Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
trinken?“
Ich nicke stumm, Josh wendet sich ab und geht wieder in seinen Laden. Er und Nicki haben die letzten Tage damit zugebracht ihn wieder herzurichten und seit heute Nachmittag ist auch wieder geöffnet.
Ich grinse in mich hinein, ich bin eine gute Schauspielerin, finde ich. Natürlich wollte ich Josh genau danach fragen. Aber im richtigen Moment ein erstauntes Gesicht zu machen, war schon immer meine Spezialität.
Also wird er es nicht sein, bleibt nur noch meine zweite Wahl – Nicki. Ich muss es nur geschickter anfangen. Er ist meine letzte Chance.
Als hätte ich ihn gerufen, kommt er auch schon durch die Hintertüre, mit zwei Gläsern Blut in der Hand.
„Josh schickt mich, er hat gerade Kundschaft, seine erste, seit der Laden wieder offen ist.“ Er stellt die Gläser auf den Tisch, zieht einen Stuhl zu sich heran und fragt.
„Ist es erlaubt, dir Gesellschaft zu leisten?“
Ich nicke und lächele ihn an. „Ja, setzt dich nur, und danke für den Drink.“
Ich nippe ein paar Mal und mein Monster brüllt nur noch lauter auf. Grinsend kippe das Blut in einem Zug herunter. Nicki schiebt mir sein Glas hin.
„Das ist auch noch für dich, Josh meinte wohl, du könntest ein bisschen mehr gebrauchen.“ Er grinst schief. Ich kippe auch sein Glas in einem Zug herunter. Josh hat sich nicht geirrt – ich habe ein wenig mehr gebraucht. Geräuschvoll stelle ich das Glas zurück auf den Tisch.
„Ah, das war gut, danke, Nicki.“ Er nickt nur, dann blickt er mich weiter unverwandt an.
„Was ist?“, frage ich nach ein paar Sekunden irritiert.
„Du hast irgendetwas vor, ich weiß nur noch nicht genau was“, sagt er langsam und runzelt die Brauen.
„Was ist es, sag es mir doch einfach.“
Ich blicke auf meine Hände und murmele verzweifelt: „Kannst du dir das nicht vorstellen?“
Nicki schüttelt den Kopf.
„Und wenn du ganz scharf nachdenkst – auch dann nicht?“, frage ich ihn.
Er lehnt sich zurück und verschränkt die Arme hinter dem Kopf, weiterhin wendet er seinen feurigen Blick nicht von mir ab.
„Josh hat eben gemeint, du würdest ihn fragen, ob er dich töten kann. Ich denke, du wirst jetzt mich fragen wollen.“
„Du bist immer für mich da, hast du gesagt, und ich soll es nicht vergessen.“ Ich presse entschlossen die Lippen zusammen.
„Ja“, knurrt er, „das habe ich gesagt, aber auch, dass ich auf dich aufpassen werde. Und damit meine ich eigentlich, das ich acht geben werde, dass du nicht zu Tode kommst, nicht, dass ich ihn verursache.“
Ich schließe die Augen, und sage mit einer solch gequälten Stimme, die ich noch niemals von mir vernommen habe: „Ich kann einfach nicht mehr, Nicki. Mein ganzer Körper schmerzt, mein Denken, mein Fühlen ist nur noch ein einziger Schmerz, ich will tot sein – so schnell wie möglich. Es wird nicht besser, mit der Zeit, es wird von Stunde zu Stunde nur noch schlimmer. Ich halte das nicht mehr aus. Bitte Nicki, ich bitte dich als Freund.“
Ich öffne meine Augen wieder und blicke ihn an. Sein Gesichtsausdruck ist erschüttert, langsam bewegt er den Kopf hin und her.
„Natascha, ich kann das nicht – nicht wegen dir. Es ist wegen ihm, er würde extra aus der Hölle kommen und mich umbringen. Er würde meine Seele erneut verfluchen und … und das will ich nicht.“
Ich blicke zur Seite.
„Ihr verdammten, alten Vampire, was habt ihr nur immer mit euren Seelen. Warum ist die euch nur so wichtig?“
Nicki sieht auf seine Hände.
„Sie ist das einzig Unschuldige noch an uns, auf ihr klebt noch kein Blut. Sie lässt uns weiter hoffen und weiter leben – danach.“
Ich stoße prustend die Luft aus und erhebe mich.
„Wo willst du hin?“, fragt er mich sofort scharf.
Ich drehe mich halb zu ihm um und stoße verächtlich hervor:
„Bist du jetzt schon mein Vater, ich kann hingehen, wo ich will, ich bin frei. Ich muss niemandem Rechenschaft ablegen, ich kann machen was ich will, Nicki. Auf … bald.“
Ich gehe zwei Schritte, da holt mich seine Stimme ein.
„Natascha?“ Ich seufze, drehe mich aber um. Nicki wirft einen kurzen, gehetzten Blick nach hinten, auf die Hintertüre, die zu Joshs Laden führt. Er stemmt sich aus seinem Stuhl hoch und kommt zu mir. Freundlich blickt er mich an, er lächelt und streicht mir eine Haarsträne aus dem Gesicht.
„Grüße ihn von mir, wenn du ihn gefunden hast, und … mach es dir nicht so schwer.“ Er küsst mich sachte auf die Wange, dreht sich um und ist in Joshs Laden
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