Unsterbliche Bande
Anscheinend ergibt das für ihn einen Sinn.« Rule fuhr sich ein zweites Mal mit der Hand durchs Haar, aber dieses Mal, um es zu glätten. Er sah sich um. »Das war ein guter Kampf, Joe. Danke. Alle, die Dienst haben: Nehmt eure Posten ein. Die, die keinen Dienst haben: esst etwas oder schlaft oder geht in den Fitnessraum des Hotels.«
Das Wohnzimmer leerte sich schnell. Sie und Rule waren so allein, wie sie es nicht mehr gewesen waren, seit sie sich letzte Nacht auf seinen Schoß gesetzt hatte … Gott, ja, das war erst ein bisschen über vierundzwanzig Stunden her, nicht wahr? So allein, wie sie es schon lange nicht mehr gewesen waren. Sie ging zu ihm und legte die Arme um seine Taille, lehnte den Kopf an seine Brust und drückte ihn an sich.
Seufzend legte auch er die Arme um sie und rieb seine Wange über ihren Kopf. Einen langen Moment standen sie einfach nur da und sagten nichts. Er roch nach frischem Schweiß und darunter schwach nach einem Duft, der sein ganz eigener war. Von so nah konnte ihn selbst ihre arme menschliche Nase erkennen. »Wonach riechst du?«
»Hmm?« Er hob den Kopf. Er lächelte leicht.
»Wenn ich so riechen könnte wie deine Männer, meine ich. Was riechen sie, wenn du mit Joe trainierst?«
Sein Lächeln verschwand. »Anspannung«, sagte er schließlich. »Ich hoffe, dass sie nicht die Sorge gerochen haben. In Wolfsgestalt wäre es ihnen nicht entgangen.«
»Daher das plötzliche Bedürfnis, Joe irgendwohin zu werfen.«
»Ja, daher.« Sein Lächeln kehrte zurück, doch es schaffte es nicht bis zu seinen Augen. »Daher der plötzliche Anfall von Dummheit. Ich dachte, ich könnte besser damit umgehen.«
»Damit« – meinte er, dass er überraschenderweise noch einen Bruder bekommen hatte? Seine Sorge um sie? Den Krieg? Alles zusammen, dachte sie, reckte sich und küsste ihn leicht auf den Mund. »Du machst das schon gut. Du hast Patrick geschickt, damit er auf Beth aufpasst. Wenn du das nicht getan hättest, hätten sie sie gekriegt.«
»Ich habe nicht behauptet, dass ich mich die ganze Zeit dumm anstelle, aber ich kann mir selbst kurze Ausfälle nicht leisten.«
»Ich habe nicht geschossen.«
»Und dem Himmel sei Dank dafür, aber –«
»Die Sache ist die, dass du nicht perfekt bist. Du wirst nicht perfekt werden, nur weil du denkst, dass alles an dir hängt, und manchmal musst du dich darauf verlassen, dass andere Menschen das Richtige tun. Was hat Scott getan, als ich die Waffe zog?«
»Er ist so zur Seite gegangen, dass er wenn nötig an dir hätte vorbeispringen können. Todd hatte sich so weit gedreht, dass er sowohl dich als auch den Flur im Auge behalten konnte. Mike … seiner Haltung nach zu schließen, war er bereit, dich zu Boden zu reißen, falls Gefahr gedroht hätte. Darüber muss ich mit ihm reden. Die Anweisung lautet, niemals deine Schusslinie zu blockieren. Und: Ja, ich habe verstanden, dass du mir etwas über Teamwork sagen willst.« Das ganze Konzept von Teamwork schien ihn zu irritieren, was, wie sie vermutete, etwas damit zu tun hatte, dass er ein Rho war und damit ein Kontrollfreak. Letzteres verstand sie nur allzu gut, deshalb gab sie ihm einen schnellen Kuss, um ihn das wissen zu lassen, und blieb dann einfach stehen, hielt ihn an sich gedrückt und dachte an all die Fragen, die sie sich für den Moment, in dem sie alleine sein würden, aufgespart hatte. Und wollte keine davon stellen. Sie wollte gar nicht reden, nicht jetzt, da sich ihr Körper sehnsüchtig regte.
Sie seufzte. »Wir müssen etwas miteinander besprechen.«
»Warum lassen diese Worte nie etwas Gutes ahnen?«, murmelte er. Doch er war nun entspannter, mehr er selbst. »Willst du den Veranstaltungsort für die Hochzeit mit mir besprechen?«
Der Gedanke an ihre Hochzeit war ihr in den letzten vierundzwanzig Stunden so fern gewesen, dass seine Frage sie einen Moment verblüffte. Sie schüttelte den Kopf. »Es geht um den Fall. Die Fälle.«
Er drückte ihre Taille und ließ sie los. »Na gut. Möchtest du ein wenig Wein? Ich hatte einen schönen Syrah zum Abendessen. Es ist noch etwas übrig. Oder ich könnte den Riesling öffnen, den der Sommelier empfohlen hat.«
»Riesling wäre schön.« Während er zum Servierwagen ging, zog sie sich ihre Jacke aus, hängte sie über die Lehne eines Stuhls und begann, ihr Schulterholster abzuschnallen. »Warum die Leidolf?«
»Hmm?« Er setzte den Korkenzieher an und begann zu drehen.
»Ich habe mich gefragt, warum du eine Einheit ganz aus
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