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Unsterbliche Bande

Unsterbliche Bande

Titel: Unsterbliche Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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Darauf stand eine Schale mit Früchten. Zwei Türen, beide geschlossen. Alles ganz normal, wenn auch unpersönlich, außer dass das Licht nicht von so etwas Prosaischem wie einer Lampe stammte, sondern von diesen magischen Lichtern, die unter der Decke vor sich hindümpelten. Da es sich um ein Schlafzimmer handelte, befanden sich auch Betten darin. Zwei. Auf einem davon saß sie. Der Mann auf dem anderen Bett war größer als sie, wie viel größer war schwer zu sagen, da er im Yogasitz dasaß, mit den Füßen auf den Oberschenkeln. Er war schätzungsweise eins achtundsiebzig und kräftig gebaut. Vielleicht fünfundachtzig Kilo. Er trug Jeans und ein einfaches graues T-Shirt. Socken, aber keine Schuhe. Sein Haar war ein wenig lang und strähnig und eine Mischung aus vielen unterschiedlichen Braun- und Blondtönen. Um die dunklen Augen hatte er Krähenfüße, die Falten an den Mundwinkeln waren tief.
    Sie kannte ihn. Zumindest wusste sie, wer er war. »Sean Friar.«
    Seine Augenbrauen hoben sich. »Schon beim ersten Mal richtig. Und Sie sind Lily. Beths Schwester. Tut der Kopf weh?«
    »Ja.« Sie schob die Decke zurück und sah, dass sie die Kleider trug, die sie schon vorher angehabt hatte, aber keine Schuhe mehr. Auch ihre Waffe, das Schulterholster, Armbanduhr und das Handy fehlten … und der Ring mit dem
toltoi-
Talisman. Sie hatten das
toltoi
genommen, aber nicht ihren Verlobungsring.
    Der Verlust des
toltoi
machte sie wütend. Der Zorn ließ ihren Kopf hämmern. »Haben Sie Ibuprofen?«
    »Nein, aber sie hat etwas für Sie dagelassen.« Er faltete seine Beine auseinander und stand auf. »Ich hole es.«
    »Sie?«
    »Die, die uns gefangen hält. Alycithin. Ich spreche es vermutlich nicht richtig aus, aber so ungefähr klingt es.« Er trat zu einer der Türen und öffnete sie. Sie sah ein Becken in einem gewöhnlichen Waschtisch. Er verschwand kurz aus ihrem Blickfeld und tauchte dann mit einer Plastiktasse in der Hand wieder auf. Die Tasse war halb voll mit einer dunklen Flüssigkeit gefüllt. »Das ist angeblich ein Schmerzmittel, das bei Menschen wirkt.«
    »Erwarten Sie ernsthaft, dass ich das trinke?«
    Er zuckte die Achseln. »Bisher haben sie mich noch nicht vergiftet. Sie haben mir überhaupt nichts getan, abgesehen von der Kleinigkeit, mich hier gefangen zu halten. Uns Schaden zuzufügen sei gegen die Regeln, ein Verstoß gegen die Ehre. Ehre ist ihr sehr wichtig.«
    »Ist Alycithin ungefähr so groß wie ich und mit Fell bedeckt?«
    Seine Augenbrauen schossen in die Höhe. »Sie wissen, wer sie ist?«
    »Wir haben uns kurz kennengelernt. Dann hat mich jemand mit einem Pfeil beschossen.« Lily erinnerte sich, wie die Feder aus ihrer Wange gestanden hatte, fasste sich ans Gesicht und fand eine kleine Kruste.
    »Bei mir hat sie einen Schlafzauber benutzt. Bei Ihnen hätte das wohl nicht gewirkt, nehme ich an.«
    »Sie wissen, dass ich eine Gabe habe?«
    »Beth spricht manchmal von Ihnen. Alycithin sagte mir, dass Sie Kopfschmerzen haben werden, wenn Sie aufwachen, von dem Zeug, mit dem sie Sie ausgeknockt haben. Wollen Sie es nicht doch versuchen?« Er hielt ihr die Tasse hin. »Sie hat versprochen, dass es Ihnen nur den Schmerz nehmen würde, sonst nichts.«
    Lilys Kopf tat so weh, dass sie in Versuchung geriet. Doch sie war nicht dumm. »Nein, danke.«
    Er sah sie einen Moment lang an, drehte sich dann um und stellte die Tasse auf den Boden neben die Wand. »Vielleicht haben Sie recht.«
    Keine Tische. Das war es, was fehlte. Kein Nachttisch, kein Tisch zwischen den beiden Sesseln – üppig gepolsterte Dinger, nicht die Sorte, die man zertrümmern konnte, um einen Knüppel aus einem der Beine zu machen. Keine Kommode. Und kein Fernseher oder Radio oder sonst irgendein elektronisches Gerät. »Wo kommt die Musik her?«
    »Aus den Wänden. Sie scheinen bei einem klassischen Sender hängen geblieben zu sein.«
    Lily betrachtete die Wand neben ihrem Bett. Sie war weiß gestrichen, so wie die Decke. Sie sah aus wie jede andere Wand auch. Sie beugte sich vor und legte die Hand flach darauf.
    Magie. Viel Magie, und sie vibrierte. Noch nie hatte sie Magie berührt, die vibrierte. Sie zog die Hand zurück. »Ich habe Alycithin gesehen, aber nicht Ihren Bruder.«
    »Er ist nicht hier. Er ist der Grund, warum ich hier bin, aber es handelt sich dabei um einen Irrtum. Wenn Sie das, was immer sie Ihnen da gegeben hat, nicht trinken wollen, hätten Sie vielleicht gern ein bisschen Wasser? Es kommt aus dem Hahn und hat

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