Unsterbliche Bande

fuhren mit dem Auto. Nur Scott flog mit ihr, Rule und Cullen zusammen.
    Scott war ein Leidolf. So wie, begriff sie, auch die Wachen, die laut José bereits vorgefahren waren. Das musste etwas mit Rules neu entdecktem Gefühl für sich selbst als Leidolf zu tun haben, aber was? Im Geist setzte Lily das auf die Liste der Dinge, die später zu besprechen sein würden, wenn sie mit Rule allein war.
    Um zehn vor neun war sie fertig mit Packen – mittlerweile war sie ziemlich geübt – und rollte ihren Koffer ins Wohnzimmer. Cullen lümmelte auf einem der Sofas, eine abgewetzte Reisetasche zu seinen Füßen, eine Tasse Kaffee in der Hand. Er nickte ihr zu. »José fährt den Wagen vor.«
    Sie warf einen Blick zum Flur, der zu Isens Arbeitszimmer führte. »Ist Rule noch bei Isen?«
    »Ja.«
    Zusätzlich zu den Stahlplatten in den Wänden war Isens Arbeitszimmer auch schallisoliert, deshalb hatte es keinen Sinn, Cullen zu fragen, ob er etwas gehört habe. Lily stellte ihren Koffer ab und begab sich zur Küche. »Ich hole mir eine Tasse Kaffee.«
    »Die Mühe kannst du dir sparen. Das war der letzte.«
    »Du hast die letzte Tasse genommen?«
    »Ist das eine rhetorische Frage?«
    Seufzend ließ sie sich auf das Sitzkissen nieder. Vielleicht hatte Isen Rule den kurzen Bericht gegeben, den sie ihm ausgedruckt hatte, und nun sprachen sie darüber. Das FBI hatte nicht viel über Jasper Machek, aber das wenige war eine interessante Lektüre. »Wie hast du den Münzwurf manipuliert?«
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
    »Na klar. Von dir aus kann Cynna uns gern begleiten, wenn sie will. Du hast überhaupt nichts getan, um die Münze, die sie geworfen hat, zu beeinflussen.«
    Er grinste. »Nichts, das jemand nachweisen könnte.«
    Lily würde Cullen nicht sagen, dass sie das, was er getan hatte, guthieß, auch wenn es so war. Falls sie Cynna in San Francisco brauchen sollten, würde sie sie anrufen, das hatte sie ihr versprochen. Doch das bedeutete nicht, dass sie nicht noch einmal besonders auf das mögliche Risiko hinweisen konnte. Cynna sollte nicht auf dem Clangut eingesperrt sein … aber es war gut möglich, dass die ganze Sache eine Falle war, mit dem Ziel, so viele von ihnen wie möglich vom Clangut weg und in einen Hinterhalt zu locken. Cynna stillte. Wo sie war, war auch Ryder. Deshalb war es besser, wenn sie dieses Mal blieb, wo sie war, zumindest fürs Erste.
    »Gestern Nacht wurden wir ständig unterbrochen«, sagte sie, zückte ihr Notizbuch und blätterte zu der nächsten leeren Seite. »Du sagtest, du hättest kein Foto des Prototyps, deshalb brauche ich noch eine Beschreibung.« Ein Versäumnis, das ihr während ihres Berichts an Ruben peinlich bewusst geworden war.
    »Ein Schädel.«
    Sie starrte ihn an. »Es sieht aus wie ein Schädel?«
    »Es ist ein Schädel. Die Runen sind mit schwarzer Tinte darauf geschrieben – die besonders präpariert wurde, aber wie, brauchst du nicht zu wissen. Und der gelbe Quarz ist natürlich in einem sorgfältig zusammengesetzten Muster aufgebracht, das –«
    »Du hast einen menschlichen Schädel für deinen Prototyp verwendet?«
    »Du bist heute Morgen aber schwer von Begriff. Vielleicht benötigst du wirklich eine Tasse Kaffee.«
    »Du kennst doch sicher die Gesetze über die Nutzung von menschlichen Überresten in magischen Praktiken. Wenn du –«
    »Natürlich kenne ich das Gesetz«, sagte Cullen heftig. »Der Schädel ist über siebzig Jahre alt, womit er von den meisten Einschränkungen ausgenommen ist. Er wurde gesegnet und ist nachgewiesenermaßen von allen Herkunftsspuren seines ursprünglichen Besitzers befreit. Ich habe ihn von der katholischen Kirche gekauft. Hat mich eine Stange Geld gekostet.«
    »Die katholische Kirche verkauft Schädel?«
    »Mit riesigem Gewinn, aber sie ist der achtbarste verfügbare Anbieter und außerdem der einzige, der eine ausreichende Anzahl garantieren kann, wenn du also besorgt bist, dass ich nicht bedacht habe, wie viele ich brauche, falls –«
    »Nein. Nein, das war nicht meine Sorge. Warum um alles in der Welt hast du einen Schädel für deinen Prototyp verwendet?«
    »Erst einmal wegen seiner Beschaffenheit. Außerdem haben Knochen nützliche Eigenschaften. Und das theatralische Element spielt natürlich auch eine Rolle. Die, die keine Ahnung von Magie haben, brauchen immer ein bisschen Effekthascherei, um zu glauben, dass etwas wirklich wirkt. Schädel beeindrucken sie immer wahnsinnig.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du hast