Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen
doch dann fiel ihr ein, dass sie ihr Handy zu Hause vergessen hatte.
»Wir müssen sofort die Polizei holen. Dieser Mann ist überfallen und ausgeraubt worden. Der Kerl ist mit seiner Aktentasche in diese Richtung abgehauen!«, erklärte sie Adam atemlos. »Rasch, damit die Polizei ihn noch erwischt.«
Adam war blitzschnell auf den Beinen. Er drückte ihr ein Handy in die Hand. »Rufen Sie die Polizei, und bleiben Sie bei ihm. Bin gleich wieder da.«
Bevor sie protestieren konnte, war er verschwunden.
»Also, schnell ist er, das muss man ihm lassen«, sagte Liam anerkennend. Lea ging neben dem reglosen Mann in die Hocke. Sie starrte auf das blau leuchtende Display des Handys, das Adam ihr überlassen hatte, und wählte schließlich den Notruf.
Adam war noch nicht wieder zurückgekehrt, als zehn Minuten später mit heulender Sirene die Polizei eintraf, gefolgt von einem Notarztwagen.
Lea sah zu, wie der arme Mann auf einer Bahre in den Krankenwagen gehoben wurde. Die Helfer hatten ihn mit einer warmen Decke zugedeckt. Ein Arm baumelte von der Bahre. War das eine Tätowierung?
»Sie sagen also, Sie haben jemanden wegrennen sehen und sind dann auf diesen Mann gestoßen?«
Die Polizeibeamtin, die sich als Constable Campbell vorgestellt hatte, stand mit gezücktem Notizblock vor ihr und schrieb eifrig alles mit. Der Krankenwagen sauste währenddessen mit heulender Sirene davon.
»Ja. Ich sagte zu meinem Bekannten, da sei jemand mit einer Aktentasche unter dem Arm weggerannt. In diese Richtung.« Sie deutete dorthin, aber die Polizeibeamtin blickte nicht auf. Sie hatten die Geschichte bereits zweimal durchgekaut, und jedes Mal hatte Lea in die betreffende Richtung gezeigt. »Da hat Adam mir sein Handy gegeben und gesagt, ich soll die Polizei holen. Und er selbst ist weggerannt, um zu sehen, ob er den Kerl vielleicht noch erwischt.«
Die Beamtin hörte auf zu schreiben und hob den Kopf, denn in diesem Moment erschien ihr Partner. Er war in die Kirche gegangen, um nach weiteren Tatzeugen zu suchen.
»Tom?«
»Nichts«, antwortete der Mann. Er warf Lea einen neugierigen Blick zu, wich jedoch zurück, als ihm ihr Geruch entgegenschlug.
»Also gut. Wir schauen uns am besten die Überwachungskameras an, vielleicht ist unser Aktentaschenräuber ja drauf.«
Constable Campbell seufzte und wandte sich wieder an Lea, während ihr Partner zum Auto ging. »Und jetzt erzählen Sie mir noch mal genau, woher Sie diesen Adam kennen.«
Überwachungskameras? Verdammt, daran hatte sie überhaupt nicht gedacht. Wenn es die gab, würde die Polizei vielleicht sehen, dass sie ohne ersichtlichen Grund zu dem Niedergeschlagenen gerannt war. Wie sollte sie das erklären? Sie hätte sagen sollen, dass sie etwas gehört hatte und nicht gesehen. Ob sie ihre Geschichte lieber gleich ändern sollte? Und wie sollte sie erklären, woher sie Adam kannte? Dann musste sie ja auch erklären, was sie im Haus seines Freundes gesucht hatte, und dann würde es erst richtig losgehen ... Wenn doch nur Liam noch hier wäre! Jetzt hätte sie seinen trockenen Humor gut gebrauchen können. Aber Liam war beim ersten Heulen der Sirenen ausgerissen. Er war vor zweihundert Jahren von einem Constable erwürgt worden und litt seitdem unter einer starken Polizei-Phobie.
Was sie ihm nicht verdenken konnte.
»Und wer sind Sie?«
Lea folgte Constable Campbells Blick und stieß einen erleichterten Seufzer aus.
»Das ist mein Bekannter«, erklärte sie rasch. Sie starrte in Adams ausdrucksloses Gesicht und erschauderte unwillkürlich. Er wirkte so ... abweisend. Ja, er schaute sie nicht mal an.
»Das ist die Aktentasche, die dem Mann geraubt wurde.
Ich habe den Räuber an einen Laternenpfahl gebunden.
Palmerston Place.«
»Was?!«, riefen Lea und Constable Campbell zugleich aus. Adam ging nicht darauf ein.
»Der Beraubte wird seinen Angreifer identifizieren können, sobald er wieder zu Bewusstsein kommt. Sie haben den Verbrecher, und Sie haben das Beweisstück. Sie brauchen uns nicht mehr.«
Die Beamtin nahm die Aktentasche entgegen, wirkte aber keineswegs begeistert. »Sie wollen mir doch nicht erzählen, wie ich meinen Job machen soll, oder?«
»Nein«, antwortete Adam, »ich habe Ihren Job bereits für Sie gemacht.«
Lea hatte sich noch nicht ganz von seiner ersten Äußerung erholt, als er sie auch schon bei der Hand nahm und wegführte.
»So können Sie nicht mit der Polizei reden!«, zischte sie ängstlich. Constable Campbell würde sicher jeden
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