Unsterblich geliebt
musste sie unbedingt aufwachen. Sie hatten nicht viel Zeit, bis Oskar und die anderen wiederkehrten.
Sie lag pitschnass an der Wand gegenüber, auf dem nackten Betonboden und er musste tatenlos mit ansehen, wie ihr Körper vor Kälte zitterte. Wenn er doch wenigstens eine Decke gehabt hätte, um sie darin einzuwickeln!
Aber er hatte weder eine Decke, noch eine Chance zu ihr zu gelangen. Man hatte ihn angekettet. In einem Kellerraum. Ohne Fenster.
Oskar hatte die Plastikfesseln an Laras Händen und Füßen strammer gezogen und die Fußfesseln zusätzlich mit einer langen Kette an der Wand befestigt.
Wieder und wieder hatte John Lara aufmerksam gemustert, ihren Körper nach Quetschungen, blauen Flecken und gebrochenen Knochen abgesucht. Er hatte seine Nase eingesetzt, um nach Blut zu schnuppern, aber bis auf eine aufgeplatzte Lippe und leicht geschwollene Wangen hatte er nichts entdeckt. Doch der größte Teil ihres Körpers war von nasser Kleidung bedeckt und er musste pausenlos an die schrecklichsten Dinge denken, die man ihr darunter angetan haben könnte.
Weitere, qualvolle Minuten vergingen, bis Lara endlich benommen ihre Augen öffnete.
„ Oh Gott, Lara! Endlich bist du wach. Das ist alles meine Schuld.“
Ramóns Worte hatten ihn gebrandmarkt.
„ John?“
Ihre Stimme klang matt und heiser, außerdem wirkte sie benommen.
„ Ja, ich bin hier. Bitte vergib mir! Ich sah keine andere Lösung, als diesen Bluff.“
„ Das war nur ein Bluff?“
„ Ja, du hattest mir doch zugenickt. Ich nahm an, du hättest meine Botschaft gehört.“
„ Wohl nur einen Teil.“
„ Oh Scheiße, du dachtest wirklich, ich lasse dich ertrinken?“
„ Bitte sag mir jetzt nicht, dass du ihm für mein Leben das Hauptquartier verraten hast! Ich könnte nicht damit leben, wenn wegen mir so viele Unschuldige ermordet werden.“
„ Nein, nur den Beta-Standort, unsere Zuflucht, falls das Hauptquartier fällt“, erklärte er leise und wozu er sich keine Mühe geben musste, denn seine Stimme hatte ihre Kraft ohnehin verloren.
„ Gut“, antwortete mit sichtbarer Erleichterung.
„ Ich kann mich nicht gar daran erinnern, dass dieser Schweinehund mich wieder herausgezogen hat.“
„ Ramón hat ein paar Minuten deines Gedächtnisses gelöscht, damit du dich nur die Panik des Ertrinkens erinnerst.“
Oskar hatte dem Fürst diesen Tipp gegeben und die beiden würden sie sicher bald wieder in die Mangel nehmen.
„ Dann hat Ramón dich in Schlaf versetzt und uns hierher gebracht. Ich versuche schon die ganze Zeit, dich wieder aufzuwecken. Bitte, sag mir wie es dir geht?“
Trotz ihrer Benommenheit erwiderte Lara sarkastisch: „Ich hab die Nase inzwischen gestrichen voll von Wasser.“
Er bewunderte, dass sie nach allem noch so taff reagierte. Doch das wäre vorbei, sobald Oskar sie in die Finger bekäme, oder hatte er schon?
Noch während er das dachte, zog Lara die Beine an und rollte sich zusammen. John erstarrte.
„ Oh Gott, Lara, haben sie …“, er stockte, kaum in der Lage weiterzusprechen. Es gab grausame Dinge, die man nur Frauen antun konnte, „haben sie dir - wehgetan, bevor sie dich zum Pool brachten?“
Sichtlich erschöpft hob Lara den Kopf und musterte ihn, dann legte sie ihr Gesicht wieder auf den kalten Boden.
„ Im Gegensatz zu dir war ich auf einem Kindergeburtstag.“
Seit er sie am Pool gesehen hatte, tanzten tausend furchtbare Bilder vor seinem inneren Auge. Er hielt es nicht mehr aus.
„ Bitte! Ich muss es wissen.“
„ Ein paar saftige Ohrfeigen, das war‘s. Und gespürt habe ich davon auch nichts, vermutlich wegen der Schmerzmittel.“
Er registrierte, dass Lara allmählich klarer wurde.
„ Welche Schmerzmittel? Und wie hast du mich eigentlich gefunden, Lara?“
„ Ich hab Aspirin geschluckt, weil ich dachte, ich hätte eine schlimme Grippe mit furchtbaren Gliederschmerzen, aber …“
„ Das waren meine Echos. Lara, das tut mir so leid.“
„ Mir nicht, denn nur so war ich in der Lage, dich zu finden. Sarah hat mir geholfen, mich an den Rest zu erinnern.“
„ Welchen Rest?“
„ Ich bin Autorin, John, ich hatte mir heimlich Notizen gemacht.“
„ Aber warum, um alles in der Welt, bist du hier allein aufgetaucht? Wissen die anderen wo wir sind?“
„ Sie wollten mich abholen und warten, bis es dunkel wird, um mich zu begleiten. Aber ich hatte furchtbare Angst, du hältst nicht mehr so lange durch.“
Womit sie Recht hatte.
„ Ich habe die ganze Stadt systematisch,
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