Unsterblich geliebt
Lara am Rand des Schwimmbeckens. Sie sah ihn mit tränenüberströmten Augen an, in denen sich der blanke Horror spiegelte.
Ramón musterte ihn mit skrupelloser Berechnung.
„ Na, wenigstens wirfst du mal einen Blick auf meinen Gast. Immerhin kam das Dummerchen, um dich zu retten. Süß nicht?“, fügte er mit einem eiskalten Grinsen hinzu.
Das Einzige, was John noch sah, war das Tränen überströmte Gesicht von Lara.
Was hatten Ramón und dieser Oskar ihr angetan? Was?!
Dieser Gedanke machte ihn beinahe wahnsinnig.
Ihm kamen die furchtbarsten Bilder in den Sinn.
Lara sollte doch in Sicherheit sein! In Sicherheit!
Stattdessen war sie hier in seiner Hölle gelandet -
und der Teufel stand schon bereit.
Ramón ging in die Hocke.
Er stellte ihm keine einzige Frage, stellte keine Forderung, nichts –
er rollte Lara einfach in den Pool,
drückte ihren Kopf unter Wasser
und blickte auf seine Uhr.
„ Was denkst du, wie lange dauert es, bis sie ertrunken ist? Eine Minute vielleicht? Oder zwei?“
Blinde, heiße Wut ließ ihn mit der wenigen Kraft, die er noch besaß, wie ein Verrückter an seinen Fesseln zerren.
„ Nein! Nein!! Hör auf! Hol sie wieder raus! Sie ist unschuldig!“
Ramón legte den Kopf schief und sah ihn prüfend an.
„ Du hast es immer noch nicht gelernt, oder? Im Krieg gibt es keine Unschuldigen, John. Aber wenn du schön bitte sagst, dann ziehe ich sie vielleicht wieder raus.“
„ Bitte!!“
Lara war ihm viel zu viel Wert, als dass ihm diese Demütigung schwer fiel.
Ramón wertete das sicher als erste Kapitulation – nicht zu Unrecht. Leider wusste John als Taktiker nur allzu gut, dass das nur der Anfang war. Und bis zum Ende wäre der Weg für Lara und ihn mit Qualen gepflastert. Sein Peiniger wollte ihn brechen und hatte das einzige Mittel dazu gefunden.
„ Wie erfreulich, dass du endlich mit mir redest.“
Der Blutfürst gab sich keine Mühe, sein Siegerlächeln zu verbergen. Mit enormer Kraft zog der Vampir Lara mit einer Hand aus dem Wasser und ließ sie am Rand des Pools wieder fallen. Doch sie bekam immer noch keine Luft.
„ Oh Gott, der Knebel! Nimm ihn sofort raus! Sie erstickt!“
„ Ach ja?“ Ramón warf Lara einen flüchtigen Blick zu.
„ Bitte!!“
Endlich nahm der Blutfürst den Knebel aus ihrem Mund.
Erst jetzt war sie in der Lage, das geschluckte Wasser herauszuwürgen.
Außer sich vor Sorge, ließ er Lara keine einzige Sekunde aus den Augen, während sie das Wasser ausspuckte und hustete. Endlich kam sie keuchend wieder zu Atem.
„ Lara es tut mir so leid, es tut mir so leid“, wiederholte er immer wieder. Dann bemerkte er, wie Ramón lächelte und es fraß ihn innerlich auf wie Säure. Lara war seinem Erzfeind ausgeliefert und er musste hilflos zusehen.
Ramóns Grinsen verschwand und seine Stimme nahm den perfekten Klang von Seriosität an. Halb wahnsinnig vor Schmerz und Sorge, hörte er ihn sagen: „John, John, John. Schon wieder präsentierst du mir eine Gefährtin auf dem Silbertablett. Du bist so verantwortungslos, John. Sind dir deine Frauen eigentlich gar nichts wert? Hast du gar nichts dazu gelernt?“
Er sah Lara vor sich am Boden und die Worte bohrten sich wie ein glühender Schürhaken in sein Herz.
„ Deine Gefährtin kam ganz allein hierher, John, ohne Schutz.“
Ja, warum war Lara allein gekommen? Es war doch Nacht, auch wenn das hellere Blau am Horizont schon den Morgen ankündigte.
„ Weder dein feiner Anführer, noch deine Wächterfreunde, haben sie zum Schutz begleitet und das ist nicht gelogen. Diese Wächter verdienen deine Loyalität und deine Freundschaft nicht, wenn sie deine Gefährtin ins offene Messer laufen lassen. Bist du immer noch bereit, dein Leben für solche Leute zu opfern und ihres auch?“
Der Blutfürst schüttelte langsam den Kopf.
„ Was ihr geschieht, ist jetzt allein deine Schuld, John. Du weißt, was ich will und keiner zwingt dich, deine zweite Frau auch noch zu opfern.“
Dann ging Ramón in die Hocke und wandte sich an Lara.
„ So Schätzchen, versuch deinen Wächter umzustimmen oder verabschiede dich von ihm.“
„ John, es tut mir leid. Ich war so dumm. Ich wollte dich so schnell wie möglich finden. Denk an die anderen, bitte sag ihm nichts …“
Weiter kam sie nicht, denn der Blutfürst gab ihr eine so heftige Ohrfeige, dass sie vor seinen Augen ohnmächtig wurde.
„ Lara!“
Johns Herz zerbrach. Dennoch bewunderte er ihre Tapferkeit, die der eines Wächters in nichts
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