Unsterblich geliebt
wieder.
***
Als Lara die Augen aufschlug, strich Sarah beruhigend über ihre Hand. „Alles in Ordnung, Lara.“
„ Wo sind wir?“
Sarah lächelte amüsiert. „Rate mal.“
Sie brauchte einen Moment, um sich zu orientieren, doch dann bedachte sie Quint mit einem strahlendem Siegerlächeln. „Na, da haben der teure Navi und die tollen Vampiraugen wohl doch nicht geholfen, was?“
Quint knurrte. „Ich kann dir auch jetzt gleich das Gedächtnis löschen und dich hier im Matsch stehen lassen.“
„ Dann wischt John mit dir den Boden auf!“, gab Sarah ungewohnt scharf zurück.
„ Du bist eine echte Freundin“, bedankte sie sich.
„ Sag schon, wohin muss ich fahren?“, fragte Quint genervt.
Eine schwarze Trennscheibe verhinderte den Blick aus der Windschutzscheibe und auch die hinteren Scheiben waren extrem verdunkelt. Zum Schutz vor der Sonne, vermutete sie.
„ Du musst mich nach vorne lassen, ich kann von hier aus nichts erkennen.“
Quint grinste. „Keine Vampiraugen, was?“
„ Nein, keine freie Sicht!“, gab sie kämpferisch zurück.
„ Also gut“, stöhnte Quint und trat von der hintern Tür weg, damit sie aussteigen konnte.
Auf der Beifahrerseite angeschnallt, sagte sie: „Wir sind schon ganz in der Nähe. Da vorn bei der alten Eiche musst du nach rechts, dann immer geradeaus.“
„ Hier steht kein Haus, weit und breit. Wohnst du etwa in einem Kaninchenbau?“
Sie ließ ihre Scheibe herunter und zeigte hinaus.
„ Du hast doch so prima Vampiraugen. Siehst du die Flügel der Mühle da hinten in der Ferne? Da wohne ich.“
Beim Blick auf ihr Zuhause erfasste sie eine unbeschreibliche Vorfreude.
„ Du wohnst in einer Mühle?“
Quints Stimme klang auf einmal neugierig und keine Spur mehr genervt. Verwundert drehte sich Lara zu ihm um.
„ Ja, fast. Im Mühlenturm selbst habe ich nur ein kleines Studio, weil es da leider furchtbar zieht. Aber ich wohne gleich daneben, in dem originalgetreu restaurierten Wohn- und Lagerhaus der Mühle.“
Sie staunte, als sich Quints Gesicht regelrecht aufhellte und seine harten Züge beinahe weich wurden.
“ Wie alt ist die Mühle und welcher Typ ist es?“
„ Naja, es handelt sich um eine sogenannte Holland-Wall-Mühle. Sie ist nur 250 Jahre alt, aber um 1580 hat an der gleichen Stelle auch schon eine Mühle vom selben Typ gestanden.“
Quint fuhr auf einmal schneller.
„ Nennt man nennt diese Art von Mühle nicht auch Wallholländer? Sie ist auf einem künstlichen Erdwall errichtet, oder?“
Ihr kam es so vor, als würde Quint regelrecht auftauen.
„ Wow, du scheinst dich auszukennen und du hast Recht. Wieso fragst du?“ Quint ging auf ihre Frage gar nicht ein, sondern stellte sofort die nächste. Seine Neugier war beinahe hörbar.
„ Funktionieren die Windräder noch?“
„ Ja, wenn du die Verankerung löst und die festgezurrten Segel auf den Mühlenblättern abrollst, drehen sie sich im Wind und …“ Er unterbrach sie mitten im Satz und schaute statt auf den Weg direkt in ihre Augen.
„ Du meinst, ich könnte noch Mehl mit ihr mahlen?“
„ Sicher! Es darf zwar nur zum Eigenverzehr verwendet werden, wegen der hygienischen Vorschriften, aber…“ Sie merkte, dass Quints Augen sich voller Enthusiasmus weiteten und wollte das auszunutzen. „Wenn du John eine Nachricht von mir überbringst, darfst du meine Mühle in Gang setzen und damit so viel Mehl mahlen, wie du willst.“ Sofort verfinsterte sich sein Gesicht und er starrte stur auf den Weg.
„ Ich bin nicht bestechlich.“
Es war zwar kindisch, aber sie wollte, dass Quints Augen wieder strahlten.
„ Das würde ich von dir auch nicht erwarten. Gönn‘ dir doch einfach eine kleine Auszeit und tu woran du Freude hast.“
Quint schien einen Moment sprachlos zu sein. Etwas misstrauisch fragte er dann zu ihrer Überraschung: „Wie hätte die Botschaft gelautet?“
„ Wenn John über den Tod seiner Elisabeth hinweg gekommen ist, dann hättest du ihm sagen sollen, dass er mich jederzeit besuchen kann, auch wenn ich mich nicht mehr an ihn erinnere.“
„ Ich werde die Botschaft überbringen.“ Er zögerte einen Moment, dann fuhr er fort: „Ich sollte dir aber fairer Weise sagen, dass die Trauer eines Vampirs über seine Gefährtin manchmal länger dauert als ein Menschenleben.“
Lara glaubte etwas Bedauern in seiner Stimme zu hören.
Sicher lenkte Quint den SUV über den Feldweg in Richtung Mühle, doch kurz vor ihrem Zuhause schaltete er plötzlich
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