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Unsterbliche Bande

Unsterbliche Bande

Titel: Unsterbliche Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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gehen?«
    Da er im Moment ganz offensichtlich nicht mehr sagen wollte, nickte sie. Die andere Wache – Todd – ließ sie herein.
    Es war ein typischer Hotelflur – kurz, Bad zur Linken, Schrank zur Rechten –, der sich aber zu einem nicht ganz so typischen Wohnraum öffnete. Lily hoffte, dass die Antiquitäten nicht echt waren. Lupi konnten manchmal recht schonungslos mit ihrer Umgebung umgehen. Es gab ausreichend Platz und Sitzgelegenheiten für die fünf wartenden Männer, von denen sich einer von dem eleganten roten Sofa erhob, als er sie sah, und den Raum und alle darin schrumpfen ließ.
    Tony Romano war riesig. Mike war schon groß, aber Tony überragte ihn um mindestens fünfzehn Zentimeter, womit er circa zwei Meter sieben war. Und jeder Zentimeter an ihm war wohlproportioniert, wie bei der überlebensgroßen Statue eines Gottes oder antiken Helden. Er hatte dunkles Haar und einen olivfarbenen Teint, so wie sein Name schon andeutete, und ein Gesicht, das nur die kräftige Nase vor echter Hübschheit rettete. Außerdem war er absurd jung oder sah jung aus. Das hatte zwar bei einem Lupus nicht viel zu sagen, doch er hatte etwas an sich, das sie vermuten ließ, dass sein scheinbares Alter nicht weit entfernt von seinem tatsächlichen war. Vielleicht waren es seine Augen – groß, braun und unschuldig. Und ein wenig stumpf, so als würde in diesem schön geformten Kopf nicht viel vor sich gehen.
    Das schöne junge Ungetüm sah Rule ernst an. »Die Laban wünschen mit den Nokolai zu sprechen.«
    »
V’eius ven
«, sagte Rule. »Die Nokolai empfangen die Laban.«
    Tony errötete. »
V’eius ven
«, wiederholte er, fasste den Saum seines Poloshirts, zog es sich über den Kopf und warf es auf den Boden. Als seine Hände zum Knopf seiner Jeans wanderten, wartete Lily gespannt, und tatsächlich machte er ernst.
    Wie sich herausstellte, war er ohne Unterwäsche gekommen. Und er war überall bestens ausgestattet.
    Er sank auf die Knie und streckte sich dann mit dem Bauch nach unten auf dem Boden aus. Sein Hintern war ein Kunstwerk. Michelangelos David würde vor Neid weinen. Er sprach langsam und ernst, die Stimme leicht vom Teppich gedämpft: »
Laban subiciit Nokolai, plene et simpliciter.«
    Rules Brauen flogen in die Höhe. »Tony – die Nokolai sind einverstanden, das alte Versprechen zu erneuern –«
    Der dunkle Schopf bewegte sich verneinend. »
Plene et simpliciter.«
    »Wie du willst.
Nokolai accipit Laban subiiciuntur.
«
    Tony seufzte tief, als wäre er erleichtert, dass es vorbei war, und stand mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung auf. »Danke. Fred?« Er warf einen Blick nach rechts, wo Lily endlich den anderen, ihr unbekannten Mann bemerkte – ein kleiner, dunkelhäutiger Typ mit einem dicken Schnurrbart. Sowohl sein Kopfhaar als auch sein Schnurrbart waren mehr grau meliert als schwarz.
    Fred seufzte. »Ich war Zeuge der Unterwerfung
plene et simpliciter
meines Rho und werde es jedem gegenüber, der es wissen will, bestätigen.« Er bückte sich und hob die hingeworfene Jeans auf. »Hier.«
    »Danke«, sagte Tony wieder. Er stellte sich auf ein Bein, um mit dem anderen in die Hose zu steigen.
    »Was ist denn gerade eben geschehen?«, fragte Lily. »Ich weiß, dass er sich unterworfen hat, aber irgendetwas daran hat dich überrascht.«
    »Die Laban haben sich
plene et simplicite
unterworfen – das heißt gänzlich und vollständig, nichts zurückhaltend. Eine solche Formulierung ist ungewöhnlich. Manchmal wird sie verwendet, nachdem ein Clan den anderen im Kampf geschlagen hat, aber selbst dann sind oftmals Bedingungen an die Unterwerfung geknüpft.«
    »Zum Beispiel, wie lange sie Gültigkeit hat?«
    »Unter anderem, ja. Tony, dies ist meine Auserwählte, Lily Yu. Lily, dies ist Tony Romano.«
    Er stand nun wieder aufrecht da und zog den Reißverschluss seiner Hose hoch. »Miss Yu.« Er nickte ihr zu, wandte dann aber sofort wieder seine Aufmerksamkeit Rule zu. »Ich habe mich gänzlich unterworfen. Es war richtig so. Die Laban haben durch die Taten meines Vaters ihre Ehre verloren. Ich musste dieses Unrecht anerkennen. Er hat es gut gemeint, aber was er getan hat, war falsch.« Seine Brauen zogen sich zusammen. »Das habe ich ihm auch gesagt, aber er hat nicht auf mich gehört.«
    »Jetzt wird er es wohl müssen, nicht wahr?«, sagte Rule.
    »Er wird Zeit brauchen, um zu lernen, wie man das macht. Isen hat nicht zugelassen, dass mein Vater wieder meinen Bruder zum Thronfolger ernannte,

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