Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
noch über das ganze Gesicht, nickt Ansgar nur kurz zu und dreht sich wieder zu Josh um. Die beiden tanzen ausgelassen um den, nun schon verloschenen, Vampirkörper herum.
Ich schüttele mit dem Kopf und denke: wie die Kinder sind die beiden.
Im Grunde unseres Herzens sind wir dochalle Kinder, höre ich sofort Ansgars Antwort in mir drin. Neugierig, erstaunt und fasziniert, davon was in dieser Welt alles geschehen kann.
Ich denke darüber nach, bevor ich antworte:
Ja, ich fürchte, du hast erneut recht.
Er zieht seinen Arm enger um meine Schultern und küsst mich aufs Haar .
Ich weiß, sagt er nur.
Er führt mich zu Joshs Laden und öffnet die Hintertür. Es sieht nach wie vor hier verheerend aus, als wäre eine Bombe explodiert. Wir gehen in den Keller und Ansgar zieht sich im Badezimmer langsam aus.
Ich stehe vor dem Spiegel und sehe, dass ich auch nicht besser aussehe. Überall klebt Blut an mir – ich werde wohl nach ihm unter die Dusche steigen müssen.
Ansgar stellt das Wasser an, mit einem kräftigen Ruck stehe ich plötzlich mit ihm unter der Dusche – mit meinen Sachen. Er hat mich einfach mitgezogen.
Schon presst er wild seine Lippen auf meine, in meinem Kopf höre ich ihn sagen:
Du hast es auch bitter nötig. Du stinkst nach einem anderen.
Dabei zieht er mein T-Shirt hoch und löst nur seine Lippen von meinen, um es mir über den Kopf zu streifen.
Glaub mir, es war nichts Ernstes, antworte ich ihm und erwidere leidenschaftlich seinen Kuss.
Die ganze Anspannung, die Gefahr, das viele Blut und die unzähligen Toten der letzen Stunden werden mit dem heißen Wasser von meinem Körper und auch aus mir heraus gewaschen.
Als ich voller Lust meine Zähne in Ansgars Hals schlage, fühle ich mich schon wieder wie neu geboren.
Sein Biss ist fest und voller Leidenschaft – wie immer.
Ich stöhne laut auf und flüstere in Gedanken:
Ich liebe dich, mein Geliebter, ich werde dir immer folgen, bis weit über die Hölle hinaus – für immer, für ewig. Das schwöre ich dir.
Ansgar lässt von mir ab, verschließt die Wunden, dann blickt er mich an und sagt laut: „Schwörst du es mir wirklich?“
Ich sehe ihn erstaunt an.
„Ja“, antworte ich ihm, „ja, das schwöre ich dir, bei allem das mir heilig ist.“ Ich grinse und frage amüsiert:
„Muss ich es mit Blut schwören?“
Ansgar blickt an mir vorbei und meint zögernd: „Das hast du gerade getan.“
Er dreht das Wasser ab und steigt aus der Dusche, dann wirft er mir ein Handtuch zu und geht aus dem Badezimmer.
Ich kann ihm nur erstaunt hinterher blicken. Das hast du gerade getan , was meint er nur damit?, denke ich bei mir. Da kommt er auch schon zurück – den Arm voller frischer Anziehsachen für uns.
Nur gut, dass Josh immer einen Vorrat an Klamotten hat, sagt er in mir und grinst mich an.
Die Beschwörungssache von eben kommt mir unwirklich und dumm vor – vielleicht habe ich es mir nur eingebildet, dass er es so ernst meinte.
Wir ziehen uns langsam an. Als wir fertig sind, blicke ich uns beide an und lache.
Was ist los? , fragt er in meinem Kopf.
„Wir sehen genauso aus wie eben, nur ohne das ganze Blut.“
Es stimmt, Ansgar und auch ich haben beide schwarze T-Shirts und schwarze Jeans an – genauso wie vorher.
Ja, das stimmt, er lacht ein bisschen , ich liebe die Eintönigkeit.
Er umarmt mich und blickt mir in die Augen, aber du riechst besser als eben noch. Dann küsst er mich sanft auf den Hals.
Hmm, viel besser.
Er lässt mich los und sagt:
„Komm, wir schaffen die Sachen weg, wenn Josh das sieht, macht er mich kalt.“
Wir räumen die verdreckten Sachen weg und werfen sie in die Mülleimer, die in dem Hinterhof stehen.
Vorher ziehe ich noch den Blutstein aus meiner nassen Hose und stecke ihn in meine frische Jeans. Als wir fertig sind, macht Ansgar uns eine Dose Blut auf und erwärmt sie in der Mikrowelle, die zum Glück noch in Ordnung ist.
Wir setzen uns nach draußen auf die Stühle und trinken.
Wenn das Blut auf Körpertemperatur ist, schmeckt es nicht nur viel besser, es erwärmt und kräftigt mich auch um einiges mehr.
Ansgar stellt sein leeres Glas auf den Tisch und sieht mich an.
Ich glaube, ich weiß jetzt, wie Alarich das gemeint hat: Nur aus der Höhe magst du den finden, der sich in der Tiefe aufhält .
Ja, und wie?, frage ich ihn zurück.
Welches ist das höchste Gebäude, das du kennst hier in der Stadt?
Er sieht mich gespannt an, ich überlege und antworte:
Eines der vielen Hochhäuser
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