Unsterblich geliebt
Entscheidung, nicht deine. Du machst die ganze Sache für ihn nur schlimmer.“ Ein Nicken von ihm, dann zerrten Vinz und Ambi ihn mit Gewalt weg.
„ Irgendetwas stimmt nicht. Rose hat mir eine Botschaft über unsere Symbiose gesandt. Ich glaube sie will, dass wir warten. Agnus, bitte!“
Raven hatte noch nie bitte zu ihm gesagt. Das Bitte ließ ihn innehalten, denn eine Botschaft über die Symbiose brauchte jahrelange Übung. Anfangs spürten Gefährten mehr, was der andere ihnen vermitteln wollte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit riss Ravens Gefährtin völlig außer Atem, die Tür auf.
„ Stopp! Nicht das Dach öffnen! Lara ist eine Symbiontin, sie trägt die Blüte der Ewigkeit! Sie liegt ziemlich versteckt im Nacken, unter dem Haaransatz. Wir haben das Zeichen gerade erst entdeckt, als wir Lara gewaschen haben. Wegen ihrer vielen Brüchen und inneren Verletzungen haben wir sie bisher kaum bewegt und erst heute komplett gewaschen.“
Jetzt kam sein Schreiber und hielt ihm zum Beweis das Handydisplay hin. „Hier, sieh‘s dir selbst an. Alva hat es fotografiert und mir geschickt.“ Alle standen mittlerweile um ihn herum und schauten auf das Display, sogar Amalia. Für menschliche Augen wirkte das Ganze nur wie ein filigranes Branding, doch es war der eindeutige Beweis, dass Lara zu den extrem seltenen Frauen gehörte, die zu einer Symbiose mit einem Vampir fähig waren.
Er konnte beinahe körperlich spüren, wie alle Anwesenden von Erleichterung erfasst wurden. Kein Wunder, denn in diesem Fall machte das Gesetz eine Ausnahme und erlaubte einem ungebundenen Vampir sein Blut zu spenden, um das Leben einer Symbiontin zu retten. Der Grund dafür war die extreme Seltenheit von Frauen, die in der Lage waren, eine Symbiose und damit auch eine eheähnliche Beziehung mit einem Vampir einzugehen.
Nur ihnen war es möglich, durch den Prozess der Symbiose auch gewisse Veränderungen und Anpassungen auf beiden Seiten auszulösen und Nachwuchs zu bekommen. Dabei kam ein Junge immer als Vampir auf die Welt und ein Mädchen als Mensch und Symbiontin.
Die Legenden, die er seit seiner Kindheit gehört hatte, besagten außerdem, dass ein Vampir nur bei einer dieser Frauen in der Lage wäre, tiefe Gefühle und selbstlose Liebe zu entwickeln. Diese sei dann jedoch intensiver als die eines gewöhnlichen Mannes. Und er hatte selbst erlebt, dass der Beschützerinstinkt in diesem Fall stärker wurde als jeder andere Trieb seiner Raubtiernatur.
„ Schaut euch das mal genau an“, meinte Elia, „Die Blüte der Ewigkeit hat sich bei Lara bereits entwickelt. Also hat der Prozess der Symbiose zwischen den beiden bereits begonnen. Sie müssen eine Gefährtenbeziehung eingegangen sein. Kein Wunder, dass John sie um jeden Preis retten wollte.“
Er konnte deutlich sehen, dass sich aus den zwei kleinen Blättchen, die jede Symbiontin trug, bereits eine Blüte, in Laras Fall eine Lavendelblüte, entwickelt hatte.
Ratlos und verwundert sah er zu seinen Wächtern. Eigentlich hatten sie keine Geheimnisse untereinander, denn sie lebten in einer engen Gemeinschaft.
„ Mir hat John nichts davon erzählt, dass er eine neue Gefährtin erwählt hat. Wusste einer von euch davon?“
Keine Antwort, nur Kopfschütteln und Schulterzucken.
Schließlich meinte Elia: „John hat mir nur erzählt, dass er dieser Lara schon einmal begegnet ist.“
Skeptisch hob er eine Augenbraue. „Nur einmal?“
„ Ob diese Lara nun seine Gefährtin ist oder nicht, spielt keine Rolle“, verkündete Amalia und dabei strahlte die Sirene übers ganze Gesicht. So hatte er sie noch nie erlebt.
„ John hat sein Blut einer Symbiontin geschenkt, die in Lebensgefahr schwebte, also hat er das Gesetz nicht übertreten. Ich informiere das Tribunal. Sie werden das Urteil aufheben.“ Schon raffte Amalia ihr Kleid und verließ mit erhobenem Haupt den Turm.
Er schaute durchs Sichtfenster und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Verdammt, ich hätte John beinahe geröstet! Mir reicht‘s hier unten, ich muss raus! Und macht den armen Kerl endlich los!“
***
Raven hatte ihm den Sack vom Kopf gezogen und Elia ihm die erlösende Botschaft verkündigt. Doch als Vinz die strammen Ketten an seinen Armen gelöst hatte, sank er völlig fertig auf dem feuchten Kellerboden in die Knie.
Er fühlte sich völlig ausgebrannt, sein Brustkorb hob und senkte sich, als wäre er gerade dem Tod davon gelaufen, was der Sache ja ziemlich nahe kam. Gerade noch hatte er sich
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