Unsterblich geliebt
regelrecht erstarrt, doch nun explodierte seine Wut. Er fletschte seine Fangzähne und riss erneut völlig außer sich an seinen Ketten, bis sie ihm tief ins Fleisch schnitten.
„ Dafür werde ich dir bei lebendigem Leib das Herz rausreißen! Das schwöre ich dir!“
Der Blutfürst lachte überheblich.
„ Sieh‘ dich doch mal an. Wer reißt hier wohl wem das Herz raus?“ Dann verengte Ramón seine Augen zu Schlitzen, packte ihn mit seiner fleischigen Hand an der Kehle und drückte zu. „Man sollte nur Versprechen geben, die man auch einhalten kann.“
Kurz bevor er das Bewusstsein verlor, ließ der Fürst wieder von ihm ab, leider. Sein Aufbäumen hatte die Schmerzen vervielfacht und seinen Verstand lahmgelegt. Kaltes Metall, das sich wie ein gieriges Tier durch sein Fleisch fraß und bei jedem kleinen Zucken erbarmungslos zubiss. Und Ramón war bestimmt noch nicht fertig mit ihm.
„ An dem Unfall bist du selbst schuld, Wächter. Du bist schuld.“
Die Miene des Blutfürsten wurde ernst, er schüttelte nachdenklich den Kopf und sein Ton wurde vorwurfsvoll.
„ Deine Frau fuhr in einem Auto ohne irgendwelche Sicherheitsstandards auf eisigen Straßen herum, John. Noch nicht mal ich wäre so unvorsichtig. Du hast sie ohne dich gehen lassen und mich damit förmlich eingeladen, sie mir zu nehmen.“
Ramón sah ihm jetzt direkt in die Augen, seine Stimme klang ruhig und ohne jeglichen Sarkasmus.
„ John Whiteflower, du hast mir deine Frau auf einem Silbertablett präsentiert.“
Unter den Qualen der Schmerzen arbeitete Johns Verstand nicht, doch seine Ohren hörten. Und was sie hörten, riss eine noch viel tiefere Wunde, eine, die schlimmer war, als alles, was dieser Oskar ihm hätte antun können.
„ Sie war unschuldig! Sie war unschuldig.“ Mehr brachte sein Denken nicht zustande.
„ Ja, unschuldig und so zerbrechlich. Sie hatte keine Chance“, kommentierte der Blutfürst ruhig, aber mit eiskalter Härte. „Wegen dir hatte sie keine Chance, John. Du bist selbst schuld, John. Du und die Wächter. Ihr habt deine Frau in unseren Krieg hineingezogen.“
„ Sie war unschuldig!“. Er bäumte sich ein weiteres Mal auf.
„ Stimmt John, denn eigentlich bist du schuld. Oder weißt du nicht, dass es in einem Krieg keine Unschuldigen, gibt? Nur Kollateralschäden, John. Merk‘ dir das gut!“
Ramón fing wieder an, ihn zu umkreisen. Irgendwie schienen sich seine Sätze zu wiederholen. Immer wieder Schmerzen, immer wieder wurde schwarz vor Augen. Irgendwann konnte er nicht mehr lokalisieren, woher die Stimme kam. Oder war es nur das Echo seiner eigenen Stimme in seinem Kopf?
Nach einer gefühlten Ewigkeit ließen die Schmerzen vorübergehend nach.
Ramón hob sein Kinn an und blickte ihm in die Augen.
„ Leider hat mir dein Geschenk nichts genützt, denn deine Frau war klug, das muss ich ihr lassen. Als sie meine Männer kommen sah, hat sie die Gefahr sofort erkannt. Aber du warst ja nicht da, um ihr zu helfen, Ritter John.“ Vorwurfsvoll schüttelte Ramón den Kopf, ließ sein Kinn los und fing erneut an, ihn zu umrunden.
„ Ich habe gesehen, wie sie aus dem Wagen gekrochen ist. Sie war überall voll Blut, John. Menschen sind so zerbrechlich. Der eiskalte Fluss hat sie sofort mitgerissen.“
Nächtelang hatten ihn Vorstellungen und Albträume über Elisabeths Tod gequält. Immer wieder hatte er sich gefragt, warum sie nicht wie Sarah im Wagen geblieben war, bis Hilfe eintraf. Nun kannte er endlich die grausame Wahrheit. Kein tragischer Autounfall – seine Frau hatte sterben müssen, weil ein Blutfürst höchstpersönlich hinter ihr her war!
John öffnete den Mund, wollte Mörder! schreien, doch das Wort erstarb im Ansatz auf seinen Lippen, weil ein grausamer Schmerz in seinem Oberschenkel ihn nur noch brüllen ließ.
„ Wenn einer an ihrem Tod schuld hat, dann du! Sie starb, weil du ein Wächter bist.“
Er wollte widersprechen, doch Ramón drehte an einem Spieß und ein brutaler Schmerz in seiner Schulter ließ ihn vergessen, warum.
„ Ich schwöre dir, ich habe sofort zwei meiner Leute hinterher gejagt, um sie zu suchen und aus dem Wasser zu ziehen. Du warst ja nicht da, um sie zu retten, John.“
„ Ich kam zu spät, um sie zu retten“, keuchte er.
„ Du warst nicht da, um sie zu retten!“, korrigierte ihn Ramón, während ein gleißender Schmerz in seinem Oberschenkel jeden Gedanken vernichtete.
„ Ich habe versucht, deine Frau zu retten, aber sie war leider bereits ertrunken,
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