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Unsterbliche Bande

Unsterbliche Bande

Titel: Unsterbliche Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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einen Lu Nuncio ist, aber das ist kulturell bedingt, nichts, was die Clanmacht fordern würde.«
    Cullen kam ihm zu Hilfe: »Aus einem ähnlichen Grund hat Jasper Herron Myron zum Lu Nuncio der Kyffin ernannt. Myron ist ein lausiger Kämpfer.«
    Sie nickte langsam. »Ein Lu Nuncio sollte kampferprobt sein, aber Jasper hat seinen Onkel zum Thronfolger ernannt, weil sein Sohn noch zu jung ist und Myron kein Rho werden will und deswegen froh sein wird, wenn sein Großneffe alt genug für das Amt ist. Das wissen alle, aber keiner spricht offen darüber. Das heißt, niemand hat Tony als Lu Nuncio wirklich ernst genommen?«
    »Mehr oder weniger. Wir hatten angenommen, Leo würde Tony sehr bald wieder aus dem Amt entfernen.«
    Sie nickte wieder. »Okay, dann ist es also eine Frage des Reviers und der Rechte, wenn Isen Leo befiehlt, abzutreten. Das verstehe ich, aber inwiefern ändert es etwas daran, wie diese Grenzen gezogen werden, wenn er Leo leben lässt?«
    »Leo war verantwortlich für das, was er getan hat, verstehst du. Nicht die Clanmacht.«
    Das gab Lily eine Weile zu denken. »Aus Sicht der Lupi gesehen ergibt das sogar Sinn. Leo hat die Verantwortung für sein Handeln übernommen, deswegen ist er persönlich schuldig. Damit ist sein Clan aus dem Schneider. Aber Isens Entscheidung betrifft die Clanmacht und damit alle Laban.«
    »Manche werden es so sehen.«
    »Dreht sich mein Kopf? So fühlt es sich nämlich an. Und das erklärt nicht, warum diesem neuen Rho befohlen wurde, sich uns anzuschließen. Oder warum wir ihn lassen sollten.«
    »Die Laban sind schuld, dass wir, du und Cullen und ich, uns nun einem Risiko aussetzen müssen. Deshalb muss der Rho der Laban das Gleiche tun – und bekommt damit eine Chance, das zurückzuholen, was die Nokolai durch seinen Clan verloren haben.«
    »Großmutter sagt: Wenn man einen Feind das Gesicht verlieren lässt, muss man ihn entweder töten oder ihm eine Gelegenheit geben, es wiederzugewinnen.«
    »Die Laban sind nicht unsere Feinde, aber ansonsten … ja, so ist es.«
    Lily verfiel in Schweigen. Sie dachte nach. Oder sie machte sich jetzt wieder Sorgen um ihn.
    Das war seine Schuld. Er hatte keine Zeit mehr gehabt, unter vier Augen mit ihr zu sprechen. Er nahm ihre Hand. Sie sah ihn an, ein Blick von der Seite unter den Wimpern hervor. Sie hatte noch Fragen, aber sie würde sie nicht stellen, nicht hier. Er sah weg und streichelte mit dem Daumen über die gepolsterte Stelle unten an ihrem Daumen. Er wollte ihre Fragen nicht beantworten. Eine unbestimmte Scham haftete an ihm, klebrig wie ein Spinnennetz. Er sah keinen Grund dafür.
    Es war ein Schock für ihn gewesen, von dem Menschenbruder zu erfahren. Er hatte nicht gut reagiert. Ohne Zweifel auch deswegen, weil es an Micks Geburtstag passiert war. Aber er schämte sich nicht seiner Reaktion.
    Wie fühlte er sich jetzt? Das würde Lily fragen, wenn sie allein wären. Oder vielleicht auch nicht. So gern sie auch Fragen stellte, sie verstand, dass manche Antworten treffender waren, wenn man keine Worte daran heftete. Er war … neugierig. Ja, jetzt, da der Schock abgeklungen war, wollte er mehr über Machek wissen. Er wollte vermeiden, dass der Mann ins Gefängnis kam – dabei konnte Lily hilfreich oder hinderlich sein, und er wollte mit ihr diese Frage erörtern, aber erst, wenn er sie unter vier Augen sprechen konnte. Dabei gab es zwischen ihm und dem neuen Familienmitglied keine wirkliche Bindung, auch wenn Machek ihn gestern Nacht am Telefon Bruder genannt hatte.
    Aber Jasper Machek war dreiundfünfzig Jahre alt. Das wusste Rule, weil Lily Isen danach gefragt hatte, als Rule noch damit beschäftigt war, die Neuigkeit zu verarbeiten. Und während Rule keine Ahnung von Jasper Macheks Existenz gehabt hatte, hatte Machek die ganze Zeit über Rule Bescheid gewusst. Das hatte Isen gesagt, kurz bevor Rule gestern Nacht den Raum verlassen hatte. Der Mann hatte ausreichend Gelegenheit gehabt, Rule schon vorher Bruder zu nennen.
    Und jetzt war alles anders. Er wollte etwas von ihm.
    Rule erwachte aus seinen Gedanken, als er Lilys Blick auf sich spürte. »Ja?«
    »Ich möchte nur sichergehen, dass wir uns einig sind«, sagte sie. »Cullen will seinen Prototyp zurück. Das will ich auch, aber vor allem will ich herausfinden, wer ihn hat und warum. Und was willst du, Rule?«
    »Herausfinden, ob Friar irgendwie seine Finger bei diesem Diebstahl im Spiel hat, natürlich.« Leise fügte er hinzu. »Mir geht es gut, Lily.«
    Sie

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