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Unsterbliche Bande

Unsterbliche Bande

Titel: Unsterbliche Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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anglisiert wurde – dass er eigentlich Reule heiße. Ein französischer Name. Da die Nokolai ursprünglich aus Frankreich kommen, nahm ich an, er hieße deswegen so. Aber es war seine Mutter, die ihn so genannt hat.«
    »Hast du das gestern Nacht erfahren?«
    »Isen und ich haben uns lange unterhalten. Isen hat ihn Rule genannt, weil das einfacher auszusprechen ist, also ist er damit aufgewachsen. Aber seine Mutter gab ihm den Namen Reule. Das bedeutet ›berühmter Wolf‹.«
    »Allerhand. Anscheinend hat sie sich viele Gedanken um seinen Namen gemacht. Aber wenn ihr, Isen und du, so lange miteinander geredet habt, dann war das doch bestimmt nicht alles.«
    Lily schnaubte ungeduldig. »Ich weiß nicht, wie viel ich sagen darf. Rule redet nicht über seine Mutter, aber ich glaube, es ist in Ordnung, wenn ich es tue. Aber irgendwo ist die Grenze zwischen dem, was in Ordnung und dem, was nicht in Ordnung ist, und ich weiß nicht genau, wo sie verläuft.«
    »Ich sage es ja nur sehr ungern«, sagte Cynna, »wirklich. Lieber würde ich weiterbohren, bis du mir alles sagst, aber …« Ihr Atem ging jetzt schnell und heftig, weswegen sie nun die Worte abgehackt hervorstieß. »Meine persönliche Regel lautet … wenn ich glaube, dass Cullen wütend wird … falls ich etwas erzähle … dann ist es in Ordnung. Wenn ich über etwas … reden will … dann darf ich das … auch wenn es ihn … wütend macht. Aber wenn es ihn verletzen würde oder … er sich bloßgestellt fühlt … dann sage ich … nichts.« Sie warf Lily einen Seitenblick zu. »Aber du kannst … darüber sprechen, wie du dich fühlst … ohne gegen irgendeine … Vertraulichkeits … vereinbarung zu verstoßen.«
    »Verwirrt.« Und ausgeschlossen, was ihr nicht gefiel, auch wenn sie es verstand. Rule brauchte Zeit, um für sich herauszufinden, was sein neuer Bruder für ihn bedeutete. Nur dass sie sich nicht sicher war, dass er das wusste. »Wir haben gleich die Hälfte geschafft.«
    »Gott sei Dank.«
    Sie hatten den Zweikilometerpunkt mit einem kleinen Steinturm markiert. Als sie dort ankamen, bat Cynna um eine Pause und machte kleine Streckübungen. Wahrscheinlich wollte sie wohl eher wieder zu Atem kommen, dachte Lily, aber das war in Ordnung. So lange konnte sie an einem langen, flachen Felsen ihre Achillessehne dehnen. Sie balancierte auf seiner Kante und streckte langsam die Zehen.
    Die Wolkentürme im Osten hatten mittlerweile ihre herrlichen Blut- und Feuertöne verloren und verblassten langsam zu einem weichen Rosa, während am Morgenhimmel ein Meer aus Grau und Stahlblau aufzog. Bis Mittag wird es Regen geben, dachte sie. Doch dann würde sie nicht mehr hier sein.
    »Ich wünschte, ich könnte mitkommen«, sagte Cynna.
    »Das kannst du doch bestimmt, wenn du möchtest. Weder Rule noch Isen können es dir verbieten.«
    »Das ist das Gute daran, eine Rhej zu sein, dass niemand mir etwas verbieten kann. Aber das heißt auch, dass ich erwachsen sein und mir manchmal selbst etwas verbieten muss.« Cynna zog ein Knie an die Brust. »Au. Der Schmerz tut gut. Aber manchmal ist es schwer zu sagen, was erwachsen ist. So sicher wie jetzt wird es wohl lange Zeit nicht mehr sein. Friars Organisation wird immer schlimmer.«
    »So scheint es jedenfalls.«
    »Und Jasper, der Dieb, will, dass ich mitkomme.«
    »Was ein sehr gutes Argument dafür sein könnte, hierzubleiben.«
    »Das hat Cullen auch gesagt. Und noch viel anderen Blödsinn.« Cynna senkte das Bein und umarmte das andere. »Warum ist meine linke Pobacke immer steifer als die rechte? Jedenfalls konnte ich mich nicht entscheiden, deshalb habe ich eine Münze geworfen.«
    »Ich nehme an, San Francisco hat verloren.«
    »Ja.« Cynna wechselte das Bein.
    »Na ja, wenn du hier bist, kannst du dich um die Kriminaltechniker kümmern. Jetzt, da die claninternen Angelegenheiten geklärt sind, hat Isen mir auch erlaubt, sie zu rufen. Sie werden so gegen zehn hier sein.«
    »Das kann ich machen.« Cynna senkte langsam das Bein. »Ich werde beim FBI kündigen müssen, weißt du.«
    Lily blieb stehen. »Mist.«
    »Nicht sofort. Ich habe noch zwei Monate unbezahlten Urlaub. Aber ich werde nicht mehr in den aktiven Dienst zurückkönnen. Ich kann nicht mehr da eingesetzt werden, wo ich gebraucht werde. Wenn ich noch Lehrling wäre, aber jetzt …« Sie zuckte mit den Schultern.
    Lily wusste nicht, was sie sagen sollte. Im Oktober war sie nahe daran gewesen, ihre Stelle beim FBI zu verlieren, und das hätte sie

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