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Unsterbliche Bande

Unsterbliche Bande

Titel: Unsterbliche Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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hatte, die, um die Julia Yu sich Sorgen gemacht, an der sie immer etwas auszusetzen gehabt hatte. Lily hatte nicht rebelliert, indem sie über die Stränge schlug – dazu war sie viel zu prüde –, sondern indem sie Polizistin wurde. Eine ziemlich gute sogar. Eine, die die bösen Jungs einbuchtete und Menschenleben rettete und das ganze Land noch dazu. Eine, die in ein paar Monaten einen Orden von der Präsidentin verliehen bekommen sollte.
    Kurz, Beths beide Schwestern waren unglaublich tüchtig. Sie war die Süße.
    Süß sein konnte sie gut. Es reichte ihr nur nicht mehr.
    Aber den Hauptgrund, warum sie froh war, sich für Bojuka entschieden zu haben, spürte sie warm und fest an ihrer Brust. Wenn sie nämlich Judo oder etwas Ähnliches gemacht hätte, hätte sie Sean Friar nie kennengelernt. Und daran wollte sie lieber gar nicht denken.

5
    Ende Dezember kündigte sich die Nacht schon früh am Tage an. Es war schon seit Stunden dunkel, als Lily es sich auf einem der langen Ledersofas mit einer aufgewärmten Lasagne gemütlich machte. Die Nachrichten liefen – etwas über die Handelsdelegation der Sidhe, die kürzlich durch das Tor aus Edge in Washington eingetroffen war –, aber der Ton war so leise gestellt, dass Lily ihn überhören konnte. Es roch nach Kräutern und Tomaten, Asche und Holzrauch.
    Jetzt war der Kamin dunkel und kalt. Sie hatte das Feuer verbummelt, genauso wie das gemeinsame Abendessen mit dem Mann, der nun an dem großen Esstisch saß, umgeben von Papierstapeln und mit irgendwelchem Geschäftskram beschäftigt, den er auf seinem Laptop vor sich sah.
    Lily fuhr mit dem Daumen über ihren Verlobungsring. Sie durfte es nicht mehr länger aufschieben. Die Hochzeit fand in zwei Monaten, einer Woche und zwei Tagen statt. Heute Abend, gelobte sie sich, wenn sie gegessen hatte. Heute Abend würde sie es ansprechen.
    Rule sah aus, als würde der Geschäftskram seine Aufmerksamkeit sehr in Anspruch nehmen, »Wo ist Toby?«, fragte sie und steckte sich den ersten Bissen Lasagne in den Mund.
    »Er und Emmy übernachten bei Danny.«
    »Aber er hatte doch schon gestern Übernachtungsgäste hier bei sich.«
    »Es sind Weihnachtsferien«, sagte Rule, ohne vom Computer aufzusehen.
    Bis vor Kurzem hatte Lily nicht gewusst, dass sie einen Erziehungsstil hatte. Das hatte sie erst herausgefunden, als Rule letzten Sommer das Sorgerecht für seinen Sohn zugesprochen bekommen hatte. Ihr Stil unterschied sich sehr von dem Rules. Für ihre Eltern waren Pyjamapartys ein Privileg gewesen, das man sich verdienen musste. Und zwei Nächte hintereinander? Das hätten sie niemals gestattet. Noch dazu Jungen und Mädchen zusammen … Lily musste grinsen, als sie daran dachte, wie ihre Mutter das finden würde.
    Aber Mädchen interessierten Toby nicht. Er mochte Emmy genauso, wie er Danny und Michael und ein halbes Dutzend anderer Kinder mochte. Irgendwann würde sich das ändern, und wenn es geschah, würde Rule es wissen. Der Geruch dieses hormonalen Tumults, sagte Rule, sei genauso auffällig wie seine Auswirkungen.
    Lily hörte auf, die Lasagne in sich hineinzuschaufeln, und nahm einen Schluck von dem Merlot, von dem Rule annahm, dass er ihr schmecken würde. Die Lasagne war schon zum zweiten Mal aufgewärmt worden, aber sie war immer noch gut. Schließlich war es ja auch, wie Toby sagen würde, Carls Lasagne. Isens Hausmann packte Gerichte wie dieses in die Gefriertruhe, für den Fall, dass er mal außer Haus war, so wie heute.
    Carl immer um sich zu haben war ein riesiger Pluspunkt, musste sie zugeben. Keiner, der den Verlust von Privatsphäre gänzlich ausgleichen konnte, aber dennoch ein Pluspunkt.
    Es gab noch andere. Sie musste nicht Staub wischen oder staubsaugen oder das Badezimmer putzen – ja, um ehrlich zu sein, es wurde ihr sogar wärmstens davon abgeraten. Carl hatte eine ganze Liste von jungen Clanmitgliedern, die sich nur zu gern mit Putzen ein Taschengeld dazuverdienten. Außerdem konnte sie im Garten arbeiten, wann immer ihr danach war und sie Zeit dazu hatte. Diesen Garten hatte sie zwar nicht selbst angelegt und bepflanzt, aber Unkraut zu vernichten war immer befriedigend.
    Trotz der offensichtlichen Pluspunkte hätte Lily eigentlich lieber nicht bei Isen gewohnt. Die Fahrt zur Arbeit war zu lang, sie hasste das Gefühl, Gast zu sein, und sie konnte sich an den Mangel an Privatsphäre nicht gewöhnen. Doch in ihrer gemeinsamen Wohnung in San Diego wäre Rule sehr viel gefährdeter gewesen. Genauso

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