Unsterblich geliebt
als meine Männer sie endlich fanden. Ertrinken ist ein schrecklicher Tod, John. Man ringt verzweifelt nach Luft und schluckt doch nur jedes Mal Wasser. Ich frage mich, wie lange ihr Todeskampf gedauert hat. Eine Minute, oder zwei? Sicher kam es ihr wie eine Ewigkeit vor.“
Unfähig, seinen Verstand zu logischem Denken zu bringen, erlag John seiner Wut über Elisabeths sinnlosen Tod und zerrte wie wahnsinnig an den Ketten.
Erst als er Ramóns triumphierendes Lächeln durch einen Schleier aus Schmerz registrierte, hörte er auf.
Schwer atmend versuchte er, sich daran zu erinnern, dass diese Ausgeburt der Hölle ihn nur brechen wollte, doch seine Qualen machten das schier unmöglich.
Ramón legte seinen Kopf schief und blickte ihm wieder direkt in die Augen.
„ Diese Symbiose ist schon ein seltsames Ding, was? Du musst gespürt haben, dass deine Frau mit dem Tod gerungen hat.“
Kalt lächelnd fuhr der Fürst kalt fort: „Sie ist sicher eine hübsche Frau gewesen. Muss ein hässlicher Anblick im Leichenschauhaus gewesen sein, mit all dem Blut, was?“
John war machtlos, als der schwarze Leichensack aus Plastik vor seinem inneren Auge auftauchte. Wie in Zeitlupe sah er seine zitternden Hände, die den Reißverschluss öffneten. Das blasse, totenstarre Gesicht seiner geliebten Elisabeth würde er niemals wieder vergessen.
Ihr Herz war längst stehengeblieben, dennoch hatte er ihr, aus purer Verzweiflung, sein Blut in den leblosen Mund eingeflößt und immer wieder beschwörend auf sie eingeredet.
Als der körperliche Schmerz etwas nachließ, wurde ihm bewusst, wie sehr seine Trauer Ramón befriedigte, deshalb zerrte er sich mit Gewalt von der Erinnerung weg in die Gegenwart. Und diesmal beging er nicht wieder den Fehler, an den Ketten zu zerren, was ihn nur sinnlos Kraft kosten und den Blutfürst belustigen würde. Stattdessen wiederholte er mit tödlich ruhiger Stimme sein Versprechen.
„ Dafür wirst du bezahlen, Ramón. Ich werde dir bei lebendigem Leib dein widerwärtiges Herz rausreißen, so wie meins herausgerissen wurde.“
Ramón packte erneut seine Kehle und drückte mit einem genüsslichen Grinsen zu. „Die Sache mit dem Herz werde ich mir merken. Ganz zuletzt, wenn du keinen Wert mehr für mich hast, werde ich deines herausreißen und du darfst sehen, wie ich es zerquetsche.“
Ramón ließ von ihm ab, bevor er die Besinnung verlor. Während der Fürst weiter auf ihn einredete zwang sich John, trotz der rasenden Schmerzen, im Geist seine Chancen zur Flucht durchzugehen. Doch an diesen Betonpfeiler gekettet waren sie gleich Null.
Sein Körper wurde durch den stetigen Blutverlust immer schwächer und die Schmerzen brachten sein logisches Denken zum Erliegen. Er wollte seine Freunde auf keinen Fall verraten und damit ihr Todesurteil sprechen, aber dieser Oskar, war ein sadistischer Profi. John machte sich keine Illusionen, auch er würde der Folter nicht lange standhalten, deshalb fasste er einen Entschluss: Wenn seine Kampfgefährten ihn bis zur nächsten Nacht nicht gefunden hätten, würde er Ramón so reizen, dass er ihn in seinem aufbrausenden Zorn tötete.
„ Diese andere Frau“, hörte er den Fürst sagen und wurde wieder aufmerksam, „sie hatte einen irren Trick auf Lager. Meine Menschen konnten sie nicht anfassen. Sie mussten zurück, um sich Handschuhe zu holen. Aber da stiegen schon an die vierzig Rentner aus dem Bus. Die einen glotzten nur, die anderen wollten sich sogar an der Rettungsaktion beteiligen. Die Polizei und den Krankenwagen hatten sie auch schon angerufen. Zu viele Zeugen, genau wie neulich beim Metzger, sonst hätte ich schon vor Tagen mit eurer Blondine geplaudert, anstatt mich mit dir rumzuärgern.“
Die Blondine – Sarah! Großer Gott, er hätte beinahe Sarah in die Finger bekommen und gefoltert! Gut, dass er sie mit Begleitschutz ins Kloster geschickt hatte. Wenigstens sie war jetzt außer Gefahr – und Lara. Um Himmels Willen, Lara! Agnus hatte Recht gehabt, ohne ihn war sie sicherer.
Ramón schien verärgert, dass er nicht mehr die gewünschte Aufmerksamkeit und Reaktion erzielte und brüllte: „Genug geredet!“
Mit beiden Händen griff der Fürst nach seinem Hemd und riss es vorne mit einem Ruck auseinander.
„ Tut mir leid um dein schönes Hemd“, sagte Ramón mit einem diabolischen Grinsen, „aber zum Sonnenbaden muss man die Sachen ausziehen, sonst wird es nichts mit der Bräune, oder?“
Dann zeigte ihm der Blutfürst eine kleine
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