilometer, in fünf Stunden inclusive
Pinkelpause durchaus machbar.“ Sie lachte mich an. „Dein Vater geistert nämlich
seit sechs heute Morgen durch die Gegend, dass er mir damit auf die Nerven
ging, brauche ich ja nicht zu erwähnen. Wir haben dann um sieben Uhr schon
gefrühstückt und sind um kurz vor acht los, allerdings bin ich gefahren.“
Ich musste innerlich grinsen: Wenn meine Mutter freiwillig Autobahn
fährt, muss mein alter Herr wirklich unerträglich gewesen sein. „Wo ist Papa
eigentlich?“
„Der kümmert sich um die Koffer, der kann ja auch mal was machen.“ Sie
grinste mich frech an.
In diesem Moment kam mein alter Herr in die Küche und schaute mich
verwundert an. „Andreas? Äh, du hier in der Küche? Wer sitzt denn dann auf
meinem Rasenmäher?“
„Das ist Angelo.“ Zwei Augenpaare blickten mich intensiv an.
Mutter schaltete wieder einmal zuerst. „Entweder du hast einen Gärtner
engagiert oder …“
Wie in einem billigen Slapstickfilm aus den 30er Jahren des letzten
Jahrhunderts kam in diesem Augenblick auch noch der italienische Schrauber durch
die Tür zum Esszimmer in die Küche. „Schatz, ich brauche eine Drahtbürste und
einen Zwölfer Maulschlüssel, eine der Zündkerzen des Mähers scheint korrodiert
zu sein. Wo hat dein Vater sein Werkzeug? Äh … guten Tag.“
„Mama, Papa! Das ist Angelo!“ Ich deutete erst auf meinen italienischen
Schrauber, dann auf meine Produzenten. „Angelo, das sind meine Eltern.“
Der Mechaniker schaute mich zwar erst leicht irritiert an, ging dann
aber unbeirrt auf meine Eltern zu und begrüßte sie auf das Herzlichste, dabei
raspelte er soviel italienisches Süßholz, man hätte damit eine ganze
Wagenladung Lakritze herstellen können. Dann funkelte er mich böse an. „Du
hättest mir sagen müssen, dass deine Eltern so früh kommen, dann hätte ich
Blumen für deine Mutter besorgt und mich mit dem Mäher beeilt. Wie stehe ich
denn jetzt da?“
„Was ist denn jetzt mit meinem Aufsitzmäher?“
Angelo wandte er sich meinem Vater zu. „Beim Rasenmähen fiel mir auf,
dass der Motor etwas unrund läuft und da habe ich ihn mir mal angeschaut. Wozu
ist man Mechaniker? Wenn sie mir verraten, wo das Werkzeug ist, haben wir das
Problem in Nullkommanix behoben.“
Paps zog ihn am Arm aus der Küche. „Einmal bitte folgen.“
„Das ist also dein neuer Freund? Nett ist er ja und gut sieht er auch
aus.“ Meine Mutter schaute mich grinsend an, als wir wieder alleine waren. „Hast
du seine
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