Unsterblich geliebt
Straße auf der ganzen Breite versperren und sie so zum Anhalten zwingen. Ein Nagelband, das sofort danach hinter ihnen ausgerollt werden sollte, hätte ihre Flucht verhindert. Aber dann kam uns dieser verfluchte, frühe Wintereinbruch mit eisglatter Straße dazwischen und ein blöder Ausflugsbus voller Rentner …“
***
Ein Hauch von Winter und Weihnachten lag an diesem wunderschönen Tag bereits in der Luft, als Elisabeth mit Sarah in die weiter entfernt liegende Provinzhauptstadt aufbrach. Es war die Woche vor dem ersten Advent und sie wollten dem alljährlichen Vergnügen der Weihnachtseinkäufe frönen.
Elisabeth hatte Sarah überreden müssen, denn die ging nicht gern tagsüber ohne den Schutz ihres Mannes unter Menschen. Aber Elia war für die Angelegenheiten der Wächter einige Tage außer Landes und bei Tageslicht konnten ihre Vampirmänner sie ohnehin nicht begleiten. Obwohl Sarah etwas ängstlich zugestimmt hatte, verlebten sie nun einen entspannten und fröhlichen Tag zusammen.
Mit leuchtenden Augen bummelten sie an den weihnachtlich geschmückten Schaufenstern vorüber und freuten sich über die ersten zarten Schneeflocken des Jahres, die vom Himmel fielen.
Niemals hätten sie gedacht, dass dieser Ausflug so tragisch enden würde.
Mit großer Vorfreude hatten sie liebevoll handbemalte Weihnachtskugeln für den sicher wieder drei Meter hohen Tannenbaum gekauft, den ihre Männer jedes Jahr in der großen Halle aufstellten. Heiter und ausgelassen zogen sie untergehakt durch die Geschäfte, um Weihnachtsgeschenke für ihre Lieben und viele süße Leckereien für die gemeinsamen Abende in der Adventszeit zu erstehen.
Elisabeths silbergraues Jaguar-Coupe, Baujahr 1965, mit seiner schön geschwungenen langgezogenen Schnauze, war schließlich rappelvoll mit Tüten und Päckchen.
Statt eines zweiten gemütlichen Kaffeetrinkens zum Abschluss, drängte sie aber nun zum Aufbruch. Sie wollte vor Einbruch der Dämmerung zurück sein, da sich die Straßenverhältnisse durch den dichter gewordenen Schneefall leider rapide verschlechterten und ihr Oldtimer weder mit Airbags noch mit ABS ausgerüstet war.
Sie hatte ihn mit John 1965 als brandneuen Wagen gekauft. Diesen schicken rasanten Sportwagen mit seiner herrlichen, roten Lederausstattung und dem großen Holzlenkrad liebte sie über alles.
Leider wurden die Straßen während ihrer Rückfahrt von Minute zu Minute rutschiger und die Fahrbahn unter dem Schnee war teilweise vereist.
Nichtsdestotrotz war die Stimmung im Jaguar heiter. Mit dem nachträglich eingebauten CD-Player hörten sie, passend zum Schneefall, gerade „White Christmas“ und stimmten beide mit ein. Da tauchte, wie aus dem Nichts, ein riesiger Lastwagen quer zur die Landstraße auf.
Instinktiv trat Elisabeth das Bremspedal ganz durch, doch die Straße war an dieser Stelle spiegelglatt und der Jaguar kam ins Schleudern.
Alles geschah rasend schnell. Sie spürte einen harten Aufschlag und einen scharfen Schmerz in der Seite. Gleich darauf schlug ihr Kopf mehrmals seitlich an den Fahrzeugrahmen, ihr Wagen überschlug sich und sie verlor die Orientierung.
Als der Jaguar endlich stillstand und sie wieder zu sich kam, war ihr eiskalt. Sie musste feststellen, dass ihr Auto in einem nicht ganz so tiefen Randbereich eines Flusses stand und durch die kaputte Windschutzscheibe bitterkaltes Wasser hereingeströmt war, das ihr bis zur Hüfte ging.
Ihr Kopf schmerzte höllisch und ihre Seite noch viel mehr. Sie blickte an sich herunter und sah überall nur Blut, genau wie bei Sarah. Vermutlich war eine Rippe in ihre Lunge eingedrungen, denn ihr war es kaum noch möglich, richtig zu atmen. Weil der Wagen sich überschlagen hatte, lag alles kreuz und quer durcheinander und die Handtasche mit ihrem Handy war nirgendwo in Sicht. Also rief sie John über ihre symbiotische Verbindung, obwohl sie sich sicher war, dass er ihre Schmerzen längst gespürt hatte.
John würde kommen! Nichts würde ihn aufhalten. Selbst bei Tageslicht würde ihr Mann einen Weg zu ihr finden.
Hilfesuchend blickte sie den steilen Abhang zum Fluss hinauf. Dort oben fuhr gerade eine schwarze Limousine ganz nah an den Rand. Sie spürte die Anwesenheit eines anderen Vampirs hinter den verdunkelten Scheiben.
Hoffnung keimte in ihr auf. Doch als sich die Fahrertür öffnete, hörte sie den wütend gebrüllten Befehl: „Nicht so lahm! Raus mit euch! Klettert runter und nehmt die Frauen gefangen! Und zwar
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