Unsterbliche Bande
Clan, sondern auch den Nokolai zugute. Ich habe ihm die Fehler in seiner Argumentation aufgezeigt.«
»Du hast mehr als das getan.«
»Das stimmt. Wie auch immer er sein Handeln sich selbst gegenüber gerechtfertigt hat, er hat die Nokolai hintergangen und verraten. Ich kann ihm nicht mehr vertrauen. Ich habe verlangt, dass er die Clanmacht der Laban an seinen Thronfolger weitergibt –«
Der Einwurf »Heilige Scheiße!« kam von Cullen.
»– der in San Francisco zu euch stoßen wird, um euch bei euren Nachforschungen zu helfen.«
15
Lily klinkte ihren Sicherheitsgurt ein. »Noch nie hätte ich deinem Vater lieber eine verpasst.«
Rule lächelte seine
nadia
an, die zwischen ihm und Cullen auf dem Rücksitz von Isens riesigem gepanzertem Lincoln saß und überlegte, ob es falsch von ihm war, dass er ihren Ärger tröstlich fand. »Das geht vielen so.«
»Es gibt keine Erklärung dafür, warum er nicht mit seinen Gründen rausrücken will.«
»Er hat dir eine gegeben.«
Lily schnaubte. »Oh ja. Er will es mir nur leichter machen.«
»Ja, so ist Isen«, sagte Cullen. »Ein rücksichtsvoller Mistkerl.«
Isen hatte Lily verdeutlicht, dass es praktisch für sie wäre, wenn sie Tony persönlich befragen könnte. Das stimmte zwar, aber Lilys Skepsis war gerechtfertigt. Hinter Isens Arrangement steckte mehr … Was genau, das wusste auch Rule nicht, aber ein paar Details kannte er doch. »Du willst sicher mit Tony über den Deal sprechen, den sein Vater mit dem gemacht hat, der hinter dem Prototyp her war.«
»Natürlich will ich mit ihm sprechen. Isen hat diesbezüglich nichts aus Leo herausbekommen. Zumindest behauptet er das.« Sie warf Rule einen Blick zu. »Du warst doch ein paar Stunden bei Isen. Du weißt doch sicher mehr.«
»Heute Morgen ging es vor allem um Clanpolitik. Die Art, wie Isen den Verrat der Laban gehandhabt hat, wird nicht ohne Konsequenzen bleiben.«
»Warum?«
»Es ist eine Einmischung«, sagte Cullen. »Eine Einmischung in die internen Angelegenheiten der Laban.«
»Es ist in Ordnung, wenn Isen Leo tötet, aber eine Einmischung, wenn er ihn zwingt, abzutreten?«
»So ungefähr, ja.«
Rule sah ihr an, dass sie das nicht verstand. »Ein untergeordneter schuldet seinem dominanten Clan Gehorsam, aber er wird von seinem eigenen Rho geführt. Isen hat das Recht, Leos Tod zu fordern, aber ihm zu befehlen, die Macht an seinen Thronfolger abzugeben … Er hat die nötige Autorität, aber ob er auch das Recht dazu hat, das werden nun manche infrage stellen. Nur ein Rho fällt Entscheidungen, die die Clanmacht betreffen.«
»Aber wenn er Leo getötete hätte, wäre es auf dasselbe hinausgelaufen – auch dann wäre die Macht an seinen Thronfolger übergegangen. Und Leo wäre außerdem tot.«
Rule nickte. »Und so wird Isen seine Entscheidung begründen, als einen symbolischen Tod eines eidbrüchigen Rho. Der Rho ist ›gestorben‹, der Mann nicht. Es wird trotzdem einige geben, die es als ein anmaßendes Eingreifen in die Herrschaft des Rho der Laban sehen. Äh … das ist kein sehr gutes Beispiel, aber denk dran, wie empfindlich die lokalen Cops manchmal werden, wenn das FBI auf einem Gebiet aktiv wird, das sie für ihr Revier halten. Die Feds haben die Befugnis dazu, dennoch kann es sein, dass die Beamten vor Ort glauben, sie würden ihre Amtsgewalt missbrauchen.«
»Und dann gibt es da noch den Bürgerkrieg«, sagte Cullen fröhlich. »Staatsrechte und so – welche Kompetenzen die Bundesregierung hat und welche die Bundesstaaten. Darüber echauffieren sich die Leute heute noch. Die Laban sind den Nokolai untergeordnet, aber sie haben trotzdem ihre Rechte.«
Rule nickte. »Es ist nicht gerade hilfreich, dass Tony Leos Thronfolger war und Isen ihm nicht erlaubt hat, für eine Änderung zu sorgen, bevor er die Macht weitergegeben hat.«
»Was hat das damit zu tun?«
Rule und Cullen tauschten einen Blick. Rule antwortete. »Bis diesen Juli war Leos ältester Sohn James sein Thronfolger, doch dann hat er ihn plötzlich durch seinen jüngeren Sohn Tony abgelöst. Man glaubt allgemein, dass die beiden einen Streit hatten, Leo James eine Lektion erteilen wollte und dass Tony, der jüngere Sohn, nur ein vorübergehender Platzhalter für seinen Bruder war.«
»Was stimmt denn nicht mit Tony?«
»Nichts«, sagte Rule bestimmt. Ein bisschen zu bestimmt vielleicht. Sie sah ihn fragend an. Er seufzte. »Tony hat keinen Sohn. Und, nun ja, ich habe dir gesagt, dass das eine Voraussetzung für
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