Unsterblich geliebt
Tag ist, werdet ihr die Fahrzeuge der beiden diskret einsammeln. Wir werden nicht riskieren, dass jemand wegen der Autos Nachforschungen anstellt.“
Genau wie ihm, war auch allen anderen klar, dass die Welt der Vampire unter allen Umständen vor den Menschen verborgen bleiben musste und den Standort des Hauptquartiers durften bis auf ein paar Eingeweihte selbst Vampire nicht wissen. Elia erinnerte sich daran, dass früher jeder Vampir die Heimatburg der Wächter kannte und sie für die Gesetzlosen ein Tabu war.- Bis zu dem Tag, als der Tod von Agnus jungen Söhnen ihnen allen das Gegenteil bewies.
„ Was diese ganze Sache angeht, würde ich John gerne den Arsch aufreißen“, brummte Agnus, „aber dafür muss es ihm erst mal besser gehen.“
„ Meine Worte, Elia“, murmelte Quint und sah ihn dabei scharf an. Leider erinnerte das seinen Chef daran, dass er ebenfalls in dieser Sache drinsteckte und der nahm ihn auch sofort ins Visier.
„ Elia, wie konntest du die Frau nur mit zu uns nehmen!? Du weißt doch, dass keine Menschen ins Hauptquartier gebracht werden dürfen! Du bringst uns damit in Gefahr - und sie auch!“
Elia hatte das Gefühl eine Druckwelle würde ihn gleich niederwalzen. Bleib hart wie eine Mauer, sagte er sich und blieb still sitzen, sammelte aber seine ganze Energie und wappnete sich.
Der Ton von Agnus wurde schärfer: „Elia! Gerade du kennst unsere Gesetze und Regeln wie kein Zweiter!“ Sein Anführer fluchte und schlug mit der Faust auf den Tisch, so dass alles wackelte und seine Sarah zusammenzuckte.
Seine Sarah!– Er hatte das Gefühl, etwas in ihm würde explodieren und plötzlich stand er mit geballten Fäusten da. Nur undeutlich nahm er wahr, dass sein Stuhl nach hinten umkippte und alle ihn anstarrten. Er hörte sein eigenes, drohendes Knurren in dem totenstillen Raum, als würde es einem anderen gehören.
Noch nie hatte er sich Agnus auf diese Weise entgegengestellt und kaum ein anderer Wächter hatte das je gewagt. Von ihm sagten alle, er hätte stets eine freundliche Ausstrahlung und ein Gute-Laune-Gesicht. Vermutlich wirkte das auf die anderen wie David gegen Goliath, da er nicht annähernd Agnus‘ Größe oder Gewicht besaß, aber das alles war ihm jetzt völlig egal.
Zwischen ihnen befand sich nur noch der Tisch.
Kapitel 5
Elia holte tief Luft. „Du hast recht! Ich kenne unsere Gesetze und Regeln wie kein anderer, denn ich war bereits zur Zeit deines Vaters Schriftführer des Tribunals!“
Er stieß die Luft aus, dann drehte er sich zu Sarah und sah in ihre liebevollen Augen. Seine Fäuste lösten sich und er griff nach ihrer zarten Hand. Es gab Dinge, für die sich jedes Opfer lohnte. Er spürte, wie ihr Anblick seiner verhärteten Miene ein weiches Lächeln abgewann.
Entschlossen wandte er sich wieder an Agnus. Doch dieses Mal versuchte er nicht mehr, sich ihm wie eine harte, kalte Mauer entgegenzustellen. Sein Inneres fühlte sich jetzt wie ein loderndes Feuer an, bereit, alles zu verzehren.
„ Das Leben dieser Frau für Sarahs Leben. John hat meine Schuld eingefordert und ich habe es geschworen. Du weißt, was das heißt, Agnus und ich stehe zu den Konsequenzen!“
Ungewollt drangen Elias Erinnerungen an diesen schrecklichen Tag vor über einem Jahr an die Oberfläche…
Einige Flugstunden entfernt, im Ausland, hatte er durch seine Blutsverbindung von einer Minute auf die andere gespürt, dass seine Sarah im Sterben lag. Ohne die kleinste Chance, ihr rechtzeitig zu Hilfe zu kommen, fühlte er sich dem Wahnsinn nahe. In abgrundtiefer Verzweiflung hatte er im Hauptquartier angerufen und schließlich auf Johns Handy, der eingequetscht im lichtgeschützten Kofferraum von Aras Ferrari lag.
Unter Tränen hatte er seinen besten Freund angebettelt, Sarah sein Blut zu geben, um sie damit zu retten. Er hatte John geschworen, selbst die Strafe des Tribunals für diesen Gesetzesbruch zu tragen, um den er ihn damit bat.
Diese Möglichkeit war tatsächlich in ihren Gesetzen verankert, das wusste er. Familienangehörige und unter besonderen Umständen auch andere, konnten auf Antrag freiwillig an Stelle der Verurteilten bestraft werden.
Doch das Tribunal war später der Ansicht, dass Johns Schmerz über den Verlust seiner Gefährtin jede Strafe, die sie hätten verhängen können, übertraf.
Sein Freund hatte das Wichtigste in seinem Leben gerettet und er war bereit, jeden Preis dafür zu bezahlen. Ob durch Symbiose oder Liebe - jeder Vampir würde
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