Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unsterbliche Bande

Unsterbliche Bande

Titel: Unsterbliche Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
Vom Netzwerk:
doch jetzt weder getrunken noch versucht, jemanden zu verhaften. Was … Moment, doch da war jemand gewesen, eine Frau, der Lily gesagt hatte, sie sei verhaftet, und dann war sie … Mist.
Gefangen genommen worden
. So hieß das.
    Ein kurzer Anflug von Panik vertrieb den Nebel aus ihrem Kopf. Sie zwang sich, stillzuliegen und mit geschlossenen Augen eine Bestandsaufnahme zu machen. Sie lag auf etwas Weichem, das sich sehr wie ein Bett anfühlte. Die gute Nachricht war: Sie war nicht nackt, und der einzige Körperteil, der in Mitleidenschaft gezogen worden war, schien ihr Kopf zu sein. Außer Brahms hörte sie nichts und roch auch nichts Besonderes. Rule hätte etwas gerochen, aber …
    Dieses Mal war es nicht nur ein Anflug von Panik, sondern ein Sturm. Ihre Augen flogen auf. Das Licht verschlimmerte den Kopfschmerz, doch er wurde von der kalten Angst, die sie durchströmte, überdeckt. Nach einem endlosen, schrecklichen Moment begriff sie, dass das Band der Gefährten verrücktspielte und nicht durchtrennt war. Rule war nicht tot. Er war nicht tot, aber sie konnte nicht sagen, wo er war. Wenn sie versuchte, diesen besonderen Sinn zu nutzen, hatte sie das Gefühl, Rule sei überall, in jeder Richtung, und sie hatte keine Ahnung, wie weit weg er war. Wenn sie sich sehr anstrengte, wurde ihr übel und schwindelig, wie damals, als sie im IMAX diesen Film auf den Motion-Sitzen gesehen hatte und sie wegen der verrückten 3-D-Zooming-Effekte die Augen hatte schließen müssen, um sich nicht zu übergeben.
    Lily lag ganz still da und wartete darauf, dass sich ihr Magen und ihr Herzschlag beruhigten. Ihr Mund war trocken. Ihr Kopf schmerzte. Wenn sie Rule nicht finden konnte, musste sie davon ausgehen, dass auch er sie nicht fand. Sie war von einer pelzigen Frau gefangen genommen worden, und Rule würde sie nicht finden können.
    Zumindest nicht durch das Band. Trotzdem würde er es weiter versuchen. Es sei denn, er war im Raum nebenan gefangen. Wissen konnte sie es nicht, wenn das Band der Gefährten nicht wirkte, wie es sollte. Dann konnte er auf der anderen Seite dieser Mauer sein, und sie würde es nicht merken. Oder er war in der Schule verletzt worden. Schwer verletzt.
    Bestandsaufnahme
, befahl sie sich streng.
    Okay, Punkt eins: Ihr Kopf tat weh, aber nicht so, dass es auf eine ernsthafte Verletzung schließen ließ. Außerdem war es ein diffuser Schmerz, nicht gebündelt wie bei einer Gehirnerschütterung. Punkt zwei: Sie war bekleidet, sie war nicht gefesselt – jemand hatte sogar eine Decke über sie geworfen, so als habe er sich Sorgen gemacht, dass sie frieren könnte, während sie bewusstlos war. Punkt drei: Das Weiße über ihr war eine ganz gewöhnliche Zimmerdecke, nicht die Decke einer unterirdischen Höhle, was ermutigend war. Der letzte Sidhe, mit dem sie zu tun gehabt hatte, hatte seine Gefangenen unterirdisch versteckt gehalten, wo er …
    Ein kleiner Lichtball hüpfte in ihr Blickfeld. Ein magisches Licht, wie es sie in den Welten der Sidhe häufig gab, hier aber nicht. In dieser unterirdischen Höhle hatte sie viele magische Lichter gesehen. Nachdenklich betrachtete sie den leuchtenden Ball. Selbst Rethna war nicht in der Lage gewesen, das Band der Gefährten zu blockieren, und er war kein einfacher Sidhe, sondern ein Sidhe-Fürst gewesen. Auch als Rule in die Höllenwelt gezogen worden war, hatte sie immer noch gespürt, in welcher Richtung er sich befand. Und selbst als ein uraltes Wesen Lily und Cynna in einen Bunker unter der Erde gesperrt hatte, der so mit Bannen belegt war, das Cynnas Gabe nicht mehr oben von unten unterscheiden konnte, hatte das Band der Gefährten immer noch gewirkt.
    Und nun sollte Cullens Prototyp das schaffen, was Rethna, die Hölle und die Chimei nicht geschafft hatten? Das ergab keinen Sinn.
    Schluss mit der Bestandsaufnahme. Sie musste herausfinden, wo zum Teufel sie war. Obwohl sie damit rechnete, dass ihre Kopfschmerzen schlimmer würden, setzte sie sich auf.
    Sie wurden schlimmer.
    »Sie sind wach.« Die Stimme war männlich und klang erfreut. »Wie fühlen Sie sich?«
    »Fürchterlich.« Der Raum drehte sich nicht, und ihr Kopf fiel nicht herunter. Obwohl es sich so anfühlte, doch dann würde er wohl kaum noch wehtun. Vorsichtig sah sie sich um.
    Sie befand sich in einem Schlafzimmer. Einem ganz normalen Schlafzimmer mit blauen Vorhängen vor dem einzigen Fenster und zwei Sesseln am anderen Ende des Raumes. Neben einem der Sessel ragte ein hoher Stapel Bücher auf.

Weitere Kostenlose Bücher